Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken

Leander Haußmanns Lehrstück über den Affen im Menschen

Von unserem Mitarbeiter Frank Dietschreit

Jan ist, einerseits, ein ganz normaler Durchschnittsspießer. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und fährt gern teure Autos. Außerdem ist er ein leidenschaftlicher Fußballfan, kann nicht zuhören und vertritt die Meinung, dass Frauen schlecht einparken könnten. So weit, so banal. Jan ist aber auch, andererseits, ein Neandertaler. Deshalb hockt er, mit Ganzkörperfell und mit verfaulten Zähnen, noch immer in einer Spielzeuglandschaft vor seiner Höhle, schnüffelt an den Genitalien einer weiblichen Artgenossin und zerrt sie grunzend und vor Lust stöhnend hinter den nächsten Busch.

Der Mensch, vor allem der Mann, stammt halt vom Affen ab und hat sich, aller modernen Errungenschaften und kulturellen Bestrebungen zum Trotz, nicht von seinen Vorfahren emanzipiert. Die These der Evolutionsbiologen ist so alt und öde, dass man sich gähnend abwenden möchte. Ausgerechnet Leander Haußmann, sonst einer der pfiffigsten und kreativsten deutschen Filmemacher, meint aber, aus diesem vor billigen Klischees berstenden Stoff eine intelligente Komödie machen zu können. Welch ein Irrtum! Denn was vielleicht als vorwitzige Persiflage auf zeitgeistige Lebensratgeber und Aufklärungsfilme à la Oswald Kolle gedacht war, verrutscht zur peinlichen, oft auch peinigenden Lachnummer.

Ein Sachbuch verblödeln

In der Nachwendezeit war Bühnen-Regisseur Haußmann in Bochum und Berlin für manchen Theater-Skandal gut. Dann verlegte er sich aufs Filmemachen und bewies mit "Sonnenallee" und "Herr Lehmann", dass er aus literarischen Humoresken cineastischen Honig saugen konnte. Was den für süffisante Ironie und augenzwinkernde Nostalgie zuständigen Regisseur jetzt geritten hat, den Sachbuch-Bestseller "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" des amerikanischen Ehepaares Allan und Barbara Pease mit bunten Bildern zu verblödeln, bleibt ein Rätsel.

Eigentlich hat er mit Benno Fürmann (Jan) und Jessica Schwarz (Katrin), Matthias Matschke (Rüdiger) und Annika Kuhl (Melanie) einige der witzigsten und wandlungsfähigsten deutschen Schauspieler. Doch dann dürfen die Mimen doch nur zwei biedere Paare darstellen, die trotz großer Liebe auf große Krisen zusteuern. Und das nur, weil die Männer mit ihren andauernden Erektionen immer nur Sex, die Frauen aber lieber bei Kerzenschein die Welt schönreden wollen. Kaum verwunderlich also, dass die ebenso attraktive wie intelligente Katrin ihren tumben Jan gern mit dem schöngeistigen Schriftsteller Jonathan betrügen würde.

Schulter- und schenkelklopfend

Uwe Ochsenknecht trägt eine lustige Langhaarperücke und gibt den weltgewandten Autor als tänzelnden Schmusebären. Natürlich steckt auch in ihm der Neandertaler und lauert hinter der Maske des sensiblen Frauenverstehers ein vor Lust lechzender Macho. Denn Männer sind nun einmal eine simple Spezies: Wenn sie nicht gerade im Netz nach Pornos googeln und mit ihren Sekretärinnen ins Bett steigen, grölen sie auf dem Fußballplatz, verschließen ihre Ohren bei wichtigen Themen, belächeln Auto fahrende Frauen.

Davon in immer neuen Episoden zu erzählen und die grotesken Vorurteile des Geschlechterkampfes schulter- und schenkelklopfend auf den Arm zu nehmen, findet Leander Haußmann lustig. Es ist aber selten zum Lachen, sondern meistens nur zum Heulen. Klamauk statt Komödie.

Mannheimer Morgen
29. November 2007

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