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9th Czech International Air Fest in Hradec Kralove

CIAF 2002


Zum ersten Mal wagten wir die Fahrt in den „Wilden Osten“ – zum CIAF 2002 in die Tschechische Republik nach Hradec Kralove. Bereits zum neunten Mal fand das Czech International Air Fest statt – vor allem in den ersten Jahren überzeugte die Airshow mit seltenen Jets aus Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts. Allerdings war schon in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend hinsichtlich der osteuropäischen Teilnehmer zu sehen. Beim CIAF 2002 war leider nicht mehr so viel „Ostpower“ zu finden wie in den 90er Jahren. Bei dichtem Nebel machten wir uns bereits am Freitag auf den Weg in die Tschechische Republik, um das Fly In und das Training mitzuerleben. In der Einflugschneise angekommen fanden wir uns bei strahlendem Sonnenschein zwischen zahlreichen Schaulustigen ein – deutsche oder niederländische Spotter waren zu unserer Überraschung aber kaum vor Ort.
Beim Flyin und beim Training ging es dann Schlag auf Schlag. Wenn mal keine Maschine trainierte, dann kamen die Gäste an. Den absoluten Höhepunkt lieferten allerdings die beiden niederländischen F-16 bei ihrer Ankunft in Hradec Kralove. Wir sahen die beiden F-16 im Tiefstflug ankommen und einen Sekundenbruchteil später donnerten die beiden in rund 20 m über unsere Köpfe hinweg – mit vollem Nachbrenner. Dann ging die F-16 BM Fighting Falcon (J-885) über dem Taxiway noch tiefer, machte eine Rolle um die F-16 AM (J-017), um dann vertikal nach oben zu steigen. Am Samstag sprach ich mit dem Holländischen „Jockey" aus Leeuwarden. Er sagte, dass er ca. 480 bis 500 kts bei vollem Afterburner drauf hatte. Auf meine Frage, welche Höhe er denn dabei gehabt hätte, sagte er nur trocken: „Altitude? I don’t know! Low!". Die deutschen Tornado Piloten vom AG51 hatten dieses Husarenstück vom Platz aus miterlebt und meinten, dass die F-16 in ca. 5 bis 10 m Höhe über den Platz gedonnert sei.

Am Samstag zeigte sich im Static Display, dass nun auch in der tschechischen Republik der Westen immer mehr den Einzug gehalten hatte. Es waren nur eine MiG-21, eine L-29, eine L-39 und eine L-159 zu finden. Hinzu kamen alle Helikoptertypen der Tschechischen Luftwaffe – von Mi-2 bis zur Mi-24 Hind. Sehr interessant waren zudem die beiden Galeb G-2A aus Serbien & Montenegro. Ansonsten waren im Static Display nur mehr westliche Typen zu finden, es waren keine "großen" Überraschungen aus osteuropäischen Nationen gekommen. Aber immerhin war die Bodenausstellung sehr abwechslungsreich mit unterschiedlichen Typen von Jaguar über Hawk bis zu mehreren F-16 der USA, Niederlande und Dänemark. Ein Farbtupfer im Static stellte zudem das AG51 Immelmann aus Jagel – das Geschwader schickte seine Sonderbemalung zum CIAF 2002 nach Hradec Kralove.

Beim Flying Display brannte förmlich die Luft. Zwei MiG-21 Fishbed aus Caslav eröffneten die Show mit einem Überflug. Im Anschluss daran zeigte der "Invaze Cirkus" eine abwechslungsreiche Show: deutsche Soldaten mit der Fokker DR1 von Manfred von Richthofen wurden aus der Luft von französischen, englischen und amerikanischen Doppeldeckern angegriffen. Begleitet wurde die Show mit sehr viel Pyrotechnik und einer ordentlichen Portion Blasmusik.
Einen großen Auftritt beim CIAF hatte die Saab JAS-39 Gripen aus Schweden. Saab hat Interesse, seine Gripen an die Tschechische Republik zu verkaufen. Nach der „Jahrtausendflut“ 2002 soll jedoch dieser Kauf noch einmal gründlich überdacht werden, da das Land die Gelder für den Wiederaufbau verwenden will. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Land entscheiden wird. Saab wollte in Hradec Kralove jedoch nichts dem Zufall überlassen, deshalb flog die Gripen zwei Mal pro Tag ihr Display. Der einzige fliegende Beitrag aus Deutschland kam vom JaboG 32 aus Lechfeld. Der Tornado überzeugte mit tiefen und schnellen Überflügen.

