T-Birds nach 42 Jahre wieder in Evreux (F)

40.000 Besucher waren dabei, als am 08.Juli 2007 auf der Base Aérienne 105 in Evreux (Normandie) bei zeitweiligen Dauerregen eine Internationale Airshow stattfand. 42 Jahre nach dem ersten Besuch der T-Birds in Evreux war die Vorzeigestaffel der U.S. Air Force – The Thunderbirds der Höhepunkt im Flugprogramm. Mit dabei, die ehemaligen Piloten von 1965!

Nach einer 7-jährigen Abwesenheit in unseren Breiten gab es mal wieder eine 5-wöchige Goodwill-Tour durch Europa- der Grund, 60 Jahre U.S. Air Force!
Bis zum Auftritt in Evreux gab es offizielle aber auch unter Auschluß der Öffentlichkeit private Vorführungen. Irland, Polen, Rumänien, Bulgarien, Italien, Türkei, England und eben Frankreich waren die glücklichen ausgewählten Länder. Am 05.Juli kam die Staffel direkt von der AF Base Aviano (Italien), wo am amerikanischen Unabhängigkeitstag (4.Juli) eine Vorführung für Angehörige der Basis geflogen wurde. Ihren Trainingsflug über Evreux absolvierte die Staffel schon am Freitag, sehr zum Leidtragen der Gäste vom Presse – und Spottertag, der am Samstag stattfand. Da verweilte die Crew in Paris –die Stadt der Liebe und ging auf große „Einkaufs - und Entdeckungstour“.
Weitere geladene Gäste waren bei den Kunstflugstaffeln die Patrulla Aguila aus Spanien, das Breitling Jet Team aus Frankreich, die Royal Jordanian Falcons und die Vorführmannschaft der Gastgeber, die Patrouille de France. Für Freunde von Heavy Metal und/oder Nachbrenner standen u.a. das holländische & belgische F-16 Solo Display Team, die Mirage 2000, Fouga Magister, oder der Alphajet auf dem Programm, 4 Mirage 2000 & 4 Transall zeigten einige Formationsflüge. Abgerundet wurde der Showblock mit Flugzeugtypen wie die MD 312 Flamand, MH 1521 Broussard, Boeing B-17 Flying Fortress, P-51 Mustang, Nord 2501 Noratlas oder eine wunderschöne DC 3 Dakota. Da es hier in Evreux wie auf fast allen französischen Flugplätze ein Taxiway vor der eigentlichen Runway gibt, gab es ein buntes Line Up aller Maschinen vor den Augen der Zuschauer und man war hautnah dabei. Nur die Thunderbirds standen etwas abseits der Zuschauerreihen, die Maschinen weiträumig abgesichert wie ein Hochsicherheitstrakt. Da macht die VIP-Tribüne im Show-Center wenig Sinn. Zum Glück gab es am Samstag beim VIP-Day bei guten äußerlichen Bedingungen rege Rehearsal Flights (Trainings- und Abnahmeflüge), denn der Sonntag sollte wettertechnisch nicht nur für lange Gesichter beim Publikum sorgen.

Impressionen aus Evreux

SHOWTIME !!

Eröffnet wurde das Flugprogramm um 10:00 Uhr mit der MD 312 Flamand und einer MH 1521 Broussard , die man auch nicht alle Tage auf einer Airshow zu Gesicht bekommt. Die Broussard wird auch wegen der technischen Verwandschaft mit der Beaver “französische Beaver” genannt, wurde aber von ihrem Konstrukteur Max Holste als charaktervolles und eigenständiges Flugzeug entwickelt. Besonders ins Auge fällt das Doppelleitwerk und auf ihrer Tragfläche das markante weiße „T“. Landete die MH 1521 in unbekannten Gelände, war es die Aufgabe der ersten gelandeten Besatzung, das Flugzeug so abzustellen, dass das Lande-T auf der Tragfläche und dem Rumpf den folgenden Piloten die Landerichtung anzeigen sollte. Angesichts eines fehlenden Windsacks und Signalgartens, z.B. in der Wüste, war dies eine sehr hilfreiche Einrichtung. Auf den Funkverkehr, der den Standort verraten hätte, konnte hiermit verzichtet werden.

