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Chefwechsel kommt Siemens teuer

von Angela Maier (Frankfurt)

Der von der Schmiergeldaffäre gebeutelte Technologiekonzern Siemens hat sich den Wechsel an der Vorstandsspitze mehr als 14 Mio. Euro kosten lassen. Siemens zahlte Ex-Vorstandschef Klaus Kleinfeld eine Prämie von 5,75 Mio. Euro dafür, dass er auf eine Tätigkeit für einen Wettbewerber verzichtet.

Dies geht aus einem Bericht des Konzerns an die US-Börsenaufsicht SEC hervor. Klaus Kleinfelds Vertrag hatte ein solches - normalerweise übliches - Wettbewerbsverbot nicht enthalten. Das Unternehmen übernahm zudem die 8,5 Mio. Euro schweren Bonusansprüche des neuen Chefs Peter Löscher bei dessen vorigem Arbeitgeber Merck & Co., die sonst verfallen wären. Die Summe sei auf Löschers Altersvorsorgekonto gewandert und bis zu seinem 60. Geburtstag im Unternehmen gebunden.

Der ehemalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld
 Der ehemalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld

Kleinfeld war mit Wirkung Ende Juni zurückgetreten, da der Siemens-Aufsichtsrat seine Vertragsverlängerung wegen der Schmiergeldermittlungen verschieben wollte und er dies nicht akzeptierte. Trotzdem konnte er zusätzlich zu der Prämie durchsetzen, dass seine Aktienanwartschaften weiter bestehen bleiben. Seine 11.437 Stock-Awards waren auf Basis des gestrigen Aktienkurses 1,1 Mio. Euro wert. Sie werden über die nächsten Jahre schrittweise in Aktien umgewandelt. Kleinfelds reguläres Gehalt für das Geschäftsjahr betrug 6,1 Mio. Euro. Vom US-Alukonzern Alcoa, den er jetzt führt, kassierte er zudem ein Antrittsgeld von 8,7 Mio. $ in bar und in Aktien.

Der Siemens-Aufsichtsrat beschloss am Mittwoch erwartungsgemäß den einschneidenden Konzernumbau, den Löscher als Konsequenz aus dem Schmiergeldskandal initiiert hatte: Ab 1. Januar 2008 basiert der Konzern auf den drei Säulen Industrie, Energie und Medizintechnik. Damit verbunden wird der Vorstand von elf auf acht Mitglieder verkleinert. Fünf teils langjährige Zentralvorstände müssen gehen, wobei vier davon Siemens weiter beraten. Das größte Arbeitsgebiet Industrie wird Heinrich Hiesinger verantworten, der zunächst als Personalchef vorgesehen war. Die Energiesparte führt Ex-VDO-Chef Wolfgang Dehen, die Medizintechnik wie bislang Erich Reinhardt. Die drei Sparten werden in 15 Divisionen untergliedert.

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Zudem verteilt Siemens die regionalen Zuständigkeiten im Vorstand neu: Der neu berufende Personalvorstand Siegfried Russwurm betreut die Regionen Europa und Afrika, Technologiechef Hermann Requardt die Landestöchter in Asien-Pazifik und dem Nahen Osten. Antikorruptionsvorstand Peter Solmssen, wegen der Schmiergeldermittlungen stets in Kontakt mit der SEC, übernimmt das US-Geschäft.

"Nach einem Jahr umfassender Veränderungen sind mit der künftigen Führungsmannschaft und der neuen Organisationsstruktur die Fundamente für ein nächstes erfolgreiches Kapitel in der 160-jährigen Firmengeschichte gelegt", sagte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Auch die IG Metall zeigte sich zufrieden: "Herr Löscher hat den Arbeitnehmervertretern zugesagt, dass es unter seiner Führung keine Kahlschlagpolitik in Deutschland und anderswo geben wird", so IG-Metall-Chef Berthold Huber. Details des Umbaus werden Löscher und einige Vorstandskollegen heute in München vorstellen.

Von dem kräftigen Gewinnzuwachs im vergangenen Jahr hat der gesamte Siemens-Vorstand profitiert: Er verdiente 41,65 Mio. Euro, das sind 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Darin spiegelt sich eine Erhöhung der Fixgehälter um 30 Prozent wider. Zudem wurden die variablen Bestandteile deutlich aufgestockt, da der Vorstand die vereinbarten Jahresziele zu 200 Prozent erfüllt hat.

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Aus der FTD vom 29.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

 

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