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Putin benennt seinen Kronprinzen

von Catherine Belton, Neil Buckley (Moskau) und Nils Kreimeier (Berlin)

Russlands Präsident Wladimir Putin hat seine Nachfolge geregelt - und zugleich Spekulationen über eine Rückkehr ins Amt 2012 neue Nahrung gegeben. Funktionäre der Kremlpartei Geeintes Russland und anderer Parteien ernannten Vizepremier Dmitri Medwedew zum Kandidaten für die Präsidentenwahl im März.

Putin sagte daraufhin, er arbeite mit Medwedew bereits seit 17 Jahren zusammen und unterstütze "die Wahl voll und ganz". Mit Medwedew wird ein vergleichsweise liberaler Politiker zum hohen Favoriten für den anstehenden Wahlkampf. Anders als der bislang ebenfalls gehandelte Vizepremier Sergej Iwanow und Ministerpräsident Viktor Subkow hat der 42-Jährige keine Vergangenheit im Geheimdienst oder in den Machtstrukturen der ehemaligen Sowjetunion.

Medwedew hatte seine politische Karriere unter Putin in der Sankt Petersburger Stadtverwaltung begonnen. Als Putin Präsident wurde, wechselte Medwedew in die Präsidialverwaltung. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass Putin nach der wahrscheinlichen Wahl seines langjährigen Untergebenen einen Großteil seines politischen Einflusses behalten wird.

"Medwedew hat nur wenig politische Erfahrung", sagte Olga Kryschtanowskaja, Politologin an der Russischen Akademie der Wissenschaften. "Er ist lenkbar und loyal und wird als eine Art Adoptivsohn Putins betrachtet." Alexej Makarkin vom Moskauer Zentrum für politische Technologien schloss nicht aus, dass Medwedew die Funktion eines Platzhalters für Putin haben könnte. "Es ist möglich, dass Putin an die Macht zurückkehrt", sagte er. "Aber wenn, dann nicht vor 2012." Putin darf laut Verfassung keine dritte Amtszeit in Folge absolvieren. Allerdings steht ihm offen, bei der übernächsten Wahl erneut zu kandidieren.

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Da Medwedew auf den gesamten Apparat der Kremlparteien, aber auch auf die Unterstützung der Behörden zählen kann, werden Gegenkandidaten kaum Chancen eingeräumt. "Niemand kann mit ihm konkurrieren, er ist der Nachfolger", sagte Makarkin.

Russische und ausländische Investoren feierten die Entscheidung für Medwedew als Zeichen einer unternehmerfreundlichen Politik. "Es ist wahrscheinlich, dass der Wachstumskurs und der Ausbau der Infrastruktur fortgesetzt werden", sagte Chris Weafer, Chefstratege der Investmentbank Uralsib. Der Leitindex der Moskauer Börse, RTS, stieg um zwei Prozent. Die Aktie des russischen Energiekonzerns Gazprom, dessen Aufsichtsrat Medwedew leitet, legte um 2,2 Prozent zu.

Medwedew hatte sich in der Vergangenheit als Anhänger der freien Marktwirtschaft präsentiert - beispielsweise vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Allerdings nahm in seiner Amtszeit der Einfluss des russischen Staats auf die Wirtschaft deutlich zu.

Boris Gryslow, Parteichef von Geeintes Russland, bezeichnete Medwedew als "sehr sozial orientierten Kandidaten", der sich bei der Umsetzung staatlicher Bildungs- und Wohnungsbauprogramme bewährt habe. In der Regierung ist Medwedew verantwortlich für die "nationalen Projekte", mit denen der Lebensstandard in Russland gehoben werden soll. Die Aufgabe ermöglichte ihm in den vergangenen Monaten zahlreiche öffentliche Auftritte.

Außer Geeintes Russland unterstützen drei weitere Parteien Medwedews Kandidatur - darunter die kremltreue Partei Gerechtes Russland, die bei der Dumawahl Anfang Dezember ebenfalls ins Parlament gewählt worden war. Ursprünglich war die Präsentation eines Kandidaten erst für kommenden Montag erwartet worden.

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Aus der FTD vom 11.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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