Die Big Band heizte bei kühlen Temperaturen mächtig ein

Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung, kurz ILA2006, endete am Sonntag mit einem Besucherrekord. Mehr als 250.000 Besucher (2004: 201.500, +25%) wurden vom 16. bis 21. Mai auf der ILA2006 registriert, darunter 115.000 Fachbesucher (2004: 105.000). Geschäftsabschlüsse und Kooperationsvereinbarungen in Milliardenhöhe, die Präsentation von rund 340 Fluggeräten inklusive zahlreicher Premieren sowie das bislang stärkste Konferenz- und Delegationsprogramm prägten das Messegeschehen auf dem Südgelände des Flughafens Berlin-Schönefeld. 1.014 Aussteller aus 42 Ländern (2004: 987 aus 42 Ländern) präsentierten sechs Tage lang Produkte, Systeme und Verfahren aus allen Bereichen der Aerospace-Industrie. Mehrere tausend Fachleute aus ganz Europa und Übersee informierten sich auf über 90 Messe begleitenden Konferenzen. Rund 4.100 Medienvertreter aus 70 Ländern berichteten umfassend über die fachlichen Schwerpunkte sowie die Publikumsattraktionen der ILA2006.
(Quelle ILA Berlin)
Während 2004 noch die Rosinen aus dem Osten fehlten, durfte und konnte sich der Airshow-Freund in diesem Jahr nun nicht beschweren. Das Konzept Russland zum Partnerland zu machen ist voll aufgegangen, diese waren u.a. mit ihrer MiG-29 OVT, IL-76TD, Beriev Be-200ES, MBB Bo-105 und dem Type A WIGcraft (Artic Trade & Transport Company, Russia) stark präsent. Eröffnet wurden die Vorführungen um 10:22 Uhr mit einer Parade der Notfalldienste vom Flughafen Berlin-Schönefeld und endete gegen 17:30 Uhr mit einer Demo der Luftbeweglichkeit des Deutschen Heeres
von 9x Sikorsky CH-53 und 6x Eurocopter Tiger.

Dazwischen gab es ein abwechslungreiches und kurzweiliges Flugprogramm, u.a. mit dem Star der Woche - dem A380 und seine Kinder A318 & A340-600, Me262, der Patrouille Suisse, MiG-29 OVT, Eurofighter, F-16 Solo Display (NL) und einige Warbirds wie Me109, Spitfire Mk XIX, Skyraider, Corsair und Yak's um nur einige zu nennen!

Pünktlich um 10:00 Uhr öffneten die Tore für die Besucher, alleine am Wochenenende zählte man ca. 170.000 Besucher. Erster Programmpunkt für die Zuschauer war die mächtige Boeing B-1B Lancer (ILA-Premiere).

von links oben nach rechts oben: IL-76TD-90VD, Tower Berlin Air Show, Parade der Notfalldienste vom Flughafen Berlin-Schönefeld
von links unten nach rechts unten: Winkwalker Stuntfrau Peggy Krainz (Österreich) auf Stearman PT 17, Skyraider & Fieseler Storch

von links nach rechts: Me109 G6, Ju 52 (Deutsche Lufthansa Stiftung) und die Grob G180, der erste, komplett in Kohlefaser gebaute Leicht-Jet.

Das einzige strahlgetriebene Amphibium der Welt, die Beriev Be-200ES hat sich eindrucksvoll als Löschflugzeug sowie im Katastrophenschutz bewährt. Hier auf der ILA demonstrierte sie mit einem optisch eindrucksvollen Wasserabwurf ihre Einsatzmöglichkeiten.

