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Neue Bilanzregel sorgt für Unruhe

von Rolf Lebert (Frankfurt)

Eine neue Bilanzregel sorgt derzeit für reichlich Gesprächsstoff am Markt und schürt Befürchtungen über weitere Abschreibungen in dreistelliger Milliardenhöhe bei internationalen Finanzkonzernen. Es geht um den Bilanzierungsstandard FAS 157, der ab Donnerstag in der amerikanischen Rechnungslegung US-GAAP angewendet werden muss.

FAS 157 definiert die Grundsätze, nach denen künftig Forderungen und Verbindlichkeiten in den Bilanzen zum sogenannten Fair Value, also zu Marktpreisen, bewertet werden müssen. Es handelt sich hierbei um keine neue Definition dessen, was Fair Value ist. Vielmehr werden die in verschiedenen FAS-Standards zerstreuten Fair-Value-Bestimmungen zusammengeführt und ihre Anwendung auf die unterschiedlichen Kategorien von Forderungen und Verbindlichkeiten verbindlich geregelt.

Erstmals voll wirksam wird er für das Geschäftsjahr 2008 und bei Institutionen, die ihn freiwillig bereits anwenden, wie etwa Citigroup, Merrill Lynch oder Morgan Stanley. Die wichtigste Änderung ist, dass erstmals die Marktgängigkeit der einzelnen Assets klar getrennt ausgewiesen werden muss. Level-I-Assets sind demnach die Anlageklassen, für die es Preise an liquiden Märkten, etwa Aktienbörsen, gibt.

FAS 157 zwingt die Banken

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Level-II-Assets werden Märkten zugeordnet, an denen vergleichbare Preise gestellt werden, etwa für Immobilien. Level-III-Assets sind Anlagen, für die es weder Marktpreise noch vergleichbare Preisansätze gibt. Ihr Fair Value muss sich daher auf interne Bewertungsmethoden und die nachprüfbaren Meinungen vergleichbarer Marktteilnehmer stützen.

Zuletzt schätzte am Mittwoch die Citigroup den durch die Krise des US-Hypothekenmarkts ausgelösten Abschreibungsbedarf auf illiquide Wertpapiere des Typs Level III auf rund 64 Mrd. $. Andere Berechnungen, etwa der Royal Bank of Scotland, taxieren die Wertminderungen auf 100 Mrd. $ und mehr.

Das hat zwar aus Sicht von Experten nicht unmittelbar etwas mit FAS 157 zu tun. Die Vorschrift zwinge die Banken aber, ihre Bestände an Level-III-Anlagen offen auszuweisen und im Zweifelsfall, also wenn die Anlage einer Klasse nicht eindeutig zugeordnet werden kann, die nächstschlechtere Klasse zu wählen. Zudem verlangt die Vorschrift, als Fair Value den Ausstiegspreis und nicht den Einstiegspreis für ein solches Produkt anzusetzen.

Auch europäische Banken betroffen

Diese Prozedur schafft aus Sicht von Experten zwar mehr Transparenz von Investoren, kann aber auch Banken in Bedrängnis bringen, die hohe Bestände an Level- II-Assets haben. Dazu wird auch Goldmann Sachs gezählt, die im dritten Quartal 2007 noch mit einem Rekordergebnis glänzte. Die Bank legte Level-III-Anlagen im Volumen von 72 Mrd. $ offen, doppelt so viel wie ihr Eigenkapital. Anderen geht es ähnlich. Die Hoffnungen richten sich darauf, dass die Lage sich im ersten Quartal 2008 wieder beruhigt und schlimmste Szenarien nicht eintreten.

Betroffen von FAS 157 sind auch europäische Banken. Viele haben amerikanische Aktionäre, die an sie die gleichen Anforderungen in Sachen Offenheit stellen. Manche Finanzkonzerne sind auch in New York notiert und müssen in den Überleitungen auf US-GAAP ihr Level-III-Engagement aufdecken.

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Aus der FTD vom 15.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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