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Tchibo-Studium

Betriebswirtschaft im Sonderangebot

von Antonia Götsch (Hamburg)

Nach Tchibo-Handys gibt es nun auch das Tchibo-Studium. Der Kaffeeröster will damit Aufmerksamkeit erzielen, genau wie die private Fachhochschule Göttingen.

Eine Hand voll Bildung: Tchibo stellt neben seinen Kaffee ein BWL-Studium ins Regal
 Eine Hand voll Bildung: Tchibo stellt neben seinen Kaffee ein BWL-Studium ins Regal

Jede Woche eine neue Welt: Neben "Hüttenzauber - Geschmackvolles zum Kochen, Backen und Dekorieren" gibt es ab Freitag ein Angebot, dessen Slogan lauten könnte: "BWL - Gehaltvolles fürs ganze Volk". Zwischen Kaffeebohnen und Topfsets verkauft Tchibo ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre.

Kunden, die sich bis zum Jahresende an der Privaten Fachhochschule Göttingen einschreiben, sparen die Aufnahmegebühr von 650 Euro und zahlen monatlich 248 Euro statt 298 Euro. Das ist zwar nicht ganz so günstig wie "tchibofonieren" zu 15 Cent die Minute, passt aber dennoch zur Zielgruppe, sagt eine Tchibo-Sprecherin. "Wir suchen ja nicht immer nur das Billigste für unsere Kunden, die Uni ist für ihren guten Service bekannt." Das Angebot richtet sich an Berufstätige, die vom Schreibtisch zu Hause in 36 Monaten zum Diplom kommen wollen. Wer die Studiengebühren schon vorab zahlt, spart bei Tchibo 3000 Euro.

ZUM THEMA

Die Fachhochschule, die bisher 370 Fernstudenten zählt, hofft auf große Resonanz und hat bereits eine Hotline eingerichtet, damit sich die Interessenten schnell einschreiben können. Wie viele es werden sollen, will FH-Präsident Bernt Sierke nicht sagen, sondern: "Wir haben einen Bildungsauftrag und wollen die Menschen da abholen, wo sie stehen." Auch wenn sie mit einem Pfund Frische Ernte an der Kaffeemühle warten. "Das Diplom gibt es aber nicht über den Kaffeetresen gereicht", sagt Sierke. Dort liegen nur die Werbeflyer.

Auffallen um jeden Preis

Mit der Kooperation hofft er seine Hochschule bekannter zu machen und gibt zu: "Als kleiner privater Anbieter muss man eben um Aufmerksamkeit kämpfen." Das machen die Göttinger so auffällig wie kaum eine andere Hochschule: Sie geben ihren Studenten eine Geld-zurück-Garantie, falls sie nach dem Studium keinen Job finden und schalten Werbespots beim Musiksender MTV. In dem Film werfen junge Leute Bierbüchsen um drei Ecken aus dem Fenster und treffen dabei noch den Mülleimer - weil Studenten eben pfiffig sind und Bildung cool. Das Fernstudium im Tchibo-Shop passt zu dieser offensiven Marketingstrategie.

Auch Tchibo geht es bei der Aktion offenbar weniger um finanzielle Margen, wie es heißt. "Bildung ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema", lässt der Konzern erklären. Auf jeden Fall ein Thema, mit dem sich Aufmerksamkeit erregen lässt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist bereits darauf angesprungen und warnt davor, Bildung zur Ware zu machen. Erst im Februar hatte Tchibo Nachhilfestunden für Schüler vermarktet - und mit der Aktion jede Menge Publicity gemacht.

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FTD.de, 09.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa

 

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