Der Konzern solle über alle Wertschöpfungsstufen stringenter ausgerichtet werden, teilte RWE am Abend mit. Ziel sei zudem die "Vermeidung von Doppelfunktionen". Mit dem ursprünglich erst für Anfang 2008 geplanten Umbau der Konzernstruktur ergreift Großmann die Flucht nach vorn. Intern hatte sein Vorhaben seit Wochen für Unruhe gesorgt, einzelne Vorstände hatten Widerstand angekündigt. Nachdem Details seiner Pläne nach außen gedrungen waren, war der neue Konzernchef zusätzlich unter Handlungsdruck geraten.
Profiteur des Umbaus ist - neben Großmann selbst - vor allem Ulrich Jobs. Der bisherige Chef der hoch profitablen Erzeugungssparte RWE Power wird zum Vorstand für das gesamte operative Geschäft, Chief Operating Officer (COO). Der 54-Jährige steigt damit intern zum wichtigsten Mann hinter dem Vorstandschef auf.
Großmann selbst kann sich damit aus dem täglichen Geschäft künftig weitgehend zurückziehen und sich der zunehmend wichtigen Vertretung der Konzerninteressen nach außen widmen. Nicht zuletzt wegen seiner guten Verbindungen in die Politik war der frühere Stahlmanager zu RWE geholt worden. Derzeit wirbt Großmann öffentlich für einen Energiepakt mit der Regierung, der das stark belastete Verhältnis wieder verbessern soll. Neben der Politik wird sich Großmann mit seinem Finanzchef auch verstärkt um den Kapitalmarkt kümmern müssen. Investoren hatten zuletzt angesichts voller Kassen vor allem eine offensivere Wachstumsstrategie eingefordert.
Mit dem neuen Führungsmodell folgt RWE dem Beispiel von Eon. Der große Rivale hatte bereits im April dieses Jahres einen COO eingerichtet - und dessen Macht gerade erst weiter ausgebaut: COO Johannes Teyssen ist nun auch stellvertretender Konzernchef und gilt damit als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Eon-Chef Wulf Bernotat.
Bei RWE soll Jobs ebenfalls mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet werden. Entsprechend schwächer als ihre Vorgänger werden die neuen Spartenchefs gestellt. Vor allem die Energy-Sparte, die wegen des Wettbewerbs im Vertrieb deutlich weniger verdient als die Erzeugung, soll weitgehend auf ihre Kernfunktionen reduziert werden. Eine vollständige Auflösung, gegen die sich intern erheblicher Widerstand formiert hatte, ist damit vorerst abgewendet - grundsätzlich aber weiter möglich. "Die Straffung der Strukturen bei RWE wird weitergehen", hieß es am Dienstag aus Konzernkreisen.
Wesentliche Funktionen wie die Verhandlungen mit der Politik und die Kommunikation, die bislang neben der Konzernzentrale auch in den großen Sparten lagen, werden künftig zentralisiert, teilte RWE in einem Schreiben an die Mitarbeiter mit.
Berthold Bonekamp, der intern ebenfalls als Kandidat für den COO-Posten gehandelt wurde, wird künftig im Vorstand unter anderem für Unternehmenskäufe, Strategie sowie erneuerbare Energien zuständig sein. Seine bisherige Funktion als Energy-Chef gibt er ab. Bonekamp bleibt damit neben Jobs und Finanzchef Rolf Pohlig im engsten Führungskreis von RWE. Seine wichtigste Aufgabe wird die Suche nach geeigneten Übernahmeobjekten, mit denen der Konzern sein externes Wachstum vorantreiben kann. Im Wachstumsfeld der erneuerbaren Energien kann Bonekamp maßgeblich auf Fritz Vahrenholt zählen, der künftig die neue Ökostromgesellschaft führen wird. In den Konzernvorstand wird der frühere Chef des Windanlagenbauers Repower aber nicht einziehen.
Deutlich aufgewertet wird nach FTD-Informationen der Niederländer Peter Terium. Der bisherige Chef der Handelssparte RWE Trading soll künftig auch den Bereich Midstream verantworten, in dem RWE das Gasgeschäft gebündelt hat.
Neben dem externen Wachstum und dem Ausbau der erneuerbaren Energien hat RWE intern das Ziel gesetzt, den bundesweiten Vertrieb auszubauen. Anders als die Eon-Tochter "E wie einfach", die bereits 250.000 Kunden gewonnen hat, ist die RWE-Tochter Eprimo noch nicht ausreichend bekannt, um dem Konzern neue Haushaltskunden in lohnendem Umfang zu bescheren.
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Aus der FTD vom 12.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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