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Rogans System

Markus Rogan, so viel steht schon heute fest, wird als einer der größten österreichischen Sportler in die Geschichte eingehen.

bisutti kristian/KURIER Archiv Martin Sörös DruckenSendenLeserbrief
Roger Federer, so viel steht schon heute fest, wird als einer der größten Sportler aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Nicht überliefert ist ein Zitat der klaren Nummer eins der Tenniswelt, mit dem er einen Sieg vorhersagt, oder das sonst irgendwie als Geringschätzung der Gegner auszulegen wäre. Im Normalfall flüchtet sich Federer in branchenübliche Stehsätze: „Ich muss gutes Tennis spielen, um zu gewinnen.“
Markus Rogan, so viel steht schon heute fest, wird als einer der größten österreichischen Sportler in die Geschichte eingehen. Er funktioniert ganz anders als Roger Federer. 2004 legte er sich unmittelbar nach dem Olympiafinale über 200 Meter Rücken fest und war bis heute nie um Kurskorrektur bemüht: „2008 werde ich Olympiasieger.“
Wenige Wochen später, zwei Tage vor der Kurzbahn-EM in Wien, ließ er aufhorchen mit der Festlegung: „Ich gewinne in Wien Gold.“ Er gewann Gold.
Auch vor der Kurzbahn-EM in Debrecen ließ Rogan keinen Zweifel aufkommen vor dem 200-Meter-Rücken-Bewerb: „Ich gewinne Gold. Wer sonst?“
Rogans Ankündigungspolitik – von manchen fälschlicherweise als Großkotzigkeit ausgelegt – hat System: Die Maschine Rogan kommt (wie gestern wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt) nur dann auf Hochtouren, wenn sie sich selbst einem Druck aussetzt, der anderen den Boden unter den Füßen wegziehen würde.

Druck ist Markus Rogans Droge. Mit dieser Taktik will Rogan auch die restlichen Zehntel auf dem Weg zu Olympiagold finden, das aus heutiger Sicht bei aller Brillanz noch außer Reichweite scheint. Nach den Spielen 2008 wird abgerechnet. Führt Rogans Taktik ans Ziel, wird man ihn als genial bezeichnen. Im Fall einer (noch näher zu definierenden) Niederlage verlässt er die Bühne aus dem Blickwinkel mancher als Loser. Mit dem Risiko kann Rogan leben. Mit dem Risiko will er leben.

martin.soeroes@kurier.at

Artikel vom 14.12.2007 09:51 | KURIER | Martin Sörös

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