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FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
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Doch, ich bin Engländerin!

Syed | 29. November 2007 18:02 Uhr

Ich habe nichts dagegen, gefragt zu werden, wo ich herkomme, aber was ich nicht mag, sind die ungläubigen Blicke, wenn die Leute meine Antwort hören. Ich bin eine Londonerin durch und durch, auch wenn meine Hautfarbe manche verwirrt. Meine Eltern stammen aus Karachi in Pakistan, aber sie leben seit 30 Jahren in London und sie sind sowohl Engländer als auch Pakistaner. Obwohl meine Wurzeln natürlich in Pakistan liegen, verstehe ich die englische Kultur viel besser, da ich meine ganzen 23 Jahre überwiegend in England verbracht habe. In Pakistan war ich dagegen nur sporadisch.

Seit einiger Zeit lebe ich in Deutschland. Hier sagen mir viele Leute, dass sie nicht glauben, dass ich aus England komme. Die amüsanteste Begegnung mit einem "Zweifler" war im Plus bei mir um die Ecke. Ich stand im Brotgang und überlegte, ob ich Vollkornbrot oder Sesambrot kaufen soll, und dann bemerkte ich einen Mann, der neben mir stand und mich anstarrte. Nach 5 Minuten dachte ich, jetzt muss ich was sagen. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihm helfen kann.


Daraufhin fragte er: "Woher kommst Du?".


"Aus England", habe ich geantwortet.


"Wirklich, wie kann das denn sein?"


Ich verdrehte die Augen und kaufte weiter ein, aber nach einigen Minuten kam er ein bisschen näher und sagte in ruhigem Ton:


"Ich habe gar nicht gewusst, dass die Sonne in England so brennt".


Er grinste und ging dann weg. Ich wurde auch mal gefragt, ob meine Haut mit dunkeler Farbe angemalt wurde. Es wurde schon mit dem Finger auf mich gezeigt und in einer aggressiven Art wurde ich als "Türkin" bezeichnet. Einmal wurde ich gefragt, ob meine englischen "Eltern" mich aus Indien adoptiert hätten.
Ich behaupte keineswegs, dass die ganze deutsche Bevölkerung ignorant ist, was andere Kulturen und Religionen betrifft. Aber nach meinen Erfahrungen glaube ich, dass ein Teil noch viel zu lernen hat. Ich behaupte auch keineswegs, dass es in England keinen Rassismus gibt, aber ich weiß mit Sicherheit, dass es dort mehr Toleranz gibt. In London zumindest leben Menschen unterschiedlicher Kulturen in Harmonie nebeneinander. Wir lernen voneinander, wir feiern zusammen und wir verstehen uns als Mensch, unabhängig von Rasse oder Religion.

Natürlich bin ich nicht naiv. Nach dem 11. September gab es auch in England mehr Auseinandersetzungen zwischen den Rassen und Religionen, aber die meisten Vorfälle wurden von den Medien aufgebauscht. Leider wird immer nur von den Extremisten berichtet, das vermittelt einen falschen Eindruck. Viel zu selten wird über das Zusammenleben der vielen verschiedenen Kulturen berichtet, oder wie wir, die Vertreter der jungen Generation, versuchen, Klischees auszumerzen. Das klappt nicht immer perfekt, aber im Großen und Ganzen eigentlich ganz gut.


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