Ich habe nichts dagegen, gefragt
zu werden, wo ich herkomme, aber was ich nicht mag, sind die ungläubigen
Blicke, wenn die Leute meine Antwort hören. Ich bin eine Londonerin durch und
durch, auch wenn meine Hautfarbe manche verwirrt. Meine Eltern stammen aus
Karachi in Pakistan, aber sie leben seit 30 Jahren in London und sie sind sowohl
Engländer als auch Pakistaner. Obwohl meine Wurzeln natürlich in Pakistan
liegen, verstehe ich die englische Kultur viel besser, da ich meine ganzen 23
Jahre überwiegend in England verbracht habe. In Pakistan war ich dagegen nur
sporadisch.
Seit einiger
Zeit lebe ich in Deutschland. Hier sagen mir viele Leute, dass sie nicht glauben,
dass ich aus England komme. Die amüsanteste Begegnung mit einem "Zweifler" war
im Plus bei mir um die Ecke. Ich stand im Brotgang und überlegte, ob ich Vollkornbrot
oder Sesambrot kaufen soll, und dann bemerkte ich einen Mann, der neben mir stand
und mich anstarrte. Nach 5 Minuten dachte ich, jetzt muss ich was sagen. Ich
habe ihn gefragt, ob ich ihm helfen kann.
Daraufhin fragte er: "Woher kommst
Du?".
"Aus England", habe ich geantwortet.
"Wirklich, wie kann das denn sein?"
Ich
verdrehte die Augen und kaufte weiter ein, aber nach einigen Minuten kam er ein
bisschen näher und sagte in ruhigem Ton:
"Ich habe gar nicht gewusst, dass die
Sonne in England so brennt".
Er grinste und ging dann weg. Ich wurde auch mal gefragt,
ob meine Haut mit dunkeler Farbe angemalt wurde. Es wurde schon mit dem Finger auf
mich gezeigt und in einer aggressiven Art wurde ich als "Türkin" bezeichnet. Einmal
wurde ich gefragt, ob meine englischen "Eltern" mich aus Indien adoptiert
hätten.
Natürlich bin
ich nicht naiv. Nach dem 11. September gab es auch in England mehr Auseinandersetzungen
zwischen den Rassen und Religionen, aber die meisten Vorfälle wurden von den
Medien aufgebauscht. Leider wird immer nur von den Extremisten berichtet, das
vermittelt einen falschen Eindruck. Viel zu selten wird über das Zusammenleben
der vielen verschiedenen Kulturen berichtet, oder wie wir, die Vertreter der jungen
Generation, versuchen, Klischees auszumerzen. Das klappt nicht immer perfekt,
aber im Großen und Ganzen eigentlich ganz gut.