Über alle Bereiche hinweg seien bei den internen Untersuchungen zweifelhafte Zahlungen in Höhe von gut 1,3 Mrd. Euro entdeckt worden, teilte Siemens am Donnerstag in München mit. Es besteht der Verdacht, dass ein Großteil davon in schwarzen Kassen verschwunden und im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden ist.
Bisher hatte Siemens nur eine Summe dubioser Zahlungen für den früheren Kommunikationsbereich Com genannt, in dem die Affäre ihren Anfang genommen hatte. Hier hatte Siemens fragwürdige Zahlungen in Höhe von 449 Mio. Euro identifiziert. Als Konsequenz akzeptierte der Konzern ein Bußgeld in Höhe von 201 Mio. Euro. Nun ist auch die Untersuchung der anderen Bereiche weitgehend abgeschlossen, dabei hat sich die verdächtige Summe fast verdreifacht.
Konzernchef Peter Löscher kündigte an, das Vorgehen gegen unsaubere Methoden noch einmal zu verschärfen. Künftig werde Siemens jedes Jahr bekanntgeben, wie viele Mitglieder wegen Verstößen gegen interne Richtlinien abgemahnt oder entlassen würden. Im vergangenen Jahr habe sich Siemens von über 150 Mitarbeitern getrennt, über 300 seien abgemahnt oder verwarnt worden. Bei 14 Prozent aller Fälle seien Korruption oder Verstöße gegen das Kartellrecht nachgewiesen worden, bei einem Viertel Untreue oder Betrug. Der Rest habe gegen interne Richtlinien verstoßen.
Die Siemens-Spitze werde in den nächsten Wochen Kontakt zur US-Börsenaufsicht suchen, sagte Löscher. Zusammen mit Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und Rechtsvorstand Peter Solmssen werde er zur SEC reisen und über die Folgen des Schmiergeldskandals reden. Auch nach Abschluss der internen Schmiergeld-Untersuchungen bleibt Siemens weltweit im Visier der Justiz. Neben deutschen Staatsanwaltschaften ermitteln Strafverfolger in mehreren Ländern gegen ehemalige und aktive Manager des Unternehmens.
Der Skandal überschattete die guten Zahlen, die Siemens am Donnerstag nannte. Der Gewinn nach Steuern legte 2006/07 um gut ein Fünftel auf 4,04 Mrd. Euro zu. Die Steuerlast aus dem Verkauf der Automobilsparte betrage rund 1 Mrd. Euro. Der Kaufpreis von gut 11 Mrd. Euro werde allerdings erst im neuen Geschäftsjahr verbucht. Der Umsatz kletterte um rund ein Zehntel auf 72,45 Mrd. Euro.
Wegen des hohen Barmittelzuflusses und des VDO-Erlöses kündigte Siemens an, bis Ende September 2010 eigene Aktien für bis zu 10 Mrd. Euro zurückzukaufen. Die Dividende für 2006/07 soll um 15 Cent auf 1,60 Euro je Aktie aufgestockt werden. "Operativ erwarten wir für das Geschäftsjahr 2008 weiterhin ein profitables Wachstum. Wir gehen davon aus, dass unser Volumen prozentual doppelt so stark wachsen wird wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt", sagte Löscher.
Alle neun verbleibenden Bereiche hätten die von Löschers Vorgänger Klaus Kleinfeld aufgestellten Renditeziele bereits im abgelaufenen vierten Quartal erreicht, hieß es. Ursprünglich sollten sie die Zielmargen - je nach Segment zwischen fünf und 15 Prozent - erst 2010 erreichen.
Ohne die vom Landgericht München bereits verhängte Strafe Euro und die laufenden Kosten der Ermittlungen wäre der Gewinn des Konzerns 2006/07 deutlich höher ausgefallen. Allein für externe Berater, darunter die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton, gab Siemens 347 Mio. Euro aus - rund 1,7 Mio. Euro pro Arbeitstag.
Unternehmen | ISIN | ||||
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Siemens | DE0007236101.DE | Detailinformationen | Zum Portfolio hinzufügen | Zur Watchlist hinzufügen | Newsletter abonnieren |
FTD.de, 08.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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