Mittagessen und Networking" steht im Programmheft. Und "Pause und Networking". Ja sogar "Wein und Networking". Die Botschaft des Seminars ist klar, und Tessa Leard setzt die Anweisung in die Tat um: Die Ingenieurin steht in der Mittagspause in der Lobby des Osloer Hotels Christiania und tauscht mit anderen Frauen Visitenkarten.
Rund 250 weibliche Führungskräfte sind an diesem Freitag zur Veranstaltung Female Future gekommen. Der norwegische Wirtschaftsverband NHO hat zu dem Seminar geladen, um die Managerinnen vorzubereiten: Leard und ihre Kolleginnen wollen alle möglichst schnell einen Job als Aufsichtsrätin. Und ihre Chancen stehen gut. In Norwegen müssen größere Aktiengesellschaften, ASA genannt, ab dem 1. Januar 2008 ihre Kontrollgremien zu mindestens 40 Prozent mit Frauen besetzen. Unternehmen, die sich nicht daran halten, droht die Auflösung. So sieht es das 2003 beschlossene Gesetz vor. Und noch immer haben 111 Aktiengesellschaften trotz Übergangszeit ihre Quote nicht erfüllt. Obwohl schon fast Silvester ist.
Aktienrecht, Bilanzen lesen, Fallstudien lösen: "Bei einem Handelsunternehmen wollen einige große Aktionäre aussteigen. Mit welcher Strategie bekommt man neue Aktionäre?", lautet eine Aufgabe, die von den Seminarteilnehmerinnen gelöst werden muss. Wer die Kurse, die über das Jahr verteilt stattfanden, erfolgreich absolviert, bekommt ein Zeugnis. In "Styrekompetanse", was so viel heißt wie "Aufsichtsratskompetenz". "Die 40-Prozent-Regelung war notwendig, sonst wäre die Initiative nicht zustande gekommen, und ich bekäme kein Zeugnis", sagt Kursteilnehmerin Gjertrud Helland, die als Juristin bei der börsennotierten Baufirma Veidekke arbeitet. Rund 500 Frauen hat der NHO bisher ausgebildet, etwa die Hälfte hat bereits einen Job.
Natürlich gibt es Spott: Schnell lästerten Kollegen, sprächen von dem NHO-Kurs klischeehaft als "Strickklub", berichtet Tessa Leard. Doch sie ist begeistert: "Auf den Seminaren können wir Frauen aus männerdominierten Branchen unsere Arbeit diskutieren", sagt die Ingenieurin, die bei Aker Kvaerner arbeitet, einem Ausrüster für die Energiebranche.
"Die Persönlichkeitstests der anwesenden Frauen zeigen, dass sie ein klassisches Führungsprofil haben, selbstsicher sind, offen sind und Karriere machen wollen", sagt Dozentin Elisabeth Östrem von der Personalberatung Assessio. Doch anders als viele Männer würden Frauen ihre Qualitäten nicht so nach außen kehren und weniger Beziehungen knüpfen, die für das berufliche Fortkommen unerlässlich sind. Also lautete eine Aufgabe des Kurses: "Gehen Sie zu einer Konferenz und kommen Sie mit fünf neuen Kontakten zurück."
Bente-Lise Melas vom Offshore-Ausrüster Kongsberg und 18 Kolleginnen haben das Networking anders verwirklicht. Sie lernten sich während des Kurses kennen und gründeten gemeinsam das Unternehmen Female Invest. "Wir beteiligen uns an Unternehmen und wollen dort dafür werben, die teilhabenden Frauen in den Aufsichtsrat zu schicken", sagt Melas. Ihre Strategie zum weiblichen Machtausbau: Nur Frauen dürfen sich an ihrem Unternehmen beteiligen. Wie gut, dass das norwegische Aktienrecht vorschreibt, dass die Aufsichtsräte auch zu mindestens 40 Prozent mit Männern besetzt sein müssen.
Aus der FTD vom 11.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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