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Von gms-Mitarbeiter Thorsten Wiese
Literatur: Ursula Nuber: Was Paare wissen müssen: 10 Grundregeln für das Leben zu zweit, Krüger Verlag, ISBN 3-8105-0118-2, 13,90 Euro.
Weniger als ein Jahr und meist nur wenige Monate dauert die erste Verliebtheit. Dann verblasst das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben und nicht vom anderen lassen zu können oder ständig an ihn zu denken. Und in der Zweisamkeit und im Bett zieht die Routine ein. Das ist normal, birgt aber Gefahren für die Beziehung. Deshalb müssen Paare ihre Liebe pflegen - und sich Mühe geben, die Liebe immer wieder neu zu entfachen.
"Das Verrücktsein und die Leidenschaft lassen irgendwann nach", sagt Ursula Nuber, Psychologin und Autorin aus Ladenburg. Unweigerlich komme es zu einer Ernüchterung, weil die Partner einander immer besser kennen und immer weniger Neues und Spannendes am anderen zu entdecken ist. "Irgendwann fällt halt ins Auge, dass auch ein Traumprinz mal seine Socken herum liegen lässt und dass die Traumprinzessin viel zu viel mit ihren Freundinnen schwatzt."
Die meisten Paare glauben, dass die Liebe ausreicht, so wie sie ist, erläutert Professor Guy Bodenmann von der Universität Fribourg in der Schweiz. Gerade dann kann sie aber langsam in Monotonie, Langeweile und Entfremdung ausarten.
"Wir sind immer der Ansicht, eine Beziehung muss von allein funktionieren. Von allein wird sie aber allenfalls schlecht", ergänzt Jörg Wesner, Psychologe und Paarberater aus Hamburg. Paare erkennen diese Entwicklung daran, dass sie glauben, vom anderen alles zu wissen - und dann lassen die Neugierde, kleine Geschenke und andere Überraschungen, Komplimente und Zärtlichkeiten im Alltag nach, sagt Bodenmann. Und unabhängig vom Alter reduziere sich der Sex zum Beispiel um die Hälfte, fügt Nuber hinzu.
Routine ist unvermeidbar und natürlich. "Es geht ja schließlich darum, den anderen Menschen in den Alltag hinein zu holen. Man will ja gar nicht ständig im Ausnahmezustand leben", sagt Professor Georg Felser, Psychologe an der Hochschule Harz in Wernigerode. Dennoch sollte Routine ein Alarmzeichen für Partner sein, weil vieles nicht mehr in Frage gestellt, sondern für selbstverständlich genommen wird. "Die Neugier, das Erforschen des anderen hört irgendwann auf - und oft bügelt der eine dann über die Bedürfnisse des anderen hinweg. Die bislang untragischen Marotten des anderen werden plötzlich zum Störfaktor."
Dann müssen Paare an der Beziehung arbeiten, sagt Felser. Rituale etwa können dabei helfen. Vor allem seien aber außergewöhnliche Dinge nötig, über die Paare dann wieder reden. Sie halten die Beziehung lebendig. Ein solches Ereignis könne ein ungewöhnlicher Urlaub sein. Laut Ursula Nuber sollte das Paar versuchen, "qualitätsvolle Zeit" miteinander zu verbringen. In dieser gehe es eben nicht darum, den Alltag zu organisieren, sondern abseits der üblichen Tätigkeiten als Paar die Beziehung zu zelebrieren. "Das muss etwas sein, das nur das Paar betrifft - etwas, um das man sich nicht als Familie, sondern als Liebespaar kümmert."
Jörg Wesner rät, sich zu verabreden wie ein junges Liebespaar. "Das kann ein Essen sein, bei dem der eine Gast und der andere Gastgeber ist." Außerdem sei es sinnvoll, gemeinsam Neues auszuprobieren. So könne das Paar Dinge gemeinsam entdecken. Das bedeute zwar unter Umständen auch, dass das Paar feststellt, was ihm nicht gefällt. Aber das müsse die Beziehung aushalten. "Schrauben Sie Ihre Ansprüche herunter", rät Wesner.
Eine gute Möglichkeit sei, "in der eigenen Geschichte zurück zu gehen", sagt Wesner. Die Rückkehr an den Ort des ersten gemeinsamen Urlaubs etwa könne vergegenwärtigen, was die Partner einmal voneinander wollten. Darüber hinaus müssten Paare verstehen, dass das Glück nicht allein in der Beziehung liegt. "Man muss nicht alles gemeinsam erleben", sagt Georg Felser. "Wenn sich jeder seine Eigenständigkeit bewahrt, ist er zufriedener." Denn nur so erhalte sich jeder auch einen inneren Freiraum, fügt Ursula Nuber hinzu. "Man kann jemanden ja nicht vermissen, wenn er nie von einem weggeht."
Mannheimer Morgen
16. Januar 2007
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