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» Neustart mit 50 «

von Maike Rademaker

Ältere Ingenieure sind zwar hoch qualifizierte Fachkräfte, aber die Unternehmen stellen sie nur ungern ein. Die Fachhochschule Kiel sorgt nun mit einem Projekt für Weiterbildung, Kontakte und Selbstbewusstsein.

In dem Gesicht von Hadi Kalali spiegelt sich bis heute Unverständnis, wenn er über seine Zeit der Arbeitslosigkeit spricht. Vor zwei Jahren verlor der 56-jährige promovierte Maschinenbauingenieur seinen Job, nachdem seine Firma dicht gemacht hatte. Er bewarb sich immer wieder. "Es gab Vorstellungsgespräche, aber mehr auch nicht." Seit einigen Monaten entwickelt Kalali zusammen mit der Fachhochschule Kiel eine Art Hightech-Fleischwolf für und mit der Kilia Fleischerei- und Spezialmaschinenfabrik aus Neumünster. Kilia-Geschäftsführer Jan-Sebastian Platz kann sich vorstellen, Kalali einzustellen: "Wenn er das möchte."

Eine Million Ingenieure gibt es in Deutschland, und einen akuten Fachkräftemangel. Laut fordert die Industrie, die Einwanderungshürden für Experten zu senken. Ältere Ingenieure zu halten oder sogar Arbeitslose über 50 einzustellen, ist dagegen selten. Gewünscht sind stattdessen Hochschulabsolventen mit frischen Kenntnissen.

Der Rektor der Fachhochschule Kiel, Constantin Kinias, kennt das, aber er weiß auch, woran es hapert - und das ist nicht nur das Alter. "Von den Firmen wird bei der Einstellung älterer, promovierter Ingenieure sofort volle Leistung auf allen Gebieten erwartet - dabei werden bei jahrelanger Arbeit in einer Firma nicht alle, sondern nur bestimmte Qualifikationen beansprucht", sagt er. "Aber wir können es uns nicht leisten, Fachleute über 50 nicht mehr zu beschäftigen."

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Eine Weiterbildung auf irgendeinen Ingenieursjob hilft auf diesem hoch spezialisierten Arbeitsmarkt aber nicht weiter. Also suchte Kinias eine andere Lösung. "Ich bin kein Arbeitsamt", bekräftigt er dabei. "Ich bin Unternehmer." Ausgangspunkt des rührigen Rektors war das hochschuleigene Forschungs- und Entwicklungszentrum, eine GmbH, mit der er bisher Studenten und Betriebe in lukrativen Forschungsprojekten zusammenbrachte.

Seit 2006 beschäftigt das Zentrum auch zehn ältere, ehemals arbeitslose Ingenieure. Sie arbeiten gemeinsam mit Forschern und Firmen an deren Auftragsprojekten. Für Kalali ist die Zusammenarbeit mit Firma und Forschern ideal. "Im Betrieb würde ich ein Problem, das ich nicht verstehe, schlecht so schnell klären können, und für Bücher habe ich keine Zeit", sagt er. "In dem Projekt habe ich den Fachmann zur Seite, den ich jederzeit fragen kann." Weil der auf maximal zwölf Monate laufende Arbeitsvertrag bei der Hochschul-GmbH läuft, kann der Auftraggeber die Zusammenarbeit testen.

Die Arbeitsagentur war wenig hilfreich

Gefördert wird das bis Ende 2007 befristete Projekt "50 plus" durch den Europäischen Sozialfonds, 900.000 Euro gibt es insgesamt. Die Ingenieure erhalten 3000 Euro brutto monatlich, weit weniger als üblich. Beworben haben sich auf die Stellen 66 Ingenieure. Kinias denkt derzeit nicht daran, die Laufzeit für das Projekt zu verlängern. "Wir haben Pilotfunktion gehabt und gezeigt, dass es funktioniert ", sagt er. "Andere müssen es nun nachmachen."

Auch Dieter Migdalek, 51, hatte sich überall beworben. "Man hat mir nie gesagt, warum ich nicht passe", sagt er. Die Vermittlung der Arbeitsagentur könne auch selten helfen: "Dort weiß man zu wenig, was gesucht wird und was passt." Denn die einfachen Beschreibungen für Maschinenbauingenieure sagen nichts aus über vorhandenes oder gefordertes Spezialwissen. Die Weiterbildungsangebote passten auch nicht: "Mir wurde eine Excel-Schulung angeboten."

Stattdessen ist Migdalek nun ebenfalls Mitarbeiter beim Projekt "50 plus" und hält es für "ziemlich perfekt". Er entwickelt mit der FH in Schleswig bei einer Niederlassung des Konzerns Danfoss, der hier Leistungselektronik herstellt, ein kompliziertes Prüfgerät. Ob er eine Stelle bekommen wird, ist noch unklar. Trotzdem ist Migdalek sicher, dass das Projekt der beste Weg ist. "Bei neuen Bewerbungen macht es mich interessanter. Und das macht einige Jährchen wett."

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Aus der FTD vom 14.08.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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