Sein Spezialgebiet der Biometeorologie ist die Wissenschaft vom Einfluss des Wetters auf das Leben - und der Ruf in die Wirtschaft war eine riesige Chance. Denn die Münchener Rück verwaltet nicht nur Milliarden Euro Versicherungsgelder aus aller Welt, sondern gilt auch als Vorzeigeunternehmen in der Klimadiskussion.
Bereits zu Beginn der siebziger Jahre schwante Managern des Konzerns, die ihr Geld vor allem mit der Versicherung von Großprojekten gegen Katastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme und Überschwemmungen verdienten, Schlimmes. Irgendetwas, spürten einige der Juristen und Betriebswirte intuitiv, begann sich beim Weltklima zu verändern, irgendwie veränderten sich die üblichen Schadensmuster, auf die die Versicherungsexperten eingestellt waren.
Was als Bauchgefühl begann, sollte wissenschaftlich überprüft werden. 1973 veröffentlichte die Münchener Rück eine Studie, in der sie vorsichtig vor den Folgen eines möglichen Klimawandels warnte - vor 34 Jahren.
"Wir waren die ersten", sagt Höppe: "Wir kennen nichts vergleichbares, das älter ist." Die Studie enthielt bereits vieles, was heute noch diskutiert und von manchen immer noch bestritten wird, angefangen mit der Warnung vor einem Anstieg der Menge des hochgiftigen Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre.
Wollen wir warten, bis es 100 Prozent sind?" "Der Klimawandel ist da", beharrt Höppe, und die Wahrscheinlichkeit, dass menschliches Verhalten dafür verantwortlich ist, liege laut dem wissenschaftlichen Konsens des Weltklimarats bereits bei weit über 90 Prozent: "Wollen wir warten, bis es 100 Prozent sind?"
Die Versicherung wollte das nicht und legte bereits in den siebziger Jahren nach, auch wenn sie in der Wirtschaft damals kaum gehört wurde. 1974 gründete die Firma eine Forschungsabteilung mit kleinem Stab, um dem Klimawandel auf der Spur zu bleiben, Kernzelle der heutigen Geo-Risiko-Forschung mit 30 Mitarbeitern. "Damals waren wir Außenseiter", sagt Höppe: "Heute hört man auf uns."
Herzstück der Risikoforschung ist die Datenbank des Hauses. Sie enthält alle Großkatastrophen seit 1950 und ausgewählte epochale Ereignisse der vergangenen 2000 Jahre, seit fast 40 Jahren werden alle einschlägigen Ereignisse dokumentiert.
Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: "Heute registrieren wir bis zu viermal so viele Ereignisse wie vor 30 Jahren", sagt Höppe. Seit Ende der achtziger Jahre gewinnt der Trend an Tempo: Namentlich die Wirbelstürme - im Nordatlantik werden sie Hurrikane genannt, im Nordpazifik Taifune, im Indischen Ozean und Südpazifik Zyklone - nehmen dramatisch zu: an Zahl und Stärke. Die Zahl der Erdbeben dagegen ist über die Jahrzehnte etwa konstant geblieben.
Der Grund für diese unterschiedliche Entwicklung ist zugleich die Erklärung: Erdbeben entstehen aufgrund von Urkräften tief in der Erde, Wirbelstürme entstehen auch durch Menschenwerk.
Zum Beispiel weil sich die Meeresoberfläche der großen Ozeane ständig erwärmt - mitverursacht von den Menschen und ihrer CO2-Verschmutzung der Luft. "Wir sind überzeugt, dass der Klimawandel menschengemacht ist und dass er die Gefährdung durch Wetterextreme verändert", sagt Höppe.
Der laue Winter 2006/2007 etwa hat in Deutschland alle Rekorde seit Beginn der offiziellen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1856 geschlagen, und schon der Herbst war sehr warm. Weltweit fallen die zehn wärmsten Jahre seit 1856 in den Zeitraum von 1995 bis 2006.
Vor wenigen Jahren entstand ein Hurrikan auf einmal dort, wo sie noch nie aufgetreten waren: im Südatlantik. Einige andere nahmen eine neue Richtung, statt in die Karibik in Richtung Portugal. "Das hat gerade erst begonnen", sagt Höppe: "Und wir werden uns auf lange Sicht noch auf einiges einstellen müssen."
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