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Das Kapital

Die Bewertung der US-Broker bleibt obskur

Es wird langsam langweilig: die nächste Riesenabschreibung einer Investmentbank, die nächste Kapitalspritze von einem strategischen Investor, die nächste Erholungsrally der Aktie, da das Schlimmste (diesmal bei Morgan Stanley) jetzt wohl ausgestanden sein muss. Weitere Themen in diesem Kapital: CO2-Grenzwerte und Repsol.

Schwer zu sagen, was die asiatischen Staatsfonds bei westlichen Finanzwerten zu suchen haben. Mitsprache und Fachwissen vielleicht. Wenigstens bei Morgan Stanley wird die China Investment Corporation trotz ihrer Einlage im Wert von 5 Mrd. $ oder 9,9 Prozent der Anteile indes keinen nennenswerten Einfluss auf die Geschäftsführung erlangen - vorgeblich zumindest. Und was die Expertise betrifft, sollten die Chinesen lieber genau überlegen, welche Finanztechniken sie überhaupt lernen wollen.

Gewinn der fünf größten Wall-Street-Broker
 Gewinn der fünf größten Wall-Street-Broker

Oder kann es sein, dass die Staatsfonds nach dem Kursrückgang von Finanzaktien eine attraktive Bewertung wähnen? Dazu sollten sie zunächst wissen, dass US-Firmen ihre Aktien generell nur dann freiwillig hergeben, wenn etwas faul ist; deutsche Unternehmen, die in den USA investiert haben, können ein Lied davon singen. Bezüglich der Bewertung von Brokern sind die Chinesen derweil vermutlich noch ein gutes Stück naiver als die westlichen Anleger. Und das will schon etwas heißen.

ZUM THEMA

Gemessen an den Schätzungen für 2008 notieren die Wall-Street-Größen Goldman, Merrill, Morgan Stanley, Lehman und Bear Stearns zwar gerade mal mit dem sieben- bis neunfachen Gewinn. Allerdings suggerieren die Prognosen, dass den Kopfschmerzen von 2007 nicht etwa ein Kater folgt, sondern ein ungehemmter Fortgang der Party, die über die vergangenen Jahre in allen Geschäftssegmenten der Broker gleichzeitig gefeiert wurde.

Und so entspricht der für 2008 geschätzte Gewinn für die fünf Großen an der Wall Street zusammengenommen in etwa dem Niveau des Ergebnisses 2006. Dabei liegt es auf der Hand, dass der Kreditsause und Vermögenspreisinflation über die vergangene Dekade eine Kreditkrise folgt, die länger als ein, zwei Quartale anhält. An Rezession, ausdörrende Märkte oder Mega-Abschreibungen (weit über das Ramschhypothekensegment hinaus) will aber nach wie vor niemand denken. Selbst die Erfahrungen von 2001 und 2002, als der Gewinn der Wall-Street-Titanen um rund zwei Fünftel eingebrochen war, sind längst vergessen. Der Gewinn von 2006, der fast viermal so hoch war wie zehn Jahre zuvor, ist daher ein recht gewagter Anhaltspunkt. Das gilt umso mehr, als die Fed bei einem realen Leitzins von derzeit null kaum noch Munition hat, die nächste Kredit- und Vermögenspreisblase anzuregen.

CO2-Grenzwerte

ZUM THEMA

Viel Luft um nichts? Oder mehr Dampf als nötig? Allein die verbalen Protestrepliken, die der von der Brüsseler Kommission beschlossene Vorschlag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes am Mittwoch geerntet hat, haben kurzfristig den Ausstoß zunächst erhöht.

Abgesehen davon, dass selbst innerhalb des 27-köpfigen Gremiums drei der für dieses Thema wichtigsten Kommissare den Vorschlag abgelehnt haben, ist es von dieser Empfehlung bis zur nationalen Umsetzung noch ein langer Weg. Bevor die einzelnen Länderparlamente und das EU-Parlament ihre notwendige Zustimmung gegeben haben, können noch über zwei Jahre vergehen. Zwei Jahre, in denen an den zwei wesentlichen Parametern - dem Zielemissionswert und der Höhe der Strafen - sicherlich noch viel gedreht wird.

Unabhängig davon, wie es mit der - gefühlten - Gerechtigkeit des Vorschlags letztlich aussehen wird und inwieweit es wirklich zu wettbewerblichen Verzerrungen kommen könnte, wirkt das reflexartige Rumgeheule der deutschen Industrie erbärmlich und jämmerlich. Zumal er erneut unnötigerweise das Image der hiesigen Industrie belasten könnte, wie es bereits die Rußfilterdiskussion und die Hybridantriebe à la Prius taten. Denn dass große, massige, schwer motorisierte, teurere und zumeist doch nur von einer Person gefahrene Autos einen höheren Obolus zu schultern haben, wird den meisten Leuten intuitiv nicht vollkommen unlogisch erscheinen.

Noch absurder wird das Wehklagen der Deutschen, wenn man sich die möglichen Strafzahlungen nicht absolut anschaut, sondern die resultierende prozentuale Veränderung des Gewinns. Laut UBS träfe es die Franzosen sogar am schlimmsten. Da mit einem EU-Vorstoß schon lange zu rechnen war, ist nur zu hoffen, dass die deutsche Automobilindustrie ohnehin notwendige technische Pläne in der Schublade hat, die von besserer Qualität als ihre Pressearbeit sind.

Repsol

Gut, dass Repsol das leidige Kapitel YPF abschließen will. Mit Blick auf Exploration, Produktion, Raffineriemargen und Reserven hat die Firma sowieso einiges zu tun. Und als kleine, regionale Ölfirma ist es ohnedies schwer, mit den Ölmultis oder nationalen Rivalen in Schwellenländern zu konkurrieren.

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Aus der FTD vom 20.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD; Quelle: Bloomberg

 

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