ein Besuch beim Open Day in Neuburg

JG74 Mölders


Am Wochenende des 20. - 22. Juli 2001 feierte das Jagdgeschwader 74 "Mölders" in Neuburg an der Donau sein 40jähriges Bestehen. Zwar wurde am Vorabend zum „Tag der offenen Tür“ am Neuburger Karlsplatz ein Zapfenstreich gefeiert, allerdings war der Höhepunkt der Feierlichkeiten eindeutig der Flugtag am 21. Juli auf dem Fliegerhorst.
Die Veranstalter rechneten mit rund 100.000 Besuchern, am Ende waren es etwa 120.000 Besucher, die zwischen 9 und 17 Uhr den Fliegerhorst Zell „belagerten“.
Der Begriff "Flugtag" wird ja inzwischen nicht mehr verwendet. Man zeige am Boden und in der Luft "Abläufe, die im täglichen Betrieb der Luftwaffe vorkommen". So zumindest lautete die offizielle Mitteilung des Presseoffiziers. Alle Besucher sollen Einblick in diesen Alltagsablauf bekommen. An diesem Wochenende waren über eintausend Soldaten und einige hundert Zivilangestellte des JG74 im Einsatz gewesen. Der Tag der offenen Tür wurde fast ein Jahr im Voraus vorbereitet.
Fly In und Training fanden am Freitag im Rahmen eines Fototages bei kühlem Wetter und grauem Himmel statt. Immerhin, es hat nicht geregnet. Trotz der widrigen Wetterbedingungen fanden sich zahlreiche Spotter zum Ankunftstag in der Einflugschneise ein. Absolutes Highlight beim Fly In war ein Tornado vom JaboG 32. Die Maschine trug die Tigerbemalung vom Tigermeet 2001 in Kleine Brogel. Am Samstag, dem eigentlichen "Tag der Offenen Tür", war der Himmel vormittags stark bewölkt, nachmittags jedoch riss die Wolkendecke immer mehr auf und am Ende herrschte sogar strahlender Sonnenschein. Das Static Display konnte sich dabei sehen lassen. Neben den Luftfahrzeugen der Bundeswehr (Tornado ECR vom JaboG 32 Lechfeld vom Tigermeet 2001, Tornado IDS vom JaboG 34 Allgäu, Tornado der Marine vom MFG2 aus Eggebek, F-4 F Phantom II vom JG 74, MiG-29 GT Fulcrum vom JG73 Steinhoff, Sea King vom MFG 5 Kiel-Holtenau, Breguet Atlantic vom MFG3 aus Nordholz und eine Bo-105) waren auch einige internationale Gäste zu bestaunen: Harrier GR.7 der Royal Air Force, Mirage F-1 aus Spanien und Frankreich, Mirage 2000 ebenfalls aus Frankreich, Tucano-Trainer aus England, Saab Draken und Saab 105 aus Österreich, F-16 aus Norwegen mit sonderbemalten Tail, zwei F-15 C Eagle aus Lakenheath und zwei AMX aus Italien.

Im Flugprogramm ging es heiß her. Den Beginn machte die weiß-blaue, von der LW-Werft in Erding lackierte, F-4 F Phantom II des JG 74 (38+39), die einen fulminanten Start demonstrierte. Die Jubiläumsmaschine zeigte im Flugprogramm mehrmals das Geschwaderwappen des JG74, das auf der Unterseite der Maschine aufgemalt war. Leider zeigte sich beim Display der sonderbemalten Phantom der Himmel nur von seiner grauen Seite. Nach mehreren Formationsüberflügen von vier Neuburger Phantoms war anschließend der Tornado vom MFG2 im Mittelpunkt des Geschehens. Immer wieder beeindruckend ist der High Speed Pass des Tornados mit angelegten Tragflächen.

