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"Rate von Investments in Einzeltitel ab"

Die Wiener Börse hat eine durchwachsene Entwicklung gezeigt. Friedrich Erhart, Manager des PIA Austria Stock, ist für 2008 vorsichtig.

KURIER/Christandl Seit nunmehr 17 Jahren managt Friedrich Erhart den PIA Austria Stock, den Österreich-Fonds von Pioneer, der Fondstochter der BA-Mutter UniCredit. DruckenSendenLeserbrief
Seit 1990 managt Erhart den Österreichfonds von Pioneer, der Fondstochter der BA-CA. Ihm ist es gelungen, in allen Jahren besser abzuschneiden als der ATX Prime. Wie er das getan hat und welche Herausforderungen 2008 auf ihn zukommen, schildert er im KURIER-Gespräch.

KURIER:Wie lautet das Geheimnis des Erfolges?
Friedrich Erhart: Ich habe relativ früh Osteuropa entdeckt, wo ab 2002 die Post abgegangen ist. Wenn der Markt aber nur einen Weg kennt und noch dazu mit sehr viel Geld überschwemmt wird, ist es für einen Fondsmanager schwieriger, als in einer Seitwärtsphase Strategien zu entwickeln, um den Markt zu übertrumpfen. Das Plus von 400 Prozent beim ATX seit 2002 ist gerechtfertigt.

KURIER/Christandl Ein turbulentes Börsejahr steht bevor, so Erhart.Für Wien läuft es heuer nicht so gut...
Ich habe mir schon zu Jahresbeginn keine Hoffnung auf eine Fortsetzung der hohen Zugewinne gemacht. Meine Erwartungen waren im niedrigen einstelligen Bereich. Jetzt wird es sich in den letzten Handelstagen zeigen, ob der ATX mit einem Plus oder Minus abschließt. Korrekturen können sehr rasch und heftig ausfallen.

Und wieso liegt Wien nun zurück?
Wien hat in den letzten Jahren wegen der Ostfantasie Stärke gegenüber anderen Märkten gezeigt. Das wird in der jetzigen Finanzmarktkrise zur Schwäche, denn Investoren ziehen ihre Gelder aus Risikomärkten wie Osteuropa ab - und damit auch aus Wien. Zudem wird Stabilität bei großen Unternehmen, also Blue Chips, erhofft. Und in Wien notieren in internationaler Relation fast nur kleine und mittlere Unternehmen.

Wie sehr hat die internationale Immobilienkrise und die Affäre um Meinl European Land den Börseplatz getroffen?
Am Immobilienmarkt gab es eine Übertreibung nach unten. Die österreichischen Unternehmen wurden dabei über Gebühr abgestraft, denn der Wert der Unternehmen passt. Darüber hinaus hat die Causa Meinl dem Börseplatz und speziell dem Sektor geschadet. Die Aufnahme der MEL in den Prime Market war überhastet. Die Börse hat es dann zwar bereut, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen.

Waren Sie mit dem Fonds in MEL investiert?
Ich hatte nie MEL und habe auch nicht vor sie zu kaufen. Ich will mir unabhängig von den Bewertungen das Prozessrisiko nicht antun. Es gibt aber Immotitel mit günstigen Einstiegniveaus, wie CA Immo oder S-Immo.

Wird Ihnen aufgrund des Naheverhältnisses zur BA-CA vorgegeben, die CA Immo zu kaufen?
Nein, ich würde mich auch wehren.

Welche Titel sind noch auf Ihrer Kaufliste?
Andritz, Lenzing, Mayr-Melnhof oder Städtische. Wobei ich von Einzelinvestments derzeit abrate. Die Konjunktur hat den Höhepunkt überschritten, das Gewinnwachstum schwächt sich ab. Wegen der besseren Risikostreuung sind Fonds sinnvoller.

Was ist beim ATX 2008 zu erwarten?
Obwohl die österreichischen Unternehmen fundamental gut dastehen, sind die Anleger sehr verunsichert. Die 5000-Punkte-Marke wird nachhaltig nicht so schnell übertroffen werden. Nach unten hin liegt die Grenze bei 4000 Punkten.

Artikel vom 15.12.2007 04:01 | KURIER | Robert Kleedorfer

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