Das Highlight der Show schlechthin war der Dogfight zweier MiG-29 aus der Slowakei. Dabei wurde mit Flares nicht gespart – eine beeindruckende Show der beiden Jets. Leider schickte die Slowakische Luftwaffe nicht die "Tiger-MiG", die beim SIAD 2002 in Bratislava zu sehen war. Neben den beiden MiGs entsandte die Slowakei zusätzlich noch eine Mi-24 Hind für das Flying Display.

Eine seltene Vorführung im Ausland lieferten die Luftstreitkräfte aus Österreich. Mit der Saab J-35 Draken, der im Jahr 2005 ausgemustert werden soll, fliegen die Österreicher als letzte Luftstreitmacht der Welt den Draken. Ein markanter Unterschied zu modernen Jets war für die Zuschauer nicht zu sehen – der Pilot der Draken kannte scheinbar nur den Flug mit Nachbrenner.

Sehr selten auf Airshows zu sehen sind auch die Soko G-2 A Galebs. Serbien & Montenegro schickte gleich drei dieser Maschinen nach Hradec Kralove.
Auch Spanien beteiligte sich am CIAF 2002 – auch die Mirage F-1 ist im Flugprogramm ein eher seltener Gast bei Internationalen Airshows.

Danach kam die Zeit der Kunstflugteams. Die Biele Albatrosy aus der Slowakei starteten in Formation und zeigten ein überzeugendes Display - leider jedoch nur mit fünf Maschinen. Normal fliegt das slowakische Team mit sieben Maschinen vom Typ L-39 Albatross. Nach dem Display rollten die Maschinen an den begeisterten Zuschauern vorbei, die mit ihren Applaus nicht sparten.

Als größtes Flugzeug im Flying Display zeigte die C-130 H Hercules aus Schweden, dass es nicht immer einen Jet bedarf, um ein beeindruckendes Display zu zeigen.
Ein absolutes Highlight war dann die F-16 MLU aus Holland in der bekannten "Teamwork 2001" Bemalung. Das Display des „Flying Dutchman“ gehört wohl zum Besten, was man in Europa an Solo Displays auf Airshows sehen kann.

Im Anschluss daran startete das Team 60 zu seinem einzigen Auftritt außerhalb von Schweden im Jahr 2002. Es gibt sogar Gerüchte, dass das Display beim CIAF 2002 sogar der letzte Auftritt in der Geschichte des Team 60 auf Saab 105 gewesen ist. Man darf gespannt sein, wie es mit diesen Team weitergeht.

Danach glühte wieder die Luft über Hradec Kralove – das Duo "Raffin Mike" mit seinen Jaguars aus Frankreich überzeugte mit absolut präzisen Formationsflügen.
Spät am Nachmittag ließ es der immer wieder mit "angelegten Ohren" anfliegende Tornado F-3 der RAF noch einmal richtig krachen. Den Abschluss des Flying Displays bildeten die Bell 412 der Tschechischen Polizei und ein Fallschirmspringerabwurf aus der Avia BH1 und der Mi-17.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine sehr gelungene und gut organisierte Veranstaltung war. Leider waren wenige osteuropäische Nationen zu Gast, was aber eigentlich nur den Trend der letzten Jahre widerspiegelt. Weder Russland, Polen, Ungarn, Bulgarien noch Rumänien waren mit Maschinen anwesend. Eigentlich war auch die Ukraine mit den Ukrainian Falcons (6 x MiG-29) und mit einer SU-27 Flanker für das Flying Display sowie mit einer SU-24 Fencer und einer IL-76 für das Static Display angekündigt. Nach der schrecklichen Katastrophe bei der Airshow in Lwiw (Lemberg/Ukraine), als eine SU-27 in die Zuschauermenge stürzte (und 85 Menschen starben), war schon vorher klar, dass aus der Ukraine keine Teilnehmer kommen würden.
Uns hat es bei unseren ersten Trip zum CIAF dennoch richtig gut gefallen. Eines stand am Ende fest – das war sicherlich nicht unser letzter Besuch einer tschechischen Airshow. Nach fast sieben Stunden Flugprogramm und sommerlich heißen Temperaturen von rund 30 °C ließen wir den Tag mit einem kühlen tschechischen Bier ausklingen.

Fotos & Bericht: Frank Steinkohl www.airshow-magazin.de