Sachsen bürgt demnach mit 2,75 Mrd. Euro für Risiken der Bank. Dem Bundesland droht damit ein teures Nachspiel. Der gesamte sächsische Landeshaushalt umfasst nur rund 16 Mrd. Euro. Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) gilt nun als schwer angeschlagen, lehnte einen Rücktritt am Donnerstag allerdings ab. Die Sachsen LB war nach riskanten Kreditgeschäften im Zuge der US-Hypothekenkrise in die Schieflage geraten.
"Ich will deutlich sagen, dass die Ergebnisse bitter sind", sagte Milbradt. Der sächsische Landtag berief für kommende Woche eine Sondersitzung ein. Die Bürgschaft sprengt den laut Haushaltsgesetz eigentlich erlaubten Rahmen. Die Landesregierung muss sie daher in zwei Tranchen aufteilen.
Ärger droht auch aus Brüssel. Die EU-Kommission will prüfen, ob die sächsische Bürgschaft eine staatliche Beihilfe darstellt. Das sagte ein Sprecher von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
An den Verhandlungen über die Landesbank hatten neben den Finanzministern Baden-Württembergs und Sachsens sowie den Chefs der LBBW und der Sachsen LB auch Mitglieder des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) teilgenommen. Ebenfalls beteiligt waren die Finanzaufsicht BaFin und die Bundesbank.
Dem Kompromiss zufolge zahlt die LBBW für die Sachsen LB 328 Mio. Euro in bar. Von den Kreditgeschäften der Bank, die insgesamt 43 Mrd. Euro umfassen, sollen 17,5 Mrd. Euro in einer neuen Zweckgesellschaft gebündelt werden.
Sollte es wegen der Finanzkrise hier zu Ausfällen bei Kreditpapieren kommen, muss zunächst der Freistaat Sachsen haften. Bei Verlusten über 2,75 Mrd. Euro haftet mit weiteren 6,4 Mrd. Euro die LBBW, bei noch größeren Belastungen stehen auch alle anderen Landesbanken in der Verantwortung.
In Deutschland war die Sachsen LB neben der Mittelstandsbank IKB von der Kreditkrise am härtesten getroffen worden. Bereits im August hatte die LBBW in einer ersten Notaktion einer Übernahme der Sachsen LB zugestimmt, sich aber ein Rücktrittsrecht vorbehalten. Bei einer Prüfung waren später weitere Risiken aufgetaucht.
Nach Informationen aus Finanzkreisen hatte die LBBW in den vergangenen Tagen zunächst gefordert, dass Sachsen mit bis zu 4,3 Mrd. Euro für neue Belastungen bürgt. Dabei hatte die Stuttgarter Landesbank gedroht, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Das Land Sachsen hatte die Forderungen strikt zurückgewiesen. Schließlich schaltete sich die Finanzaufsicht in den Streit ein und drohte mit einer Schließung der Sachsen LB.
Dies hätte das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland nach Einschätzung von Branchenkennern zusätzlich erschüttert. "Ein Scheitern hätte sehr negative Auswirkungen für den deutschen Finanzmarkt bringen können", sagte Baden-Württembergs Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU).
Milbradt sagte, zur Aufarbeitung der Krise bei der Sachsen LB müssten zunächst die Berichte von Wirtschaftsprüfern Anfang 2008 abgewartet werden: "Dann erst stellt sich die Frage der politischen Verantwortung." Milbradt selbst hatte die kleinste deutsche Landesbank 1992 in seiner Zeit als sächsischer Finanzminister aus der Taufe gehoben.
Aus der FTD vom 14.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
Finanzcheck
Ratenkredite | Girokonten | Tagesgeld |
Private Krankenversicherung | ||
Private Krankenzusatzversicherung | ||
Rentenversicherung |
Berufsunfähigkeit | Kfz-Versicherung |
Firmen des Tages
Nachrichten
Die Anteilseigner werfen dem Geldinstitut Irreführung bei Milliarden-Abschreibungen vor. mehr
Die Citigroup will 49 Mrd. $ schwere strukturierte Investmentvehikel in die eigenen Bücher nehmen. mehr
Der Chef der angeschlagenen Bank begrüßt das Zugeständnis der Sparkassen gegenüber der FTD. mehr
Nordrhein-Westfalen will sich aber dem Finanzministerium zufolge "mit Sicherheit nicht in irgendein Abenteuer stürzen". mehr
Sachsens Ministerpräsident Milbradt schloss einen Rücktritt wegen der Krise um die Landesbank aus - zumindest vorerst. mehr
Sein Vorgänger Adam Applegarth trat überraschend zurück - ursprünglich wollte er erst im Februar gehen. mehr
Damit ist eine weitere große US-Firmenübernahme durch die Kreditkrise geplatzt. mehr
Bei der sächsischen Landesbank gibt es nur wenig Spielraum für eine finanzielle Erholung. mehr
Damit steht das US-Institut nicht alleine da. mehr
Die beiden Landesbanken in Düsseldorf und Frankfurt sprechen über einen Zusammenschluss. mehr
Die Bundesfinanzaufsicht BaFin droht bereits mit der Schließung der ostdeutschen Landesbank. mehr
Vor allem große Multi-Strategie-Fonds, die relativ viel Geld gehortet haben, könnten die Kreditkrise als Liquiditätsgeber nutzen. mehr
Mehr News aus Finanzdienstleister
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
FTD-
Sonderbeilagen
Trends und Themen
gebündelt
Wirtschafts-
archiv: zentraler
Zugriff auf vier
Quellen
900 Headhunter
3.000 Researcher
60.000 + Jobs
Kostenfreie Reg!
Bookmarken bei ...