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Out of Office

Es war einmal ...

von Emma Jacobs (Invernesshire)

Schreiben? Das kann doch jeder. Nein! Schreiben muss man üben, finden britische Manager und besuchen Kurse, in denen sie Geschichten erfinden - in denen endlich mal keine Business-Floskeln vorkommen.

Da sitzt sie nun, auf dem roten Holzstuhl vor dem Kaminfeuer, um sie herum lauter Zuhörer auf Sofas. Ceri Tallett nimmt ihre schwarzen Haare hinter dem Kopf zusammen, macht einen Pferdeschwanz daraus, konzentriert sich kurz - und beginnt zu lesen. Vorzulesen. Eine selbst geschriebene Geschichte. Ein "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute"-Märchen, das sie sich in der vergangenen Woche ausgedacht und aufgeschrieben hat.

Nein, Tallett ist keine Schriftstellerin und will es auch nicht werden. Sie arbeitet in der Marketingabteilung von Innocent. Der Softdrink-Hersteller aus Großbritannien hat sie in den Kurs für kreatives Schreiben geschickt, damit sie ihre Ausdrucksweise verbessern und das gezielt in ihrem Job einsetzen kann. "Niemand, der in der Kommunikationsabteilung eines Unternehmens anfängt, will Managementsprech benutzen. Niemand will unverständlich und uninspiriert schreiben. Aber es passiert", sagt Mark Watkins. Der Kommunikationschef des dänischen Pharmaunternehmens Nycomed nimmt ebenfalls an dem Schreibkurs des Unternehmens The Dark Angels im schottischen Inversshire teil. Das Motto des Kursanbieters: "Creative Writing in Business". "Im täglichen Arbeitsleben ist einem Sprache schnell egal, man stumpft ab", sagt Stuart Delves, der unter anderem als Theaterautor arbeitet und bei The Dark Angels unterrichtet. "Wir wollen die Leute für Sprache begeistern und ihnen zeigen, wie man sie richtig einsetzt."

Sprachliche Metamorphosen

The Dark Angels geht es bei den Kursen vor allem um zwei Dinge: Wie kann man inhaltsleere Aussagen und Schlagworte in ordentliche Sprache umwandeln. Denn wer will schon immer von "best practices" und "track records" lesen, wenn man es auch anders ausdrücken kann. Zum zweiten wollen die Dozenten den Kursteilnehmern zeigen, wie man Geschichten erzählt.

Vor allem Startups und Mittelständler schicken ihre Angestellten in die Kurse. Schließlich müssen Websites betextet, Reden geschrieben und Pressemitteilungen veröffentlicht werden. Und weil die Nachfrage groß ist, überlegen inzwischen auch andere Anbieter, Kreativkurse für Manager anzubieten. Die Organisation Arts and Business etwa, die sich um Kooperationen zwischen Kunstschaffenden und Unternehmern kümmert, will im kommenden Jahr das Programm "Impact Unleashed" starten. Unterrichtet wird unter anderem von dem britischen Dichter Jackie Wills.

Klar, dass der Spott nicht ausbleibt, wenn man sich zu einem Schreibkurs anmeldet. Schreiben? Das kann doch jeder! Kirsten Regan, Chefin des Politik-Informationsdienstes Newsdircet aus Edinburgh, etwa musste sich von Kollegen ärgern lassen, sie lerne bei The Dark Angels wohl, Märchen über Banken zu schreiben.

Dabei geht es um mehr: "Viele denken, Geschichten zu schreiben und zu erzählen, sei zu verspielt und fiktional für das Geschäftsleben", sagt Debra Raine, Verkaufs- und Marketingchefin beim Kommunikationsdienstleister Waggener Edstrom Worldwide. Dabei stimme das nicht. Wer Geschichten erzählen kann, könne auch Leben in trockene Daten bringen. Und wie in jeder guten Geschichte, gebe es schließlich auch im Geschäftsleben Protagonisten und Probleme, die man meistern muss. "Geschichten helfen, eine Botschaft an den Mann zu bringen", findet auch Jean-Michel Cossery, Marketingchef bei GE Healthcare.

Möglicherweise haben die Schreibkurse ja noch einen anderen Effekt. Jüngst wurde in England in einer Debatte beklagt, Schriftsteller würden zu wenig über Unternehmen und die Businesswelt schreiben. "Vielleicht entsteht ja in unseren Kursen der nächste große Businessroman", hofft Jamie Jauncey von The Dark Angels.

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Aus der FTD vom 03.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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