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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Brandenburg

Landesflagge
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Landeswappen
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Landeswappen
Albrecht III. Achill...
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Joachim II. Hektor, ...
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Territoriale Entwick...
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Verwaltungsgliederun...
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Brandenburg, Land im Osten Deutschlands, mit 29 477 km2 flächengrößtes der neuen Bundesländer, (2003) 2,57 Mio. Einwohner, Hauptstadt ist Potsdam. Brandenburg grenzt im Osten mit Lausitzer Neiße und Oder an Polen. Inmitten von Brandenburg liegt das Land Berlin.

Landesnatur: Brandenburg liegt im Bereich des Norddeutschen Tieflandes. Die von eiszeitlichen Ablagerungen bedeckte Oberfläche ist hügelig bis eben. Im Norden erstreckt sich von Nordwesten nach Südosten ein schmaler Streifen des zum Jungmoränengebiet gehörenden Baltischen Landrückens mit bis zu 153 m über dem Meeresspiegel liegenden Endmoränen und dem südöstlichen Ausläufer der Mecklenburger Seenplatte (um Templin); der größte Teil seiner südlichen Abdachung, zu der im Nordwesten die zur Elbe abfallende Prignitz gehört, besteht v. a. aus trockenen Sanderflächen mit ausgedehnten Forsten. Zwischen Havel und der Oderniederung liegt der südliche Teil der Uckermark mit der wald- und seenreichen Schorfheide. Im Südwesten und Süden breitet sich das Altmoränengebiet mit dem Fläming (201 m über dem Meeresspiegel) und dem Lausitzer Grenzwall aus. Den größten Teil Brandenburgs nehmen die in West-Ost-Richtung ziehenden Urstromtäler ein (von Norden nach Süden Thorn-Eberswalder, Warschau-Berliner, Glogau-Baruther Urstromtal), die voneinander durch höher gelegene größere Platten (z. B. Barnim, Teltow) und kleinere (sogenannte Ländchen) getrennt sind. In den Urstromtälern, die von den zum Teil seenartig erweiterten Flüssen Havel, Spree, Rhin, Dahme und Elbe (nur mit kurzem Teilstück) durchflossen werden, bildeten sich bei entsprechend hohem Grundwasserstand Feuchtgebiete (Rhinluch, Havelländische Luch, Spreewald, Oderbruch) aus. – In der Niederlausitz sind große Braunkohlenlager, von Senftenberg–Finsterwalde über Lübben (Spreewald)–Cottbus–Bad Muskau bis Forst (Lausitz)–Guben reichend, vorhanden. Bei Rüdersdorf (östlich von Berlin) Kalkvorkommen. Durch den Braunkohlentagebau wurden seit 1950 etwa 540 km2 Kulturland zerstört. Als Biosphärenreservate ausgewiesen sind Schorfheide-Chorin, Spreewald und Flusslandschaft Elbe; das Untere Odertal ist Teil eines deutsch-polnischen Nationalparks.

Das gemäßigte Klima wird durch zunehmende Kontinentalität von West nach Ost geprägt; Hochdruckgebiete sind nur kurze Zeit wetterbestimmend; 586 mm durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge.

Bevölkerung: Die Bevölkerung verringerte sich 1989–94, seit 1995 ist eine positive Bevölkerungsentwicklung erkennbar. Die Bevölkerungsdichte ist mit 88 Einwohnern/km2 nach Mecklenburg-Vorpommern die zweitniedrigste Deutschlands; die größte Bevölkerungsdichte ist im Nahbereich von Berlin sowie im Industriegebiet der Niederlausitz anzutreffen. Neben der deutschstämmigen Bevölkerung lebt im Süden in der Niederlausitz die nationale Minderheit der Sorben (Niedersorben) mit schätzungsweise 20 000 Angehörigen. – 19,6 % der Bevölkerung gehören den evangelischen Landeskirchen an, rund 3,5 % der katholischen Kirche. – Brandenburg hat (2006) drei Universitäten (Brandenburgische TU Cottbus; Europa-Universität Viadrina, Frankfurt [Oder]; Universität Potsdam), zwei Kunsthochschulen (Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf«; German Film School) sowie fünf Fachhochschulen.

