Lord Monckton ist ein entsetzlich korrekter Mann, ein Mathematiker. Gleich bei der ersten Rechnung fand er, was er suchte: einen Fehler. Einen Fehler in den Berechnungen des Weltklimarates, des größten Wissenschaftler-Gremiums, das die Welt je gesehen hat, kurz IPCC. Der Befund des Lords ist von mathematischer Logik, zumindest für ihn.
"Wenn das IPCC falschliegt, dann haben wir keinen Klimawandel", sagt der Lord. "Dann sind die Maßnahmen, die hier diskutiert werden, dumm, überflüssig und kostspielig." Lord Monckton, trotz brütender Hitze im dunkelblauen Zweireiher, ist jetzt in Fahrt. In der Lobby seines Hotels auf Bali wirft er mit Zahlen, CO2-Konzentrationen, Autoren verschiedenster Studien um sich. Die These ist immer dieselbe: Einen Klimawandel, den der Mensch verantwortet, gibt es nicht.
"Und wenn es kein Problem gibt, braucht man nicht nach Lösungen zu suchen." Dann können alle Delegierten auf Bali den Griffel fallenlassen und sich an den Pool legen. Lord Monckton hat die Sache für sie gelöst.
Er ist vielleicht der Skurrilste, aber keineswegs der Einzige, der auf der Weltklimakonferenz gegen den Strom schwimmt - im Gegenteil. Mehr Lärm als je zuvor machen die Klimaskeptiker auf Bali. Als führten sie angesichts der wachsenden Dynamik im Klimaschutz nun ihr letztes Gefecht. Sie treten als Nichtregierungsorganisationen auf wie die Umweltgruppen, geben sich sogar ähnliche Namen. "Climate Change Network" etwa heißt eine,"Climate Action Coalition" eine andere - fast so wie das "Climate Action Network", die Dachorganisation der globalen Klimaschutzbewegung.
Nur haben ihre Ziele mit Klimaschutz nicht viel gemein. Jeder versucht auf seine Art, den Staaten die Konferenz auszureden. Die "International Climate Science Coalition" ICSC, die sich bestimmt nur zufällig so ähnlich abkürzt wie das IPCC, präsentiert ihre eigenen Temperaturkurven; die Botschaft ist simpel: "Vergesst das CO2! Schaut auf das Thermometer!" Alle Anstiege, so schreibt die Wissenschaftler-Allianz, ließen sich natürlich erklären. Eine Klimakonferenz? Völlig überflüssig.
"Eine Vergeudung von Ressourcen"Patrick Michaels von der Climate Action Coalition versucht es anders. "Angesichts der Tatsache, dass eine Stabilisierung des atmosphärischen Kohlendioxids Emissionsminderungen um 90 Prozent oder so erfordert", leitet er ein, solle man sich doch lieber auf die Bewältigung der Folgen konzentrieren. "Es gibt keine Technologie, die auch nur um 50 Prozent die Emissionen mindern könnte", sagt er. "Ergo ist es eine Vergeudung von Ressourcen, es heute zu versuchen."
Warum wiederum diese Gruppen ausgerechnet in diesem Jahr so viel mehr Ressourcen darauf verschwenden, die Bali-Konferenz eines anderen zu belehren, bleibt rätselhaft. Womöglich, weil hier Weichen gestellt werden könnten. Oder hängt es damit zusammen, dass ihr bislang wichtigster Verbündeter, die USA, in diesem Jahr nahezu geläutert auftritt? In kurzer Hose und bester Stimmung tauchte jüngst sogar der sonst so hartleibige US-Unterhändler Harlan Watson auf einer Party von Nichtregierungsorganisationen auf, und zwar auf jener der Umweltgruppen.
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