Im Anschluss daran zeigte die MiG-29 Fulcrum vom JG 73 ihre überragende Wendigkeit. Nach dem Display der MiG startete die C-160 D Transall. Beim Sarajewo Approach platzte leider ein Reifen, so dass die Vorführung der Fallschirmspringer, die mit der Transall in die Luft gebracht werden sollten, ersatzlos gestrichen wurde. Danach kam eines der wenigen Internationalen Displays des Tages. Die Saab J-35 Draken in „Ostarrichi-Bemalung“ wurde vom Piloten in einem atemberaubenden Messerflug über den Platz gejagt. Überhaupt hatte man den Eindruck, dass der Pilot der Draken nur eine Stellung der Leistungshebel kannte – die mit Nachbrenner. Die „Ostarrichi-Bemalung“ besteht inzwischen schon seit 1997. Im Jahre 1996 feierte Österreich sein 1000jähriges Jubiläum. Oberleutnant Michael Kirchner konnte sich mit seinem Entwurf "Ostarrichi 996" durchsetzen. Der Schriftzug auf der Draken entspricht jenem, der auf der ersten schriftlichen Erwähnung Österreichs aus dem Jahr 996 zu sehen ist. Die Saab Draken mit der Kennung „08“ wurde mit dieser Sonderbemalung versehen. Bei der Airpower 1997 in Zeltweg wurde diese Bemalung zum ersten Mal der Bevölkerung gezeigt – seitdem fliegt der Drachen „08“ mit dieser Sonderlackierung.

Nach der Landung des Österreichers kam der Beitrag der Spanischen Luftwaffe in Form einer Mirage F-1. Abgerundet wurde das Flugprogramm von den Helikoptern Bell UH-1D und Bo-105M. Wie bereits erwähnt, hatte die Transall Probleme wegen eines geplatzten Reifens. Leider hatte jedoch auch die Jubiläums-Phantom technische Probleme. Nach dem Display am Vormittag wurde ein Leck im Ölkreislauf entdeckt – die Jubiläumsmaschine nahm deshalb nur am Vormittag am Flugprogramm teil. Am Nachmittag flog anstelle der sonderbemalten F-4 eine Phantom (38+10) mit dem bekannten graublauen Tarnschema.

Atemberaubend war auch die Flugvorführung des Eurofighters. Leider war in der Bodenausstellung wieder einmal nur das 1:1 Holzmodell vorhanden, zum Glück schaffte jedoch der „echte“ den kurzen Weg von der Wehrtechnischen Dienststelle 61 aus dem nahegelegenen Manching nach Neuburg. Im direkten Vergleich zwischen EF2000 und F-4 sah man deutlich, dass zwischen den Luftfahrzeuggenerationen Welten hinsichtlich der Agilität liegen. Leider war auch der Eurofighter nur im vormittäglichen Flugprogramm vertreten. Nachmittags warteten die Zuschauer vergebens auf den DA1 Prototypen, der "aufgrund technischer Probleme" auf halbem Wege wieder nach Manching zurückkehren musste.

Neben den Flugzeugen wurden auch andere Dinge wie z.B. das Patriot oder das Roland System gezeigt. In der Bremslaufhalle wurden zudem Hydraulik- und Triebwerksbremsläufe gezeigt.
Damit geht ein interessanter Tag in Neuburg zu Ende. Wir haben einen tollen „Open Day“ mit einem interessanten Static Display und einem für deutsche Verhältnisse abwechslungsreichen Flugprogramm erlebt. Der Eurofighter war zum ersten Mal auf einem militärischen Flugtag zu sehen, in Neuburg wird er in vier Jahren im offiziellen Einsatz erwartet. Vielleicht gibt es auch 2006 – dann zum 45jährigen Jubiläum des JG74 - einen „Tag der offenen Tür“ in Neuburg – dann vielleicht schon mit dem Eurofighter und der Phantom als gemischten Verband.

Fotos & Bericht: Frank Steinkohl www.airshow-magazin.de