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Bielefeld/Berlin. Zumindest der Tendenz nach gilt: Mädchen entscheiden sich häufig für eher niedrig vergütete Ausbildungsberufe, die ihnen später vergleichsweise geringe Karrieremöglichkeiten eröffnen. Dabei spräche nichts dagegen, dass sie eine IT-Lehre starten, wenn sie "fit" am Computer sind -sie brauchen dafür nur eine gute Portion Selbstvertrauen.
"Es ist tatsächlich so, dass Ausbildungsberufe, die von besonders vielen Mädchen gewählt werden, häufig niedrig vergütet sind", sagt Angelika Puhlmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Dazu zählen Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk oder auch Frisörin - dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) in Berlin zufolge der 2004 von Mädchen am häufigsten ergriffene Lehrberuf.
Arzthelferin ist ein weiterer "klassischer" Mädchenberuf mit wenig Karrierepotenzial. "Da gibt es den einen oder anderen Zusatzkurs, aber davon abgesehen können sie kaum aufsteigen", sagt Carlotta Köster von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin.
Eine entscheidende Rolle für die Berufswahl spielen den Experten zufolge die Vorbilder, an denen sich viele Mädchen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz orientieren. Häufig sind das die eigenen Mütter, die selbst ähnliche Berufe ergriffen haben. "Allerdings hatten Frauen damals eine ganz andere Lebensplanung", erläutert Carlotta Köster: Oft wurde der Beruf von vornherein als vergleichsweise kurze Phase gesehen - ehe die Familie im Vordergrund stand.
Mangelnde Vorbildung schließen die Expertinnen dagegen als Ursache aus: "Mädchen machen heute durchweg bessere Schulabschlüsse als Jungs", sagt Ilka Windisch von der Bundesweiten Koordinierungsstelle des Projekts "Girls' Day - Mädchen-Zukunftstag" in Bielefeld.
Schulabgängerinnen auf der Suche nach einem Lehrberuf sollten sich ruhig auch abseits der ausgetretenen Pfade umschauen: "Fang an, dich zu informieren - zum Beispiel im Berufsinformationszentrum", empfiehlt Carlotta Köster von der BDA. Ergebnis dieser Recherche könnte etwa die Erkenntnis sein, dass es Ausbildungsgänge wie den zur Informationselektronikerin oder jenen zur IT-Systemkauffrau gibt, die bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten als die weithin bekannten.
Selbst in Metallberufen seien die Chancen für Mädchen besser als viele denken. Der Einwand, dabei den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen zu sein, ist heute laut Ilka Windisch so gut wie nicht mehr gültig: "Es gibt kaum noch Berufe, bei denen harte körperliche Arbeit im Vordergrund steht."
Wer an einem für Mädchen untypischen Beruf interessiert ist, kann ihn zum Beispiel am "Girls' Day" kennen lernen. Dieser findet dieses Jahr am Donnerstag, 27. April, statt und soll Mädchen ab Klasse 5 vor allem ermöglichen, in technische Berufe zu schnuppern, die bisher eher von Männern dominiert sind. Einen noch umfassenderen Einblick aber bekommt, wer eigene Erfahrungen sammelt. Ein Praktikum während der Schulferien bietet dazu in vielen Fällen Gelegenheit. gms/red
Mannheimer Morgen
25. April 2006
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