Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenArtikel vorlesen lassenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren

Steinbrück attackiert Bankmanager

von Birgit Marschall (Berlin), Rolf Lebert, Ute Göggelmann und Mark Schieritz (Frankfurt)

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat Bankmanager angesichts der Finanzkrise scharf angegriffen. "Es gibt Bankvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind", sagte Steinbrück in einem Interview mit der FT und der FTD.

Weiter sagte Steinbrück: "Die Hochnäsigkeit der Manager, die wir mitunter gesehen haben - nach dem Motto: Wir sind cleverer als die anderen -, endete in einem Desaster."

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im Bundestag
 Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im Bundestag

Die ungewöhnlich scharfen Worte des Ministers zeigen, wie groß inzwischen der Unmut der Politik über die Auswirkungen der Marktturbulenzen ist. In Deutschland waren die Mittelstandsbank IKB und die Sachsen LB nach Fehlspekulationen mit US-Immobilien in eine schwere Schieflage geraten. Auch deren Management habe es offensichtlich an der nötigen Expertise gemangelt, sagte Steinbrück.

Nach zähen Verhandlungen einigten sich am Donnerstag die Staatsbank KfW - Hauptaktionärin der IKB -, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und private Institute auf ein neues Rettungspaket für die Mittelstandsbank. Demnach soll die IKB eine zweite Kapitalspritze von 350 Mio. Euro erhalten.

Im Sommer hatte der Bankenpool bereits ein erstes Stützungspaket im Umfang von 3,5 Mrd. Euro vereinbart. Gegen weitere Zahlungen hatte sich das Kreditgewerbe lange gewehrt. Finanzaufsicht, KfW und Bundesregierung drangen aber auf eine erneute Beteiligung der Institute. Mit der Stützung wollen die Banken verhindern, dass eine Pleite die Rückzahlung von Krediten an die IKB in Gefahr bringt.

ZUM THEMA

Wie es in Teilnehmerkreisen hieß, sagten die Banken nur unter der Voraussetzung zu, dass der ohnehin geplante Verkauf der IKB beschleunigt wird. Mehrere Institute, darunter die Commerzbank, die DZ Bank, die SEB und die WestLB, gelten als Kaufinteressenten.

In der Diskussion war auch, die IKB zu schließen. Dies stieß aber auf den Widerstand insbesondere der Finanzaufsicht BaFin und der Bundesregierung, die schwere Probleme für den gesamten deutschen Finanzsektor befürchteten.

"Wir sind als BaFin zufrieden damit, dass die Poolvertreter diese Lösung gefunden haben", sagte eine BaFin-Sprecherin. Der Pool hatte im Beisein von Bundesbankpräsident Axel Weber und BaFin-Chef Jochen Sanio bis in den frühen Donnerstagmorgen getagt und war auch am Donnerstag wieder zusammengekommen.

Steinbrück trifft am Freitag mit den übrigen Mitgliedern des KfW-Verwaltungsrats zusammen, um über das Rettungspaket für die IKB zu beraten. Die KfW hatte am Dienstag eingeräumt, dass sie in ihrer Bilanz die Vorsorge für mögliche Belastungen durch die IKB um 2,3 Mrd. Euro erhöhen muss. Damit hat die KfW jetzt 4,8 Mrd. Euro beiseitegelegt.

Oppositionspolitiker kritisieren, dadurch leide die Fähigkeit der Staatsbank, Kredite zu vergeben. Das Bundeswirtschaftsministerium ist für einen Umbau des KfW-Verwaltungsrats, was das Finanzministerium aber ablehnt. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) übernimmt im kommenden Jahr von Steinbrück turnusgemäß den Vorsitz im Verwaltungsrat.

Insider schließen nicht aus, dass in Zukunft weitere Risiken bei der IKB bekannt werden, wenn sich die Lage an den Märkten noch verschlechtert. Das Bundesfinanzministerium hat aber ausgeschlossen, dass zur Rettung der Bank Steuergelder fließen.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenArtikel vorlesen lassenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren
 

Aus der FTD vom 30.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

 FTD-Services 

Streit am Arbeitsplatz, mit Vermieter oder Finanzamt? Aktuelle Urteile aus vielen Rechtsgebieten kostenlos in dieser Datenbank.  mehr

 Nachrichten 

Lebensmittel werden auch 2008 teurer

Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) erwartet allerdings keine Preisexplosionen wie in diesem Jahr mehr. mehr

Geringste Neuverschuldung seit der Wende

Der Bundestag hat mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von Union und SPD den Haushalt 2008 beschlossen. mehr

Rundfunkgebühr soll um 95 Cent steigen

Damit bleibt die KEF deutlich unter den Forderungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. mehr

Die wichtigsten Beschlüsse des Bundesrats

FTD-Online zeigt, welchen Beschlüssen die Ländervertreter ihren Segen gaben. mehr

» Auf der Reeperbahn nachts ohne Bier «

Die sündige Meile ist zum Schlachtfeld betrunkener Jugendlicher geworden. Hamburg droht mit Trockenlegung. mehr

Koch: "Steinmeier schadet uns"

In dem Streit geht es um Deutschlands Verhältnis zu China. mehr

» In der Mitte nichts Neues «

Monatelang ist die CDU-Spitze durch die Landesverbände getourt, um ihr neues Grundsatzprogramm zu beraten. Herausgekommen ist ein Sammelsurium von Kompromissen. mehr

Hauptstadtvertrag unterschriftsreif

Im Vertrag werden mehrere millionenschwere und strittige Zuständigkeiten zwischen dem Bund und Berlin geregelt. mehr

CDU droht mit Pisa-Ausstieg

Die Vorabveröffentlichung erster Pisa-Ergebnisse hat einen heftigen Streit zwischen deutschen Bildungspolitikern und der OECD ausgelöst. mehr

Streit um Post-Mindestlohn weggezaubert

Verdi und der Arbeitgeberverband Postdienste mussten ihren Tarifvertrag nur an einer Stelle umformulieren. mehr

Kartellrecht hilft auch Privatkunden

Auch Verbraucher dürfen sichbei überhöhten Preisen für Strom und Gas auf Wettbewerbsregeln berufen. mehr

Deutschland vernachlässigt die Kinder

Einer OECD-Studie wachsen in Deutschland mehr Kinder in Armut auf als in den meisten anderen Industriestaaten. mehr

Mehr News aus Deutschland

Deutschland als
 


 

(€) Sachsen

(€) Osteuropa

(€) Hessen