Mit dem Nachbau der Me 262 (Baunummer: 501244) präsentierte der Veranstalter mit der „Mutter aller Kampfjets“ eine Weltpremiere hier auf der ILA 2006. Von den über 1.400 gebauten Messerschmitt 262 ist kein flugfähiges Original mehr erhalten, deswegen wurde die Maschine komplett in den USA nachgebaut. Die Me 262 gilt als schnellstes und leistungsfähigstes Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges und als erster eingesetzter Düsenjäger beziehungsweise Jagdbomber der Welt. Ihre Entwicklung war ein technologischer Meilenstein im Flugzeugbau. Die Triebwerke wurden beispielsweise in Gondeln unter dem Flügel angeordnet. Der Erstflug erfolgte am 18. Juli 1942 mit zwei Jumo-T-1-Strahltriebwerken. Noch am 15. Mai 2006 absolvierte die Red Nose in Manching ihre letzten Testflüge (wir berichteten) und flog anschließend direkt nach Berlin. Erst am 15.August 2005 hatte die D-IMTT, so das Kennzeichen, ihren Jungfernflug in Seattle absolviert. Hier entsteht seit bald 15 Jahren akribischer Rekonstruktion eine Kleinserie von insgesamt fünf Maschinen dieses einzigartigen Typs und das zweite Exemplar wird nun von EADS Heritage Flight betrieben. Angetrieben wird der Nachbau von zuverlässigen Strahltriebwerken des Typs GE CJ-610, die einem Geschäftsreiseflugzeug „Hansa Jet“ entstammen. Pilot ist der 69jährige Absolvent der französischen Testpilotenschule Horst Philipp, der seit 1956 fliegerisch aktiv ist und inzwischen auf über 8.000 Stunden Flugzeit zurückblickt, die zu 70 Prozent aus Erprobungen bestand. In seiner langen Karriere hat der erfahrene Flieger 92 Flugerprobungen durchgeführt – bei den meisten Maschinen handelte es sich um Kampfflugzeuge und auch Senkrechtstartern brachte Philipp das Fliegen bei.

Stampe SV-4C & Yakolev Yak-3M, Yak-3U, Yak-3 & Yak-11

Der "Star" der ILA Berlin 2006, der AIRBUS A380
Für die Entwicklung des Flugzeuges war nicht nur die Erhöhung der möglichen Passagierzahl gefordert, sondern auch die Senkung der spezifischen Betriebskosten des Flugzeuges pro Person und Kilometer. Die A380 soll im Vergleich zu anderen modernen Passagierflugzeugen mit um 15 Prozent geringeren Kosten betrieben werden können. Dies konnte nur durch den großflächigen Einsatz von Kunststoff, Kohlefaserteilen und Sandwichkonstruktionen zur Gewichtseinsparung ermöglicht werden. Die Rumpfaußenhaut besteht zum Beispiel nur noch an der Unterseite aus Aluminium. Die oberen zwei Drittel sind aus einer Aluminium-Kunststoff-Laminatverbindung (mit Glasfasern verstärkter Kunststoff, auch „GLARE“ genannt) gefertigt. Außer der höheren Passagierkapazität und der Gewichtsreduzierung soll das Flugzeug durch moderne Triebwerke im Vergleich zu anderen Großraumflugzeugen erheblich leiser sein. Die letztendlich verbauten, geräuschreduzierten Trent 900 Rolls-Royce Triebwerke sind die größten und leistungsfähigsten Triebwerke, die je für ein vierstrahliges Passagierflugzeug entwickelt wurden. Sie haben einen Gebläsedurchmesser von 2,95 Metern und saugen 1,5 Tonnen Luft pro Sekunde an, wobei ihre äußeren Spitzen die 1,5fache Schallgeschwindigkeit erreichen. Die A380 wird als erstes kommerzielles Langstreckenflugzeug einen Pro-Kopf-Verbrauch von weniger als drei Litern Kerosin pro 100 Kilometer aufweisen – bei höchstmöglicher Bestuhlung und optimaler Auslastung.Nach Firmenangaben betrugen die Entwicklungskosten in den letzten acht Jahren insgesamt zwölf Milliarden Euro. Die herausstechende Besonderheit dieses Flugzeugs sind die zwei sich über die gesamte Kabinenlänge erstreckenden Passagierdecks. Bei der Boeing 747 erstreckt sich das obere Passagierdeck lediglich über das vordere Drittel. Die Außenmaße des A380 sind so konzipiert, dass er mit den bestehenden Landebahnen von Großflughäfen auskommt. Zur Passagierabfertigung sollen allerdings die bestehenden Einrichtungen erweitert werden, da der Ausstieg parallel auf beiden Decks erfolgen soll und höhere Passagierzahlen abgefertigt werden müssen.

