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Evonik-Börsengang droht Verzögerung

von Matthias Ruch (Düsseldorf)

Das Vorhaben des Industriekonzerns Evonik, im Frühjahr 2008 auf den Kapitalmarkt zu gehen, droht sich zu verzögern. Mit Blick auf die Krise an den Kapitalmärkten stellte Wilhelm Bonse-Geuking, Chef der neuen RAG-Stiftung, den bisherigen Zeitplan infrage.

"Wir sind alle im Bann der Situation auf den internationalen Kapitalmärkten", sagte Bonse-Geuking. "Daher wollen wir keinen Termin für 2008 nennen." Evonik-Chef Werner Müller hatte bislang das zweite Quartal für den Börsengang angepeilt. Alternativ wollen Konzern und Stiftung auch den Verkauf eines Aktienpakets an einen Investor prüfen.

Nach langem Ringen mit der Politik ist die RAG-Stiftung seit Anfang Dezember Alleineigentümerin des RAG-Nachfolgekonzerns Evonik. Bis 2012 soll sie insgesamt drei Viertel ihrer Anteile veräußern, die erste Tranche von mindestens 25 Prozent bereits im kommenden Jahr. Mit dem Erlös müssen dann ab 2018 die Folgekosten des Steinkohlebergbaus finanziert werden, der unter dem Dach der Stiftung weiter zurückgeführt werden soll.

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Bereits bis 2012 sollen vier der acht Bergwerke, die heute noch Kohle fördern, stillgelegt werden. Nach FTD-Informationen zählen dazu neben den Zechen Walsum und Lippe in Dinslaken und Gelsenkirchen die Bergwerke Ost und West in Hamm und Kamp-Lintfort. Nach einem KPMG-Gutachten könnten sich die Ewigkeitslasten aus dem Bergbau auf 6,9 Mrd. Euro summieren.

Wichtigste Aufgabe der RAG-Stiftung ist daher, durch die Veräußerung ihrer Evonik-Anteile mindestens diesen Betrag aufzubringen. Neben der Vorbereitung eines Börsengangs soll parallel geprüft werden, wie hoch die Angebote möglicher Investoren liegen. Nach FTD-Informationen haben die US-Private-Equity-Gesellschaften KKR, Blackstone und Carlyle sowie die britische CVC Interesse bekundet.

"Wir wollen das Optimum erreichen und fühlen uns nicht unter Zeitdruck", sagte Bonse-Geuking. "Falls sich abzeichnen würde, dass wir keinen angemessenen Erlös erzielen können, werden wir zunächst vom Verkauf einer Minderheitsbeteiligung absehen müssen."

Der frühere BP-Manager, der den Vorstand der Stiftung zunächst über fünf Jahre führen will, gilt als Befürworter eines Börsengangs. Evonik-Chef Müller neigt dagegen eher dazu, zunächst einen Investor zu beteiligen. Zahlreiche Interessenten hätten sich gemeldet, bestätigte Bonse-Geuking auf Nachfrage. Konkrete Angebote gebe es aber noch nicht. "Unsere gesamte Planung stellt auf einen Börsengang ab", betonte er. "Wenn sich aber ein Investor einstellt, der kompatibel ist und eine große Summe Geld auf den Tisch legt, werden wir darauf ernste Gedanken verwenden." Kurzfristig orientierte Investoren, die ihre Anteile nur ein oder zwei Jahre halten wollen, kämen aber nicht in Betracht.

Um den Evonik-Konzern in seiner Struktur - mit den Sparten Energie, Chemie und Immobilien - zumindest in den kommenden Jahren zu erhalten, will die Stiftung zunächst eine Sperrminorität von gut 25 Prozent der Anteile halten. "Wir wollen aber nicht ausdrücken, dass wir diesen Anteil auf ewig halten werden", schränkte Bonse-Geuking ein. Die Immobiliensparte gilt als mögliche Akquisitionswährung, mit der Evonik größere Zukäufe finanzieren könnte. Alternativ werden auch die Chancen einer Kapitalerhöhung geprüft. "Dieses Thema hat einen hohen Stellenwert", bestätigte Bonse-Geuking. "Die Stiftung muss diese Option aber sehr sorgfältig abwägen."

Neben Bonse-Geuking sitzen nun der Chef der Kölner Sparkasse, Gustav Adolf Schröder, und Evonik-Vorstand Ulrich Weber im Vorstand der Stiftung. Bonse-Geuking führt zugleich den Evonik-Aufsichtsrat, in den zur Jahreswende neben anderen auch Bayer-Chef Werner Wenning, Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow und Commerzbank-Vorstand Martin Blessing einziehen werden. Offenbar wegen der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Schröder wird der Sparkassenchef - anders als geplant - nicht in das Gremium einziehen.

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Aus der FTD vom 07.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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