Es ist ein Widerspruch. Weltweit kämpfen Regierungen und Mediziner mit ähnlichen Problemen. Epidemien und Infektionskrankheiten nehmen keine Rücksicht auf Staatsgrenzen. Fast alle Industrie- und Schwellenländer kämpfen mit einer rapiden Zunahme chronischer Herz- und Diabeteserkrankungen. Und doch: Von einer Globalisierung der Gesundheitsmärkte ist wenig zu spüren.
"Die Globalisierung spielt für uns nur eine kleine Rolle", sagt Fritz Oesterle, Vorstandschef von Celesio, Europas größtem Pharmagroßhändler. "Nur ein kleiner Teil unseres Geschäfts ist wirklich global organisiert. Unser Handelsgeschäft ist national, unser Apothekengeschäft sogar lokal." Ein wirklich internationaler Gesundheitsmarkt sei eine Vision. Pharmakonzerne, Medizintechnikfirmen und Dienstleister bieten ihre Produkte zwar weltweit an. In den jeweiligen Märkten brauchen sie aber oft starke Partner, um Erfolg zu haben. Und Kliniken, Pflegeanbieter oder Versicherer arbeiten fast ausschließlich innerhalb nationaler Grenzen. Nur schwer lassen sich Konzepte international übertragen.
Dabei sind die Aussichten verlockend. Bis 2015 wird der Gesundheitsmarkt weltweit um 66 Prozent wachsen, prophezeit die Unternehmensberatung McKinsey. Treiber des Wachstums sind vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer. Um 45 Prozent wird etwa der Markt in Südostasien wachsen, rechnet die Weltbank vor, um 62 Prozent gar im Mittleren Osten.
"Wir befinden uns an einem Wendepunkt", sagt die Wissenschaftlerin und Public-Health-Expertin Ilona Kickbusch. Gesundheit - als politisches Ziel und als Markt - müsse endlich global gedacht werden. "Bislang war es einer der größten Fehler, die Gesundheitspolitik national auszurichten."
Fast überall sind die Gesundheitsmärkte staatlich reguliert. "Zurzeit ist es daher nicht einfach, ins Ausland zu gehen", sagt Filippo Monteleone, Vorstand bei Générale de Santé, einer der größten Klinikketten Europas. Gerade im Krankenhausmarkt seien die Unterschiede erheblich, Synergien nur schwer zu heben. Selbst bei vermeintlich einfachen Produkten und Dienstleistungen sind die Barrieren hoch. "Es ist immer ein Problem, neue Märkte zu erschließen", sagt Diego Bravar. Sein Unternehmen Ital TBS bietet Kliniken spezialisierte Dienste an, mittlerweile in neun Ländern. "Nun wollen wir auch nach Saudi-Arabien."
Kein Einzelfall. Neben Indien und China rückt die Golfregion zunehmend ins Visier internationaler Akteure. Mit erheblichem Aufwand versuchen die Staaten dort, ausländische Unternehmen anzulocken. Megaprojekte mit europäischen und amerikanischen Partnern wie die Healthcare City in Dubai oder die Hamad Medical City in Katar sollen Patienten aus der gesamten Region anziehen. "Keine andere Region wächst so schnell", sagt Bernd Jäckel, Vorstand der deutsch-arabischen Handelskammer Ghorfa. Besonders Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate böten hervorragende Chancen. McKinsey rechnet dort bis 2025 mit einer Verfünffachung der Gesundheitsausgaben auf 60 Mrd. $. Getrieben wird die Entwicklung von den gleichen Trends wie in Europa: Ein demografischer Wandel mit einer rapide alternden Bevölkerung und eine dramatische Zunahme chronischer Krankheiten stellen auch die Golfstaaten vor immense Probleme - und eröffnen erfahrenen internationalen Unternehmen neue Chancen.
Allerdings ist es oft langwierig, neue Geschäfte am Golf zu etablieren. "In den ersten Jahren mussten wir wirklich leiden, nur langsam konnten wir die Potenziale heben", sagt etwa Franz Benstetter aus der Health Division der Münchener Rück. Über 15 Jahre war der Versicherer als Kooperationspartner am Golf aktiv. Aus dem Hintergrund - über kooperierende regionale Partner - bauten sie zunächst ein Netzwerk mit Ärzten und Kliniken auf. Seit einem Jahr schließlich vertreibt die Münchener Rück in Abu Dhabi eigene Krankenversicherungen.
Ähnlich versuchen auch Medizintechnikunternehmen, ihr Geschäft auszuweiten. "Man muss mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten, denn es gibt keinen weltweiten Standard, den man einfach exportieren kann", sagt Bernd von Polheim, Vice President GE Healthcare Central Europe. Und Robert Schrödel, Vorstandschef des Hightech-Dienstleisters Vanguard, sagt: "Die Geschwindigkeit, mit der wir in den Golfstaaten wachsen können, ist wesentlich höher als in Europa. Aber ohne strategische Partner in der Region ist es schwer."
Aus der FTD vom 06.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Nicole Maskus
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