Der A380 in seiner vollen Schönheit und einer beeindruckenden Vorführung durch den Testpiloten Wolfgang Absmeier.

Auch der kleinste Airbus, der A318 mit bis zu 117 Passagieren und der A340-600 für Langstreckenflüge bis zu 15.000 Kilometern zeigten sich dem Publikum im Flug.

von links nach rechts: A-10 Thunderbolt, B-25 Mitchell & Do 24 ATT

Erstmals außerhalb Russlands wurde auf der diesjährigen ILA die neueste Version der berühmten MiG-29 gezeigt. Die MiG-29 OVT verfügt dank ihrer ausgefeilten so genannten dreidimensionalen Schubvektor-Steuerung über eine einzigartige Manövrierfähigkeit, die während der Flugvorführungen regelmäßig eindrucksvoll demonstriert wurde. Der Abgasstrahl der beiden Triebwerke vom Typ Klimow RD-33OVT kann dabei in einem Winkel von bis zu 15 Grad nach allen Richtungen abgelenkt werden. Diese Weltneuheit wurde nach dem Erstflug des Prototypen im August 2003 im vergangenen Jahr anlässlich des Moskauer Aerosalons MAKS 2005 der Öffentlichkeit vorgeführt und sorgte durch erstaunliche Flugfiguren selbst unter Fachleuten für Verblüffung. Pawel Wlassow, der Pilot der MiG-29 OVT, erwähnt wie nebenbei zur Zuverlässigkeit der Maschine: „Während der zweijährigen Erprobungszeit musste nicht ein einziges Teil der Triebwerke oder der Schubvektor-Steuerung ausgetauscht werden.“

Die Zukunft der Heerefliegertruppe wird durch den Kampfhubschrauber TIGER und dem Transporthubschrauber NH90 bestimmt.
von links nach rechts: Eurocopter EC 665 Tiger, NH-90 & Sikorsky CH-53 G

von links nach rechts: Klaus Schrodt & D.Siegenthaler (Leader Patrouille Suisse mit Maskottchen Flat Eric)

Sehr positiv wurde der fliegerische Beitrag der Luftwaffe und vom Heer beim Publikum aufgenommen. Beide Verbände feiern in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen und zeigten sich mit einer beeindruckenden Demo. Die Luftwaffe selbst demonstrierte eine Rettungsaktion von Personen mit Unterstützung von Bell UH-1D Hubschraubern und der Transall und einem Luftzenario mit F-4F Phantom, Tornado & Eurofighter. Der Abschluß war eine Vorführung vom Eurofighter, der seine Leistungsfähigkeit demonstrierte. Höhepunkt vom Heer war ein luftgestützter Einsatz eines Verbandes von 6 Kampfhubschraubern TIGER und 9 mittleren Transporthubschraubern CH-53. Unterstützt wurde der Einsatz durch luftbewegliche Sicherungskräfte sowie durch WIESEL und OZELOT.
Hier möchte ich noch auf zwei Termine aufmerksam machen. Die Luftwaffe feiert am 19.08.2006 einen ToT mit dem Motto: "50 Jahre Luftwaffe Einsatz beim Jagdgeschwader 73 "Steinhoff" in Laage und das Deutsche Heer feiert vom 08.- 10.09.2006 nach fast 30 Jahren wieder einen Tag der Heeresflieger auf dem Stützpunkt Achum, Bückeburg. Weitere Infos unter: www.tag-der-heeresflieger.de

Mit diesen Bildern verabschieden wir uns von der ILA 2006 und wünschen Ihnen noch eine schöne Airshow Saison. Die nächste ILA findet vom 27. Mai bis 1. Juni 2008 auf dem Südgelände des Flughafens Berlin-Schönefeld, dem zukünftigen Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI), statt.

Bilder: Frank Steinkohl & Jürgen Moll
Text: Jürgen Moll mit freundlicher Unterstützung von ILA Berlin, Deutsche Luftwaffe & Deutsches Heer