Fast idyllisch wirkt das Jerusalem-Krankenhaus mit seinem großen Giebel, den weißen Balkonen und der kopfsteingepflasterten Auffahrt. Es sieht nicht aus wie ein typisches Krankenhaus - und ist es auch nicht: In dem historischen Gebäude in Hamburg entsteht eine der ersten von Ärzten geführten Spezialkliniken.
Das Krankenhaus wurde vor Kurzem von drei Gynäkologen übernommen. Dass eine Klinik verkauft wird, ist nichts Ungewöhnliches. Aber dass sie von den dort praktizierenden Medizinern erworben wird, kommt äußerst selten vor.
Häufig fehlt den Medizinern das notwendige Managementwissen. Und so sorgte der Schritt der drei Hamburger in der Branche für Aufsehen.
Seit elf Jahren kennen der 49-jährige Kay Friedrichs und die beiden Kollegen, der 52-jährige Timm Schlotfeldt und der 54-jährige Eckhard Goepel, das Jerusalem-Krankenhaus als Mieter: Die drei Mediziner betreiben seit 1996 im Seitenflügel der Klinik ihr "Mammazentrum", eine Gemeinschaftspraxis mit dem Schwerpunkt Brustkrebsdiagnostik und -therapie.
Rund 1100 Patienten operieren sie pro Jahr in den Operationssälen des Hauses, 3000 Chemotherapien machen sie jährlich. Damit gehören sie zu den führenden Brustkrebsspezialisten in Deutschland.
Vor der Glastür, die zum Mammazentrum führt, deutet Friedrichs auf eine gerahmte Fotocollage: Bilder der Umbauarbeiten im Dachgeschoss des Krankenhauses. Als die Praxis 1996 einzog, musste das gesamte Geschoss entkernt werden.
Das Jerusalem-Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel wurde 1912 von Presbyterianern gegründet. Ursprünglich wurden hier jüdische Auswanderer auf dem Weg nach Übersee behandelt. Seit 1975 ist es eine reine Belegarztklinik. Im September 2005 wechselte das Haus den Eigentümer und gehört nun einer Gesellschaft aus drei Ärzten und einem Kaufmann. |
Wo heute der großzügige Empfangsraum und die Sprechzimmer der Ärzte liegen, befand sich zuvor die Station für die Diakonissen: "In engen Zimmern wurden die kranken Ordensschwestern gepflegt", erläutert Friedrichs. Die Fotos lassen erahnen, was er und seine Kollegen im Krankenhaus vorhaben.
Rund 11 Mio. Euro wollen sie bis 2008 in ihre neue Klinik investieren. Das Gebäude aus dem Jahr 1912, dessen Interieur zum großen Teil aus den 60er- und 70er-Jahren stammt, soll von Grund auf saniert werden. Statt 90 Betten wird es künftig nur noch 50 geben; die Patienten schlafen in Ein- und Zweibettzimmern.
Im Gebäude entsteht zudem eine Reihe von Praxen. Die neuen Mieter sollen dem Krankenhaus wieder ein scharfes Profil geben. Das hat ihm nach Meinung der neuen Eigentümer in den vergangenen Jahren gefehlt.
FTD.de, 23.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Christian Schmid
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