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Das Kapital

Realzinsen wie in Japan

Frage: Wo sind die Realzinsen am höchsten, in den USA, im Euro-Raum oder in Japan? Antwort: Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Europa und - Japan. Weitere Themen in diesem Kapital: Nokia und China Investment Corporation.

Das gilt zumindest dann, wenn man den Realzins als Umlaufrendite auf Staatsanleihen minus Verbraucherpreisinflation misst. Im Euro-Raum lag die durchschnittliche Rendite auf Anleihen im November bei 4,1 Prozent, die Inflation bei drei Prozent. Macht eine reale Rendite von 1,1 Prozent. Japan hat nominal im Mittel 1,4 Prozent geboten, während die Preise im Raum Tokio um 0,3 Prozent zulegten. Ergibt wiederum eine reale Rendite von 1,1 Prozent. In den USA wird keine Umlaufrendite berechnet. Doch muss man schon auf Laufzeiten von mehr als zehn Jahren blicken, um Anleihen zu finden, deren Renditen den für November prognostizierten Verbraucherpreisanstieg von vier Prozent übersteigen; zweijährige bringen keine drei Prozent, zehnjährige keine vier Prozent.

Realzinsen in der Triade
 Realzinsen in der Triade

Anders sieht es aus, wenn man die Renditen von inflationsgekoppelten Anleihen betrachtet. Auf zehn Jahre sind dort im Euro-Raum 1,9, in den USA 1,65 und in Japan 1,1 Prozent zu erzielen. Nur ist selbst das mickrig, wenn es darauf ankommen sollte, die Wirtschaft durch sinkende Realzinsen zu stimulieren. 2000 lagen die Renditen auf inflationsgekoppelte US-Zehnjährige bei weit über vier, in Frankreich bei knapp vier Prozent. In beiden Fällen sind die Renditen in den Folgejahren um rund drei Prozentpunkte gefallen - wodurch ein mächtiger konjunktureller Impuls entfaltet worden war. Eine ähnliche Wirkung könnte heute nicht mal annähernd erzielt werden.

Nicht nur die japanischen Anleger müssen sich derweil fragen, ob der Realzinsvorsprung der USA und Europas noch einen Umtausch von Yen in Dollar oder Euro rechtfertigt - von Yen-finanzierten Wertpapierkrediten ganz zu schweigen. Immerhin hat sich die Kaufkraftparität (OECD) des Yen zum Euro allein zwischen 2003 und 2006 von 158 auf 145 Yen/Euro verbessert. Bei 163 Yen/Euro und einem Leistungsbilanzüberschuss Japans von fünf Prozent des BIP ist der reale Zinsvorteil Europas da nichts im Vergleich zum Wechselkursrisiko.

Nokia

Nokias Analystentag am Montag hat unterstrichen, dass sich die Firma in einem Transformationsprozess befindet, mit der sie dem abflauenden Markt für Mobilgeräte mittelfristig begegnen will. Probleme bei Nokia Siemens und moderate Wachstumsprognosen bei Handys wurden ebenso thematisiert wie neue strategische Initiativen. Wenn das Kerngeschäft an Glanz verliert, reagiert die Börse meist nervös. Dass sich Nokias Kurs nahe dem erst im November erreichten Rekordhoch hält, kann da verwundern, hat aber seine Gründe.

ZUM THEMA

So muss man Nokia zugutehalten, dass es mit der Forcierung neuer Geschäftsmodelle nicht zu lange wartet. Gerade die jüngste Vergangenheit, in der das Gerätegeschäft gut lief und Nokia die Marktführerschaft wieder ausbauen konnte, hätte zu Passivität verleiten können. Neben allen bekannten Vorteilen birgt diese verstärkte Marktmacht noch weiteres Potenzial: Sie erhöht die Chancen deutlich, dass Nokia bei der Neuausrichtung erfolgreich ist. Denn dank dieser Dominanz ist es von allen Handyherstellern am ehesten Nokia zuzutrauen, die bisherigen Spielregeln zu ändern. So, wie es bisher die US-Firma Apple vorgemacht hat, gegen die sich auch eine der Initiativen von Nokia richtet - das Handy-Musikabo-Kombipaket. Ebenso muss man Nokia zugutehalten, dass es für den eigenen langfristigen Erfolg mittelfristige Belastungen in Kauf nimmt, erhöhte Forschungs- und Werbeausgaben ebenso wie größere Übernahmen.

Doch wie sich die neuen Geschäftsfelder ausbeuten lassen, wird man 2008 wohl noch nicht erfahren, unter anderem, da die Ovi-Einführung um ein weiteres halbes Jahr verschoben wurde. Dazu die erneute Verzögerung bei der Wende von Nokia Siemens, und es sieht so aus, als ob 2008 eine Durststrecke droht. Bei einem 2008er-KGV von 17 wäre das kein Spaß.

China Investment Corporation

Wir suchen: Fondsmanager für 200-Mrd.-$-Portfolio. Wir bieten: keine marktgerechte Bezahlung, aber jede Menge Probleme. Chinas neuer Staatsfonds China Investment Corporation (CIC) hat sich bereits vor ihrer offiziellen Gründung eine 3 Mrd. $ schwere Beteiligung an Blackstone gegönnt, eine wenig schmeichelhafte Entscheidung. Weitere Einkäufe stehen bei CIC vorerst nicht an, ist der Fonds doch erst einmal damit beschäftigt, Personal, Standorte und Systeme aufzubauen. Besonders schwierig dürfte die Personalbeschaffung werden. Die Beschäftigten sind offiziell Staatsbedienstete, und die bekommen teilweise nur 1000 $ im Monat. Auch bei der Anlagestrategie lässt CIC seinen Managern weniger Freiraum, zumal die Interessen des Landes zu berücksichtigen sind. Große Namen, wie sie Dubai International Capital angezogen hat, wird CIC da kaum für sich gewinnen können.

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Aus der FTD vom 06.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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