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18.12.2007    16:35 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Risiko Kaiserschnitt

Wehe die Wehen fehlen

Aus Angst vor der Geburt unterziehen sich Mütter immer häufiger an einem festen Termin einem Kaiserschnitt. Doch diese Geburt führt oft zu Atemproblemen beim Baby.
Von Elke Brüser


vergrößern Ein neugeborenes Baby schreit. Nach einem Kaiserschnitt hat der Nachwuchs häufiger Atemprobleme.
Foto: AP
 

Immer mehr Babys kommen nach Plan auf die Welt. Aus Angst vor der Geburt unterziehen sich ihre Mütter an einem frühzeitig festgelegten Termin einem "Kaiserschnitt auf Wunsch". Doch diese Art, zur Welt zu kommen, hat für die Lungen der Babys mitunter schwerwiegende Folgen - je früher der Termin angesetzt ist, desto mehr. Das berichten dänische Ärzte in der Online-Ausgabe des British Medical Journal.

Die Mediziner vom Universitätskrankenhaus in Aarhus haben das Befinden aller 34000 Babys ermittelt, die an ihrer Klinik zwischen 1998 und 2006 nach 37 bis 41 Schwangerschaftswochen gesund zur Welt kamen. Demnach waren Atemprobleme bei geplanten Kaiserschnitten in der 37. Schwangerschaftswoche viermal so häufig wie bei Babys, die zum gleichen Zeitpunkt auf natürlichem Wege oder per Notkaiserschnitt den Mutterleib verließen.


Zehn von 100 Babys atmeten nach dem geplantem Kaiserschnitt nicht gut - zum Beispiel war ihre Atemfrequenz infolge von Sauerstoffmangel vorübergehend erhöht. Bei Geburten in der 38. Woche waren die Atembeschwerden nach dem geplanten Kaiserschnitt noch dreimal so häufig, in der 39. Woche zweimal: Von hundert auf Termin geholten Kindern atmeten hier zwei schlecht, von den anderen Babys nur eins.

Problem schon länger bekannt

Dass Kinder nach einem Kaiserschnitt stärker zu Atemproblemen neigen, ist schon länger bekannt. Die Gründe dafür sind bis heute nicht völlig geklärt. Wahrscheinlich sind die Lungen bei einer vorzeitigen Geburt noch nicht ausgereift. Zudem scheint der Geburtsstress dem Baby gut zu bekommen; denn nach einem Notkaiserschnitt (der erst nach Einsetzen der Wehen stattfindet) atmen Neugeborene ähnlich gut wie nach einer natürlichen Geburt.

Durch die Wehen würden Hormone ausgeschüttet, die die Wassermenge in den Lungen vermindern, so die dänischen Ärzte. Gleichzeitig werde die Bildung von Surfactant angeregt. Diese Substanz sorgt dafür, dass sich die Lungenbläschen weiten können.

In Deutschland kommt bereits jedes dritte Neugeborene operativ zur Welt. Die meisten Kinder werden zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geholt, um die Belastung des mütterlichen Gewebes durch das Gewicht des Ungeborenen zu mindern. Doch dies geht offenbar auf Kosten der kindlichen Atemfunktion.

(SZ vom 19.12.2007/mcs)


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Kommentare


19.12.2007 17:12:32

Spike71: @ Dr. Gottwalt

...und weil eben der Vergleich so schwierig ist und weil eben keine Geburt wie die andere ist, habe ich die Frage aufgeworfen, ob die im Artikel aufgeführten Risiken der Sectio mit denen der "natürlichen" Geburt verglichen wurden.

So, wie ich das lese, wurde nämlich lediglich ein Teilaspekt für den Vergleich herangezogen.

Grüße,

Spike71


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19.12.2007 14:37:10

Gottwalt.: An "Spike71": Aepfel und Birnen zu vergleichen ist schwierig,

und die Gruende fuer Komplikationen nachgeburtlich sind vielfaeltig. Schon die Definition einer "komplikationslosen" Geburt ist ja nicht ganz einfach ...

Aussagen ueber das outcome nach einer bestimmten Zeit (ob nun nach Stunden oder Tagen) variieren sehr stark von Klinik zu Klinik, es muessen also offensichtlich sehr grosse Gruppen erfasst oder weitere Kriterien mitberuecksichtigt werden (bei Spontanpartus ggf. die Qualitaet der Geburtshilfe, bei Sectio Caesarea ggf. die Narkoseart und die Dauer von Einleitung der Narkose bis zur "Geburt"). Ansonsten sind vernuenftige statistische Aussagen wohl nicht moeglich. So ist ja z. B. das kindliche outcome bei sectio in spinale oder PDA erheblich besser als bei Sectio mit muetterlicher ITN und Komplikationen waehrend der Schnittentbindung, die die Geburt des Kindes verzoegern ... insofern ist wohl eine pauschale Risiko-Abschaetzung "Spontanpartus vs. Schnittpartus" nicht moeglich, sondern ein umfassender "Risiko-Check" im Einzelfall notwendig.

Gruss

Gottwalt


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19.12.2007 09:48:30

ghm: Mißverständnis

Es gehört zweifellos zu den ganz großen Mißverständnissen unserer Zeit, daß wir glauben, die Natur stünde uns zur immerwährenden Verfügung. Allzeit bereit für Eingriffe jeder Art. Offensichtlich aber brauchen wir Menschen noch einige Zeit für die Erkenntnis, daß dies nicht so ist. Die Frage ist eben nur, ob wir diese Zeit noch haben.

Ein Beitrag über die Bedeutung der natürlichen Geburt für die Psyche von Mutter, Vater und Kind würde sicher für weitere Aufklärung sorgen können. Die Forschungsergebnisse und die dazugehörige Literatur gibt es seit langem.


1 Besucher hat diesen Kommentar bewertet



19.12.2007 09:44:24

301273: Atemprobleme

Das mit den Atemporblemen bei Kaiserschnittbabies ist schon lange bekannt - aber nur, wenn der Kaiserschnitt zu früh terminiert wird, so dass die Lunge des Babies noch nicht voll entwickelt ist. Die gleiche Problematik gibt es auch bei Frühchen.

Lieber caligus: Sie schreiben:
"Hätte die Natur gewollt, dass Babys über den geöffneten Bauch ihrer Mutter entbunden werden, hätten Frauen dort einen Reißverschluss!"

Wenn es nach der Natur ginge, dann wären viele von uns schon lange tot, hätten wahrscheinlich nicht mal die Kindheit erlebt und könnten jetzt keine klugen Kommentare schreiben ;-)


2 Besucher haben diesen Kommentar bewertet



19.12.2007 08:51:29

Spike71: Gesamtpaket betrachtet?

...und wieviele "normale" Geburten gehen schief und wieviele Kaiserschnitte? Welcher Anteil der geburtsbedingten Langzeitschäden gehen auf Kaiserschnitte und welcher auf "normale" Geburten?

Und zum Reißverschluss-Argument: Auch am Blinddarm ist kein Reißverschluss. Und zwar weil der "der Natur" ziemlich egal ist, wenn mal ein Exemplar hops geht...


3 Besucher haben diesen Kommentar bewertet


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