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Das Kapital

Auch United Internet liebt das Schachspiel

Man darf auf den nächsten Geschäftsbericht des umtriebigen Internetanbieters United Internet gespannt sein. Ein weiteres Thema in diesem Kapital ist der US-Automarkt.

Sollte sich sein Gründer Ralf Dommermuth beim Porsche-Chef nicht nur die spärliche Informationspolitik, sondern auch den geschickten Einsatz von Optionen im Zuge eigener Akquisitionstätigkeiten abgeguckt haben, sollte es in der Kasse gut geklingelt haben. Ob long, ob short, das Geld war dort. Dommermuths Konsolidierungssolo dürfte daher nicht nur die vorweihnachtlichen Arbeitszeiten der strategischen Abteilungen von Freenet, Drillisch, Versatel sowie indirekt Telekom und QSC verlängert haben, sondern auch manch institutionellen Investor in den Wahnsinn getrieben haben, dem ständig die Kurse um die Ohren flogen. Der überraschende Einstieg bei Versatel schafft erneut mehr Unklarheiten als Fakten.

Ein- und Ausstiegsgelegenheiten
 Ein- und Ausstiegsgelegenheiten

Denn dass ausgerechnet dieser Schritt - anders als die zu erwartende Einverleibung des DSL-Geschäfts von Freenet - die Konsolidierung des deutschen Marktes vorantreiben sollte, ist fraglich. Sie dürfte wohl eher verzögert werden, da einiges gegen eine schnelle vollständige Übernahme durch United Internet (UI) spricht. Zunächst einmal ist es nicht ausgemacht, dass UI mit einem eigenen Netz wirklich besser fahren würde als jetzt, wo es Telefónica, QSC und Arcor als Großhändler gegeneinander ausspielen kann. Als Kabelverleger hat sich UI eh nie richtig gesehen.

Dann bleibt unklar, was sich Versatel-Großaktionär Apax genau vorstellt - mit ihm hatte UI bereits vor und nach Versatels Börsengang erfolglos über einen Einstieg verhandelt. Und sollte UI doch Interesse haben, wäre es geschickter mit einer Übernahme zu warten. Bei einem sofortigen Angebot müsste UI den zuletzt selber bezahlten Preis bieten, der wohl schon deutlich über 14 Euro lag. Sehr viel mehr, sagt selbst die Konsortialbank JP Morgan, sei Versatel aber derzeit auch nicht wert.

ZUM THEMA

Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass sich UI mit diesem Schritt bei der Konsolidierung des DSL-Marktes alle Optionen offenhalten will - ähnlich VW im LKW-Markt. Durch diesen Einstieg kommt keiner der potenziellen Konsolidierer wie etwa Telefónica, Vodafone oder Telecom Italia mehr an UI vorbei. Den 20-Prozent-Anteil könnte UI einem Interessenten im Tausch gegen das Endkundengeschäft von Versatel geben - den einzigen Bereich von wirklichem Interesse für UI.

Dass UI immer noch auf Freenet aus ist, könnte ein Blick auf die gestrige Schlussauktion bestätigen: Mit 0,87 Millionen Aktien wurden rund drei Prozent des Streubesitzes von Freenet gehandelt. Bei recht attraktiven Preisen, im Vergleich zur ausgelaufenen Kaufoption.

US-Automarkt

Die nervigen Gewerkschaften sind verarztet, jetzt müssen sich Amerikas Autobauer um ihre kaufunwilligen Kunden kümmern. Dass General Motors (GM) und Ford Arbeitskosten und Verbindlichkeiten senken wollen, sorgte nur kurz für Euphorie. Beide Aktien sind auf Jahressicht wieder ins Minus gedreht, getreu dem Motto: Wenn es ein Gerücht ist, kaufen, ist die Nachricht sicher, verkaufen.

Die dramatischen Verhandlungen mit den Gewerkschaften sind vorbei. Jetzt geht es wieder nur um Angebot und Nachfrage. 2007 dürfte mit rund 16 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen der niedrigste Jahresabsatz seit zehn Jahren erreicht werden. Und 2008 könnte noch schlimmer werden, dafür spricht auch der schwache Häusermarkt. Laut Deutscher Bank gibt es seit 1984 einen engen Zusammenhang zwischen verkauften Einfamilienhäusern und der Autonachfrage. Die Zinsanpassungen bei Hypotheken mit variablem Zinssatz haben ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, auf die Verbraucher kommt also noch mehr zu. Auch wenn die Zinsen für Staatsanleihen fallen, haben sich die Hypotheken-Spreads ausgeweitet. Und der unbeständige Aktienmarkt steigert nicht gerade das Vertrauen potenzieller Autokäufer.

In solchen Fällen reagieren Amerikas Autobauer normalerweise mit Rabatten und anderen Kaufanreizen. 2002 hat das funktioniert. Doch als GM am 19. November für einige Modelle zinsfreie Kredite ankündigte, verdeutlichte das nur die schwache Nachfrage und kostete die Aktie fast neun Prozent. Dass die Autobauer früher so freigiebig mit Krediten umgegangen sind, könnte sich in Form höherer Ausfallraten bei Autokrediten noch rächen. Dann müssten die Kreditgeber einen Gang zurückschalten. Das würde erst den Gebraucht- und dann den Neuwagenmarkt treffen.

Mit Rabatten kriegt man die amerikanischen Verbraucher eigentlich immer. Aber es ist schon ein großer Unterschied, ob es um ein paar Hundert Dollar für einen Fernseher oder um einen Bankkredit für ein neues Auto geht. Bei den Tarifverhandlungen mit den Autogewerkschaften ging es dieses Jahr hauptsächlich darum, wie die hohen Fixkosten und die Überkapazitäten abgebaut werden können. Wie gut die getroffenen Vereinbarungen sind, wird sich nächstes Jahr zeigen.

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Aus der FTD vom 30.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

 

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