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17.12.2007    16:35 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Leukämie-Studie

Vom Krebs zum Kraftwerk

Vertreter aller Parteien und Umweltgruppen haben das Ergebnis der Studie zu Kernkraft und Krebs im Einklang mit ihren jeweiligen Positionen ausgelegt. Doch womoglich wird nie eine genaue Ursache für Leukämie-Häufungen zu finden sein.
Von Christopher Schrader

Kernkraft, Leukämie, Studie
vergrößern Mehr Leukämiefälle bei Kindern in der Umgebung von Atomkraftwerken?
Foto: ddp
 

"Das Verhältnis eines Politikers zu einem Wissenschaftler gleicht dem eines Betrunkenen zu einer Laterne: Beide suchen Halt und nicht Erleuchtung."

Was der berühmte Politologe Karl Wolfgang Deutsch einst über Sozialwissenschaftler gesagt hat, erfahren nun auch Krebsforscher und Epidemiologen aus Mainz. Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass Kleinkinder in der Nähe von Kernkraftwerken häufiger Krebs bekommen als anderswo.

Vertreter aller Parteien und Umweltgruppen haben das Studienergebnis in Einklang mit ihren seit langem vertretenen Positionen ausgelegt. Eine "Erleuchtung" im Deutsch’schen Sinne, war bei keinem zu erkennen.


Doch mal angenommen, Politiker auf beiden Seiten der Kernkraftdebatte wären des Umdenkens fähig - was müssten Wissenschaftler ihnen vorlegen?

Die nüchterne Wahrheit ist: Wahrscheinlich kann keine Studie jemals belegen, was die Leukämien und anderen Krebserkrankungen der unter Fünfjährigen verursacht hat. Eine strenge Kausalität ließe sich ohnehin nur im Tierversuch zeigen. Bei Menschen verbietet es sich, sie in eine kontrollierte Umgebung zu sperren, ihre Lebensumstände anzugleichen und dann eine Hälfte der Probanden zu bestrahlen - womöglich sogar heimlich.

Nein, bei dieser Art der Untersuchung müssen Forscher bei den Verfahren der - rein beobachtenden, allenfalls nachfragenden - Epidemiologie bleiben. Sie könnte, wenn die Wissenschaftler sorgfältig sind, eine Assoziation der Krebsfälle mit der vermutlichen Ursache aufzeigen und gleichzeitig mit einer gewissen Sicherheit belegen, dass keine andere Ursache in Frage kommt. Das könnte als Indizienbeweis reichen.

Die Forscher bräuchten neue Daten

Dafür bräuchten die Forscher erstens mehr und möglichst neue, also nicht jetzt schon eingerechnete, Daten. Es ist aber kaum anzunehmen, dass dieses Land noch weitere 25 Jahre auf die Antwort warten möchte, ob kleinste Mengen Radioaktivität Krebs auslöst. Zumal die Kernkraftwerke dann, nach geltendem Recht, bereits alle abgeschaltet sein werden.

Und Daten aus mehreren großen Ländern zusammenzuführen, ist auch schwierig, dazu sind die Lebensgewohnheiten der Menschen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Amerika einfach zu unterschiedlich.


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Kommentare

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18.12.2007 10:31:06

CQS: @sophero: "das weis doch jeder"

Aber genau das ist nicht Wissenschaft!
Das ist ein Allgemeinplatz, mit dem unterstellt werden soll, dass dies eine nicht mehr zu hinterfragende Wahrheit wäre.
Und ein Wissenschaftler muss solche behauptungen beweisen können.
Ein ernsthafter Wissenschaftler würde sich mit Aussagen wie den Ihren Lächerlich machen.
In diesem Beitrag ging es über eine wissenschaftliche Studie und über korrekte Wissenschaftliche Arbeit.

Dabei bin ich im Prinzip ja Ihrer Ansicht .....


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18.12.2007 10:28:02

LouisXIV:

Dass die Radioaktivitätsbelastung im Umkreis von KKWs im Durchschnitt höher ist, kann man messen. Dass das einen Einfluss auf Leukämie haben könnte, ist nicht abwegig. Die Studie sieht eine Häufung bei sehr kleinen Zahlen. Mir reicht das trotz der statistischen Schwäche für die Aussage, dass eine Gefährundung betehen KöNNTE. Nicht mehr und nicht weniger.

ABER: Entscheiden ist für mich etwas anderes. Der letzte Satz des Artikels bringt es auf den Punkt: Die Gefahren für Kinder lauern eigentlich woanders, aber wie so oft sieht der Deutsche die größten Gefahren lieber in möglichst ungreifbaren Quellen wie Atomkraft oder Handys - bevor er über Maßnahmen für weniger tote Kinder im Starßenverkehr nachdenkt.


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



18.12.2007 09:31:51

sophero: Vom Atomkraftwerk zum Krebs

Mein letzter Beitrag kam leider nicht in die Veröffentlichung.
Warum, das war meine Frage, gibt es keine Angaben über die radioaktiven Abgase aus dem Reaktor? Sie gehen doch aus dem Schlot des KKW raus, das ist doch sicher. Und was wird, wenn sich besonders im Elbenebelklima Aerosole damit bei Windstille bilden von Kleinkindern eingeatmet werden? Kinder sind für schwachradioaltive Kontamination empfindlicher, daß weis doch jeder. Warum gibt es darüber kein Wort in der Diskussion?
Es ist so still darüber im Staate "Dänemark"!


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



18.12.2007 09:26:42

SAU-BÄR: Genau! Endlich

Endlich mal etwas gescheites zu dieser Studie. Denn egal wie seriös auch immer diese Studien erstellt sind, sie können aufgrund dieser Ergebnisse keine wirklichen Aussagen treffen, da sie aufgrund der Seltenheit der Fälle (Leukämie bei Kindern) immer an einem mathematischen Problem scheitern werden : SIGNIFIKANZ . Es lässt sich halt bei solchen Voraussetzungen nicht unterscheiden ob es sich um nachvollziehbare Ursachen oder um puren Zufall handelt. Noch einmal Gratulation zu diesem Beitrag.


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



18.12.2007 09:06:15

sunshine-bee: Endlich!!!!

Ich möchte mich auf diesem Wege rechtherzlich bei dem Autor dieses Artikels bedanken, denn endlich hat mal einer das Hirn eingeschalten. Endlich ist mal einer neutral an diese Studie gegangen - ich freue mich wirklich!
Egal wie meine Einstellung zur Kernenergie sein möge, aber die hetze war schon traurig, von leuten die Studie nicht mal richtig gelesen geschweige verstanden haben.

Jetzt weiss ich warum ich jeden Morgen diese Web-site mir anschaue *lächel


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