Das hat mehrere Gründe: Mit dem Aufbau des Navigationsnetzes betreiben die europäischen Staaten massive Industriepolitik. Um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, nehmen sie in Kauf, dass sich das Projekt verzögert und teurer wird. Ein Beispiel liefert jetzt Spanien mit der Forderung einer eigenen Bodenstation. Diese kostet zusätzliches Geld beim Aufbau und späteren Betrieb - Hauptsache, die eigene Industrie ist auch repräsentativ beteiligt. Aber auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien pokern um ihre Standorte und versuchen, ihren Großkonzernen Vorteile zu verschaffen.
Die ursprüngliche Idee, dass Galileo durch einen internen Wettbewerb konkurrierender Industriekonsortien und mit finanzieller Beteiligung der Industrie aufgebaut wird, ist ohnehin tot. Der Industrie war das Risiko zu groß. Sie wagte es nicht, sich finanziell an einem Netz zu beteiligen, dessen wirtschaftlicher Erfolg sprichwörtlich in den Sternen steht.
Schon jetzt ist klar, dass der Kostenrahmen von angeblich 3,4 Mrd. Euro für den Aufbau des Netzes aus 30 Satelliten überschritten wird. Der Satellitenbau-Chef von EADS Astrium, Evert Dudok, hat schon vor Monaten öffentlich erklärt, dass die Budgets um mindestens eine Mrd. Euro höher liegen müssten. In Papieren des britischen Verkehrsministeriums ist nachzulesen, dass die Aufbauphase voraussichtlich 62 Prozent teurer wird, als derzeit offiziell angegeben. Die Briten erwarten Galileo-Kosten von 14 Mrd. Euro in den nächsten 25 Jahren.
Fakt ist: Die europäischen Verkehrsminister rechnen sich das Projekt schön und verschließen die Augen vor der Tatsache, dass sie über viel zu niedrige Budgets beschließen. Auch der geplante Termin der Fertigstellung mit jetzt Ende 2013 wird von Experten massiv bezweifelt.
Europa ist bereits auf dem besten Weg, den ehemaligen technologischen Vorsprung vor dem US-Konkurrenzsystem GPS zu verspielen. Die USA rüsten ihr System nach und die Russen, Chinesen und Japaner bauen ihr eigenes Netz auf.
FTD.de, 30.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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