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04.12.2007    08:42 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Frage der Woche

Was war die größte Fälschung aller Zeiten?

Die Hitlertagebücher waren es nicht - die wurden schnell entlarvt. Doch es gibt ein Dokument, das für etwa 600 Jahre für echt gehalten wurde - mit gravierenden historischen Folgen.
Von Markus C. Schulte von Drach


vergrößern Ein Fresko in der Basilika Santi Quattro Coronati in Rom aus dem Jahre 1246 zeigt, wie Kaiser Konstanin dem Papst Silvester Tiara und damit weltliche Macht übergibt.
Foto: oh
 

Es war kurz vor der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom im Jahre 312, als Flavius Valerius Constantinus eine Vision hatte: Der Gott einer noch jungen Religion, die sich inzwischen im ganzen römischen Reich ausgebreitet hatte, versprach dem Feldherrn den Sieg - wenn er unter seinem Zeichen antreten würde. Constantinus, sowieso dem Monotheismus zugeneigt, folgte der Empfehlung, besiegte seinen Konkurrenten um die Macht im weströmischen Reich, wurde Kaiser und akzeptierte den christlichen Gott als verehrungswürdige Erscheinung.

Was nun hinter der Vision des Feldherrn gesteckt haben mag - Konstantins Erfolg hatte weitreichende Folgen für den christlichen Glauben. Auch der Kaiser des Oströmischen Reiches, Lucinius, tolerierte die Christen zu dieser Zeit. Doch nur für einige Jahre. Seine antichristliche Politik nahm Konstantin zum Anlass, ihn abzusetzen und hinzurichten. Anschließend unterstützte er den christlichen Glauben mit einem so großen Engagement, dass dieser sich schließlich - nach Konstantins Tod allerdings erst - sogar als Staatsreligion durchsetzen konnte.

Doch es gibt auch eine andere schriftlich festgehaltene Fassung der Geschichte, wie der Kaiser bekehrt wurde. Sie soll auf das Jahr 317 zurückgehen - und sie trägt seine Unterschrift!

Demnach erkrankte Konstantin nach eigenen Angaben als Christenverfolger am Aussatz. Kein Arzt konnte ihm helfen. Schließlich empfahlen ihm die heidnischen Priester des Kapitols, einen Brunnen mit dem Blut unschuldiger Kinder füllen zu lassen und darin zu baden. Als zahlreiche Kinder versammelt waren und "die frevlerischen Heidenpriester sie dahinschlachten wollten", sah der Kaiser die Tränen in den Augen der Mütter und "schreckte vor der Untat" zurück. In der folgenden Nacht erschienen Konstantin die Apostel Petrus und Paulus und empfahlen ihm, sich vom Bischof von Rom, Papst Silvester, taufen zu lassen, statt ihn weiter zu verfolgen.

Geheilt durch das Taufbad

Das Taufbad heilte den Kaiser. Nachhaltig beeindruckt fällte Konstantin einige tiefgreifende Entscheidungen. Er beschloss, die "römische Kirche ehrfürchtig hochzuhalten und in noch höherem Maße als unsere eigene Kaiserherrschaft und unseren irdischen Thron den heiligsten Thron des seligen Petrus ehrenvoll zu erhöhen, indem wir ihm Macht und Ruhmesglanz und Kraft und Ehre der kaiserlichen Herrschaft zuerteilen".


Darüber hinaus sprach er dem römischen Bischof, also dem Papst, den Erstrang über die vier anderen höchsten Patriarchensitze in Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem zu.

Damit nicht genug: Konstantin überließ dem Papst den Lateranpalast in Rom sowie die kaiserlichen Insignien und Rechte, also "die Krone unseres Hauptes, zugleich auch die Tiara . . . . und alle kaiserlichen Gewänder und wohl auch Würde und Recht auf eine kaiserliche Reitergarde, womit wir auch sowohl die kaiserlichen Szepter als auch zugleich Piken und Feldzeichen, auch Banner und verschiedene kaiserliche Auszeichnungen übergeben und die gesamte Prozessionsordnung der kaiserlichen Hoheit und den Ruhmesglanz unserer Macht." Dazu erhielt der Klerus von Rom Würde und Vorrechte des römischen Senats.

