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Pin stemmt sich gegen das Aus

Ungeachtet des Rückzugs von Axel Springer will der Postdienstleister Pin weiter arbeiten. Retter in der Not ist ein Sanierungsexperte, der die operativen Geschäfte übernehmen will.

Der Sanierungsexperte Horst Piepenburg übernimmt den Chefposten bei der Pin Group AG. Piepenburg werde "alle Optionen einer Fortführung der Unternehmensgruppe prüfen", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mit. Zuvor hatte der Axel-Springer-Verlag dem Dienstleister jede Unterstützung entzogen. Es gebe kein tragfähiges Finanzierungskonzept, teilte der Verlag mit.

Die Mitarbeiter des Postdienstes Pin Group bangen um ihre Jobs
 Die Mitarbeiter des Postdienstes Pin Group bangen um ihre Jobs

Auf der Pin-Verwaltungsratssitzung am Mittwoch sei deutlich geworden, "dass die Gesellschafter kein gemeinsames Konzept für die Fortführung des Geschäfts gefunden haben", teilte Springer mit. Ex-Pin-Chef Günter Thiel war zuvor mit einem verbesserten Angebot in die Gespräche gegangen.

Der "Stern" meldete unterdessen vorab, Springer habe die Finanzlage der Pin Group nur lückenhaft geprüft, bevor sie Mitte des Jahres für mehr als eine halbe Milliarde Euro die Mehrheit kaufte. Das Magazin berief sich auf Springer-Kreise. Demnach soll die Konzernführung zwar die Pin-Bücher der Luxemburger Zentrale geprüft haben, nicht jedoch durchgehend jedes der über 100 lokalen Einzelunternehmen, aus denen die Gruppe besteht. Eine Springer-Sprecherin habe erklärt, das Unternehmen habe vor der Investitionsentscheidung neben der Muttergesellschaft "die wesentlichen Tochterfirmen der Pin Group" sorgfältig geprüft.

Thiel hatte die Verhandlungen mit dem Springer-Verlag am Dienstagabend überraschend wieder aufgenommen. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge wollte der Ex-Pin-Chef den Springer-Verlag bis 2018 und damit länger als bisher angeboten an Gewinnen und Verkaufserlösen beteiligen. Dabei berief sich die Zeitung auf Informationen aus dem Umfeld der Gesellschafter. Die vorige Offerte Thiels hatte Springer als inakzeptabel abgelehnt.

Darüber hinaus solle Thiel dem Verlag das Rückkaufsrecht für Pin eingeräumt haben für den Fall, dass bis Ende März doch noch ein Mindestlohn von maximal 7,50 Euro für Briefträger vereinbart würde. Springer hatte seinen Ausstieg mit dem am Freitag im Bundestag beschlossenen Lohn von 8 bis 9,80 Euro begründet.

Positive Prognosen

Der Pin-Verwaltungsrat hatte am Dienstag in Düsseldorf mehrere Stunden über die Zukunft des Konzerns beraten. In der Sitzung hätten Vertreter der Unternehmensberatung Roland Berger positive Prognosen für das Unternehmen abgegeben, sagte ein Sprecher des Pin-Verwaltungsratschefs und WAZ-Geschäftsführers Bodo Hombach. Daraufhin hätten Thiel und der Verlag die Gespräche wieder aufgenommen. Die Berater stuften deren Geschäftsmodell als tragfähig ein, hielten aber Änderungen daran und Entlassungen für notwendig.

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Springer hatte nach dem Bundestagsbeschluss für die Einführung eines Mindestlohns für Briefzusteller angekündigt, kein weiteres Geld für Pin bereitzustellen. Der Mittelbedarf liegt nach vorläufigen Berechnungen bei mehr als 300 Mio. Euro. Der Postzusteller zahlt nach eigenen Angaben im Durchschnitt der Regionen etwa 7,40 Euro Stundenlohn.

Ex-Pin-Chef Thiel, der sein Amt nach dem Scheitern der Gespräche am Dienstag niedergelegt hatte, verfügt über zehn Prozent der Anteile. Weitere Eigner sind die Verlage Madsack, Georg von Holtzbrinck, WAZ sowie die als West Mail firmierenden Verlage DuMont Schauberg, Rheinische Post und Giradet. Pin beschäftigt rund 9000 Menschen. Springer hält 63,7 Prozent der Anteile.

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FTD.de, 19.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP

 

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