Die niederländische Dutch Dacota Association war mit der legendären und historischen DC-3 Dakota vertreten, die einst Prinz Bernhard als Privatflugzeug diente und später dann das erste Regierungsflugzeug wurde. Eine Besonderheit an dieser Dakota ist die unterschiedliche Lackierung am Rumpf, auf der linken Seite befindet sich der KLM Schriftzug, rechts findet man die Air France wieder.
Die P-51 Mustang ist das wohl erfolgreichste einmotorige Jagdflugzeug des 2.Weltkrieges und wurde als Langstrecken-Begleitjäger für Bombenangriffe auf Deutschland und Japan eingesetzt. Der erste Jungfernflug im Hause North American Aviation folgte nach nur 117 Tagen Entwicklungszeit. Die P-51 hatte im Zweiten Weltkrieg gegenüber der Messerschmitt Bf 109 einen erheblichen Vorteil, sie konnte nicht nur bis 12.000 Meter hoch fliegen, sondern in allen Höhenlagen bis zu 80 km/h schneller als die Me 109. Vorgeflogen wurde die P-51 „Nooky Booky IV“ hier in Evreux von George Perez.

Prop & Oldies

BJT, Mirage 2000, Fouga and more.....

Das Breitling Jet Team ist die größte und zivile Kunstflugstaffel in Europa. Das Team fliegt mit 6 Aero L-39 Albatros und absolviert pro Jahr ca. 50 Auftritte auf diversen Shows in Europa. Der Leader Jacques Bothelin gründete 1982 die Patrouille Martini, anschließend die Patrouille Ecco und später dann die Patrouille Apache, geflogen wurde immer auf der Pilatus PC-7. In 2002 erfolgte der Umstieg auf die L-39 und man gründete das Khalifa Team. Die "Patrouille Khalifa" gab ihre Premiere am 12. Mai 2002 und trat in Frankreich, Italien und England auf. Da es sich hier um ein reines ziviles Kunstflugteam handelte, war die Suche nach einem finanzstarken Partner sicherlich die größte Herausforderung und wurde wohl auch perfekt gelöst: 9000 Angestellte, die erste Privatbank Algeriens: El Khalifa Bank. Die erste private Fluggesellschaft Algeriens: Khalifa Airways. Die erste Arzneimittelfirma Algeriens: KRG Pharma. Das erste Nordafrikanische Unternehmen als Sponsor einer französischen Fußballmannschaft: Olympic Marseille. Doch nach dem Terrorangriff am 11.September 2001 geriet auch das finanzielle Polster bei der Khalifa Airways in extremer Schieflage - die kurze Ehe am Airshow-Himmel platzte wie eine Seifenblase. Mit dem Uhrenhersteller Breitling war man wieder zurück im Geschehen. Beim Giornata Azzurra 2005 in Rivolto flog das Breitling Jet Team vor der Rekordkulisse von 500.000 Zuschauer. Hier in Evreux begeisterte das Team trotz Regen und schlechter Sicht durch eine perfekte und sichere Vorführung, Schade, den bei blauem Himmel wirkt der kräftige blau/gelbe Anstrich wie ein Eyecatcher.

Noch vor 1 Jahr undenkbar, das Mirage 2000 Solo Display der French Air Force verabschiedet sich so langsam von der großen Bühne und soll 2008 durch die Rafale abgelöst werden. Für 2007 sind 11 Termine vorgesehen. War das „Alpha Mirage 2000 Team“ in den letzten Jahren regelmäßiger Gast bei Meetings in Holland, England oder Belgien, ist der einzige Auslandsauftritt 2007 im September bei der Beach Airshow in Barcelona (Spanien). Vorführpilot 2006 war und ist auf der Abschiedstour 2007 ?? Gregory „Greg“ Prats, 38 Jahre alt und Chef der Version Mirage 2000 D in Nancy. Seine Flugstunden belaufen sich auf 2.500, davon 1.750 auf der Mirage.