Doch der Herrscher schien geradezu in einen Freigiebigkeitsrausch verfallen zu sein: Wenn schon der Lateranpalast an den Papst gehen sollte, warum dann nicht auch gleich "die Provinzen der Stadt Rom und Gesamtitaliens"? Aber das reichte noch immer nicht. Auch die Provinzen "der Gebiete des Westens, Länder und Städte" übergab Konstantin auf ewig der Macht und Gerichtsbarkeit des Papstes und seiner Nachfolger.

Und da Rom für zwei so mächtige Herrscher jetzt natürlich zu klein war, entschloss sich Konstantin, "unsere kaiserliche Reichsgewalt und königliche Macht in die östlichen Gebiete zu übertragen . . . und in der Provinz von Byzanz . . . eine Stadt zu bauen und unsere Reichsgewalt dort zu errichten, da es ja dort, wo der Erstrang der Priester und das Haupt der christlichen Religion vom himmlischen Kaiser eingesetzt ist, nicht gerecht wäre, dass dort auch der irdische Kaiser seinen Machtsitz hätte."

Tatsächlich begann Konstantin 325 mit dem Ausbau des alten Byzantinum zum "Neuen Rom", das 330 fertig wurde. Soweit stimmt die Geschichte.

Erst auf dem Sterbebett getauft

Doch die Entscheidung dazu war keine Folge einer heilsamen Taufe durch Silvester, den Bischof von Rom. Tatsächlich ließ sich der Kaiser erst 337 auf dem Sterbebett taufen, und zwar vom Bischof Eusebius von Nikomedia. Und auch die Geschenke-Orgie des Kaisers hat nie stattgefunden. Die gesamte Urkunde, bekannt als Constitutum Constantini (Bestimmung Konstantins), ist eine Fälschung. Die größte Fälschung der Welt.

Angefertigt wurde sie offenbar im 8. Jahrhundert mit dem Ziel, die irdische Herrschaft der Kirche und des Papstes sowie die Vorrangstellung des römischen Bischofs vor allen anderen Bischöfen zu rechtfertigen. Bis heute weiß man nicht, wer sie zu Papier brachte. Doch der Verdacht liegt natürlich nahe, dass der Täter aus dem Umfeld des Papstes kam, da dieser den größten Nutzen davon hatte.


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Kommentare

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06.12.2007 09:59:28

Dr-Zorn: Die Glaubens-Designer

Eine Weltreligion, die mit Lügen und Fälschungen fast 2000 Jahre als „Hure“ weltlicher Macht unter christlichem Vorwand entsetzliches Leid über die Menschheit gebracht hat, wird sehr milde bewertet. Kein Wunder: einerseits sind es zahlende und unterstützende Mitglieder dieses System, andererseits Abtrünnige, in deren Gehirnen noch „Referenzwerte“ aus der Kindheit schlummern.
Erstaunlich ist, dass der Glaube von Weltreligionen völlig gottlos ist. Die Religion hat Gott den Menschen vorenthalten und sich selbst zum Gott gemacht. Wir haben es bisher nur nicht gemerkt. Glauben läst sich eben nicht per Steuer oder Spende fortdelegieren!
Die „intelligenten“ Designer und Kreationisten sitzen nicht dort, wo wir sie vermuten und sogar bekämpfen, sondern in den Weltreligionen und in der Naturwissenschaft.
Das Buch „Die Glaubens-Designer“, das sich mit den Ursachen und sehr aktuellen Auswirkungen von Glaubens-Manipulation beschäftigt, wird übrigens von den Medien bisher ignoriert. In unserer heutigen Zeit scheint Wahrheit eben „unglaublich“ zu sein…


2 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



05.12.2007 23:02:47

el_desaparecido: Hoppla!

Fast wäre mir doch der wertvolle Hinweis ergangen, dass Seine Heiligkeit auf den Titel "Patriarch des Abendlandes" verzichtet hat! Schon vergangenes Jahr!

