Der Siemens-Konzern will die Kontrolle von Finanzströmen erheblich verschärfen. Dies geht aus einem internen Papier hervor, mit dem die Unternehmensspitze auf die Korruptionsaffäre reagiert. Die Ermittler gingen am Mittwoch bei weiteren Durchsuchungen in München, Erlangen und Nürnberg neuen Vorwürfen gegen den Konzern nach.
Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Nürnberg gehe es um den Verdacht, dass es "zu Zahlungen ohne den Nachweis einer konkreten Gegenleistung an einen Vertragspartner gekommen ist", teilte Siemens mit. Zu Details wollte sich der Konzern nicht äußern. Nach SZ-Informationen soll es um einen hochdotierten Beratervertrag mit einem Geschäftspartner aus Deutschland gehen, der im Hebst gekündigt wurde.
Mehr als ein Jahrzehnt sei der Partner für mehrere Sparten von Siemens tätig gewesen. In Zusammenarbeit mit Beamten der Steuerfahndung und der Kriminalpolizei seien Objekte durchsucht worden, teilte Andreas Quentin, Richter am Oberlandesgericht, mit. Bei der Staatsanwaltschaft werde gegen mehrere Beschuldigte ein "umfangreiches Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der Begehung von Steuerstraftaten" geführt.
Kontrolle statt Vertrauen Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in München, der Schweiz, Liechtenstein und Italien hatten in den vergangenen Monaten gravierende Schwächen im Kontrollsystem bei Siemens offenbart. Die Ermittler hatten ein System geheimer Konten aufgedeckt, sie waren auf Tarnfirmen in der Karibik und Beraterverträge gestoßen, denen keine Leistung gegenüberstand. Nun will Siemens bis zum Ende des Geschäftsjahres im September die interne Kontrolle verbessern.
So will der Konzern das Finanzwesen zentralisieren, neue Prüfungsabteilungen mit kriminaltechnischen Aufgaben aufbauen und die Compliance-Abteilung, die intern prüft, ob gesetzliche Vorgaben eingehalten werden, mit größeren Kompetenzen ausstatten. Bislang weitgehend eigenständige Bereiche des Unternehmens und Landesgesellschaften dürften hingegen an Einfluss verlieren. Dies geht aus dem Programm vor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Für Siemens, lange von großer Eigenständigkeit seiner Konzernbereiche geprägt, bedeutet dies eine Zäsur. Die Kultur des Vertrauens werde durch eine Kultur der Kontrolle ersetzt, hieß es in Konzernkreisen.
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