Nächster trauriger Anlaß war die Fouga Magister der belgischen Luftwaffe. Pilot Paul Rorive befindet sich mit der MT 35, „the last of the many“ auch auf Abschiedstour, die rote MT 48 befindet sich schon in Privatbesitz und wurde in Evreux auch vorgeflogen. Der allerletzte offizielle Auftritt der MT 35 ist am 27.September bei der Fouga Magister Farewell-Party auf der AF Base Beauvechain (Belgien).

Internationale Gäste

T-Birds & PaF

Der teilweise mäßige Dauerregen sorgte am Sonntag für einige Ausfälle beim Programm, vom Abbruch der Airshow war schon die Rede. Doch der „Weather Man“ muß ein T-Bird gewesen sein, anders kann man das Timing beim Schließen der Regenschleuse nicht erklären. Als gegen 15:45 Uhr die Frontpassage durch war, machten sich die Thunderbirds für ihre Show fertig. Normalerweise hatte das Team ein Zeitfenster von 90 Minuten, über 45 Minuten fallen da schon alleine auf die aufwendige Bodenshow ab. Doch hier und heute wurde aufgrund der Wettersituation und dem Zeitverzug darauf verzichtet. Um 16:00 Uhr machte sich Leader Kevin J. Robbins auf zum Wetterflug und checkte die Wolkenuntergrenze über der Base. Kurz danach kam das „Go“ und die Thunderbirds rockten zumindest mit einer Mischung aus Schlechtwetter – und Mittelwetterprogramm für die folgenden 25 Minuten über Evreux. Kaum wieder am Boden angekommen, folgten die Repräsentationspflichten. Sie müssen Interviews geben, werden offiziellen Händen vorgestellt und haben Hunderte von Händen zu schütteln. Der „Auftritt“ der Thunderbirds ist ein wichtiger Baustein ihrer Mission, jedes Mitglied wird nicht nur nach seinen fliegerischen Fähigkeiten ausgesucht, Charakter & Haltung sind mitentscheidend bei der Auswahl. Die T-Birds tragen den Ehrennamen „America“s Ambassador in Blue“ was viel mit der strengen Auswahl der Mannschaft zu tun hat.

Die Patrouille de France besteht aus acht Alpha-Jets, davon sind zwei Solo-Maschinen. Üblicherweise bleiben die Piloten drei Jahre beim Verband, ca. 35 bis 45 Auftritte gibt es pro Saison. 2003 feierte die Staffel auf ihrer Homebase in Salon de Provence ihr 50jähriges Bestehen. Gegen Abend wurden die Wetterbedingungen immer besser, beim Display der PaF schien sogar teilweise die Sonne. Das Team beendete ihre perfekte Show mit der längsten französischen Fahne am Himmel über Evreux.

T-Birds

Ende gut alles gut??

Nicht nur alleine wegen den T-Birds hätte dieses abwechslungsreiche Meeting mit seinen Highlights bei familiärer Atmosphäre besseres Wetter verdient gehabt. In den Gesichter der Veranstalter, Piloten und Zuschauer sah man letztendlich strahlende Mienen - Donner und Blitz blieben aus, doch das Dröhnen der Triebwerke und die feurigen Afterburner der Donnervögel wirkten noch lange nach.

Freuen wir uns nun in den nächsten Jahren wieder auf unsere europäischen Kunstflugteams wie die Red Arrows, Frecce Tricolori, Patrulla Aguila oder die Patrouille de France. Mit Sicherheit werden die Donnervögel in den nächsten Jahrzehnten wieder den Weg nach Europa finden, vielleicht schon 2017, wenn es heißt „70 Jahre U.S. Air Force“.

Text & Bilder: Jürgen Moll - www.airshow-magazin.de