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Vergessene Vergangenheit

An ihrer Seite

Sarah Polley gibt mit einfühlsamem Alzheimer-Drama ihr Regie-Debüt

Immer ein Versprechen: Julie Christie, Tochter eines Teeplantagenbesitzers und "Golden Girl" der "Swinging Sixties". Sie war die Lara in "Doktor Schiwago", John Schlesingers Oscar-prämiertes Fotomodell "Darling" und die Hure "Mrs. Miller", die in Robert Altmans Spätwestern dem Geschäftsmann "McCabe" alias Warren Beatty den Kopf verdreht - was ihr auch im richtigen Leben mühelos gelang.

Von der Leinwand hat sie sich weitgehend verabschiedet, mit Bedacht wählt die 66-Jährige inzwischen aus ihren Angeboten aus, absolviert meist nur noch kleinere Auftritte, etwa als (dominante) Mutter - die von Kate Winslet in "Wenn Träume fliegen lernen" oder die von Brad Pitt in "Troja". Umso schöner ist es, sie wieder in einer tragenden, vielschichtigen Rolle zu genießen, ihren suggestiven Blick zu erleben. In "An ihrer Seite", Sarah Polleys Adaption von Alice Munros Kurzgeschichte "The Bear Came Over the Mountain", spielt sie Fiona Andersson, eine Hausfrau, die seit über vierzig Jahren mit Grant (Gordon Pinsent) verheiratet ist.

Das Paar lebt in einem gemütlichen Haus im kanadischen Norden, liest sich vor, geht gemeinsam Langlaufen. Dann die ersten Irritationen. Fiona stellt die Bratpfanne in den Kühlschrank, vergisst den Ausdruck für Wein. Ein Besuch beim Arzt folgt. Diagnose: Alzheimer im Anfangsstadium.

Regiedebütantin Polley ("Mein Leben ohne mich"), selbst eine vorzügliche Schauspielerin, bleibt mit der Kamera stets nah dran an Christie, an deren aussagekräftigem Gesicht mit den strahlend blauen Augen. Es scheint fast so, als wolle sie in deren Gehirn eindringen und ihre Gedanken lesen. Warum tut Fiona, was sie tut? Sie packt ihre Sachen und entscheidet sich, in ein Pflegeheim zu ziehen. Grant begreift die Welt nicht mehr, waren seine Frau und er im Verlauf ihrer Ehe doch nie auch nur einen Tag getrennt. Jetzt soll er sie, so will es die Heimordnung, 30 Tage nicht sehen dürfen. Es geht ums Festhalten und Loslassen, um die Mysterien der Liebe und darum, was Männer und Frauen aneinanderbindet. Ein Kammerspiel der Gefühle, wenn man so will, ohne Herzschmerz, Larmoyanz und Lore-Kitsch. Trotz aller Harmonie werden in dieser anderen Art "Szenen einer Ehe" Missstände spürbar, Verstimmungen, Verletzungen, die der Gatte seiner Frau (unwissentlich?) zugefügt hat. Und die wird er vielleicht nie wieder gut machen können. Denn als Grant das erste Mal auf Besuch kommt, hat Fiona ihn schon vergessen, sich dem Heiminsassen Aubrey (Michael Murphy) zugewandt.

Er "verwirrt" sie nicht, braucht ihre Hilfe. Für Grant bricht die Welt zusammen. Er weiß nicht mehr weiter. Bis er mit Aubreys Ehefrau Marian (Olympia Dukakis) zu reden beginnt, die sich der Realität stellt. So lernt Grant erstmals ohne sie zu sein. Was Gordon Pinsent mit minimalem schauspielerischen Aufwand perfekt transportiert und dabei unterstreicht, dass es im Leben für nichts Garantien gibt. Gebhard Hölzl

Morgenmagazin
06. Dezember 2007

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