PS: Der katholische Fortschritt – ein Wunder Gottes. (132 Seiten, Klebebindung; ab 01/08)


2 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



05.12.2007 10:59:31

drkosel: freier Franke,

ich lege gerne meine "Scheuklappen" ab, sofern Sie mich des Unsinns in der Sache überführen. Auch kann ich keine Selbstgefälligkeit bei mir selbst entdecken ( was natülich gewagt ist von sich selbst zu behaupten). Andere scheinen das aber wohl auch so zu sehen (überwiegt grün doch ganz eindeutig-weshalb mir aber nicht der Kamm schwillt !)Ich habe mich hier nur zu Byzanz -größte Fälschung der Geschichte- geäußert, und andere Fälschungen der "heiligen Kirche "relatviert. Wo und wen soll ich also beleidigt haben ? Oder selbstgerecht abgekanzelt haben ?


3 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



05.12.2007 09:39:11

-SuDe-: Es gibt keinen Gott über uns - höchstens in uns.

Hallo thomas8:

Sie schließen von einigen auf alle. Vermutlich haben Sie ja auch nur die letzte Seite gelesen. Es gab nämlich auch andere Beiträge.

Ansonsten sollten Sie berücksichtigen, daß es auch Leute gibt, die nicht zwischen Glauben und Kirchenvertretern verwechseln.

Sie haben zwar recht, daß dies ZWEI Themen sind. Allerdings bedingen diese sich durchaus - wenigstens in unserer Kultur, wo EIN Papst seit mindenstens 1.600 Jahren auch gewaltsam um die absolute Vorherrschaft über Europas Länder und über Europäische Köpfe kämpft (vor allem auch den bekronten Köpfen).

Der Glaube an etwas das außerhalb meiner selbst liegt, kann und wird von anderen instrumentalisiert werden, um Macht über meine Gefühle und mein Denken zu erhalten.

Im Sinne der Kirche sind nur manipulierbare Schäfchen gute Schäfchen - die anderen gilt es wenigstens auszurotten, wenn diese nicht (im Geiste) zu unterwerfen sind.

In diesem Sinne stand die Kirche auch schon immer entweder selbst in der Macht oder zumindest an deren Seite. Noch nie stand die Kirche an der Seite der Unterdrückten. Und tat sie es parziell doch einmal (wie in den letzten Jahrzehnten in Südamerika), dann tat der Papst alles, diese Abweichler zu behindern und abzustrafen.

Wer nicht an sich selbst glauben kann und wer nicht seine Basis in sich selbst beizeiten hinterfragt hat (gewöhnlich im zarten Alter der Jugend) der ist natürlich empfänglich für Sinn- und Haltgebende Vorstellungen von externer Quelle - christliche Sekten aller Coleur (allen voran die Großkirchen) bieten ständig ihre Dienste an.

Ich sag's mal so : wer Halt in der Fremde sucht, wird sicherlich nicht nur Scharlatane treffen. Solange diese 'Verführer' friedlich dahinziehen und die Gesetze beachten : sei's drum. Wer die Kraft in sich spürt und bereit ist Verantwortung über sich (und seine Unmittelbare Umwelt) zu tragen ist eh nicht anfällig für Götzenverehrer.

In diesem Sinne : SEI DU SELBST und damit auch EIN GUTES VORBILD - auf Jünger Jesus wirst Du öfter treffen - Du aber bist als Unikat einmalig und damit Göttlich.


8 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



05.12.2007 09:34:01

freier.franke: drkosel : Na na!

In den letzten Wochen habe ich wirklich sehr viel von Ihnen gelesen. Ich konnte dabei meist feststellen, daß Sie von sich wirklich mehr als überzeugt sind. Warum auch nicht - ich bin das auch von mir. Aber ich gehe nicht so weit wie Sie, denn sonst müßte ich Sie doch ganz glatt als einen der größten Fundamentalisten unter uns bezeichnen, denn Sie sind doch immer der Meinung, daß Sie das Wissen und somit auch das Recht für sich gepachtet haben. Wer dem widerspricht wird von Ihnen in der Form abgekanzelt wie Forestwalker von Ihnen am o4ten um 21.39.
Vielleicht sollten Sie Ihre Scheuklappen einmal etwas zur Seite schieben, denn dann würden Sie mit Sicherheit nicht so überheblich urteilen. Und das täte Ihnen gut anstehen!


7 Besucher haben diesen Kommentar bewertet


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