Wirtschaft: Bis zur deutschen Wiedervereinigung war die Wirtschaftsstruktur auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg von der Land- und Forstwirtschaft auf der einen und den großen monostrukturierten Industriestandorten und einer auf Braunkohle basierenden (umweltzerstörenden) Energie- und Chemiewirtschaft auf der anderen Seite gekennzeichnet. Durch den Umbau der Wirtschaft vollzog sich nach der Wende ein Strukturwandel von material-, energie- und arbeitsaufwendigen zu forschungsintensiven und umweltfreundlichen Fertigungen und Produkten. Industrie und Verkehr: Wichtigstes Industriegebiet ist die Stadtrandzone von Berlin (»Speckgürtel«) mit Eisenmetallurgie (auch in Eisenhüttenstadt), Maschinen-, E-Lok-Bau sowie Elektrotechnik/Elektronik in Potsdam, Teltow, Hennigsdorf und Oranienburg. Ein weiteres entwickelte sich im Braunkohlengebiet der Niederlausitz, wo seit 1952 im Raum Senftenberg (Schwarze Pumpe), Lauchhammer, um Spremberg, Lübbenau und Cottbus die Braunkohlenindustrie mit großen Tagebauen, Großkraftwerken (besonders Jänschwalde) und chemischer Industrie (Guben, Schwarzheide, Spremberg) entstand, die zu schwersten Umweltbelastungen führte. Heute wird die Braunkohle (Fördermenge 1989: 114 Mio. t, 2003: 40,5 Mio. t) zur Energieerzeugung genutzt. Mit großem Aufwand werden Braunkohlenfolgelandschaften saniert. Herkömmliche Industriezweige sind in der Niederlausitz die Textil- (Cottbus, Forst [Lausitz], Guben) und Glasindustrie (Muskau und Finsterwalde). – Etwa die Hälfte der Landesfläche ist landwirtschaftlich nutzbar. Der Ackerbau (Anbau von Weizen, Roggen, Ölfrüchten, Kartoffeln, Zuckerrüben) konzentriert sich auf die relativ fruchtbaren Lehmböden der Grundmoränen im Nordwesten der Prignitz (um Perleberg–Pritzwalk), im Gebiet von Neuruppin, in der Uckermark um Prenzlau–Angermünde–Schwedt/Oder sowie auf den von Lehmböden bedeckten Platten. In den Havelniederungen um Werder und Buckow entstanden wichtige Obstbaugebiete. Die Feuchtgebiete sind die Schwerpunktbereiche des Gemüsebaus (Spreewald, Oderbruch) und der Grünlandwirtschaft mit Rinderzucht. Etwa 35 % der Landesfläche sind bewaldet. Seen- und waldreiche Landschaften werden als Erholungsgebiete genutzt (Ruppiner Schweiz um Neuruppin und Rheinsberg, Seenlandschaften um Templin, Schorfheide mit Werbellinsee, Scharmützelsee, Märkische Schweiz um Buckow, Spreewald). – Eisenbahnlinien und Fernverkehrsstraßen (einschließlich Autobahnen als Teil des Europastraßennetzes) ziehen sternförmig durch Brandenburg nach Berlin, sie sind durch den Berliner Autobahn- und Eisenbahnring, der auf brandenburgischem Gebiet liegt, miteinander verbunden, die schiffbaren Flüsse Oder, Spree, Havel und Elbe durch Oder-Havel-, Oder-Spree-, Elbe-Havel-Kanal. Bedeutendster Binnenhafen ist Königs Wusterhausen, gefolgt von Wittenberge, Brandenburg an der Havel, Potsdam.

Verfassung: Nach der Verfassung von 1992 (am 14. 6. 1992 durch Volksentscheid gebilligt) übt der Landtag (88 Abgeordnete, für 5 Jahre gewählt) die Legislative aus. Träger der Exekutive ist die Landesregierung, bestehend aus dem vom Landtag gewählten Ministerpräsidenten und den von ihm ernannten Ministern. Die Verfassung fixiert Grundrechte, Staatsziele und eine Reihe plebiszitärer Elemente (Volksinitiative, -begehren, -entscheid).

Geschichte:

7. bis 18. Jahrhundert: Ursprünglich von germanischen Semnonen, Langobarden (Altmark) und Burgundern (östlich der Oder), seit dem 7. Jahrhundert im Osten von Slawen (v. a. Liutizen) besiedelt. Um 940 durch Markgraf Gero deutscher Herrschaft unterworfen; unter Kaiser Otto I., dem Großen, christianisiert, entstand 948 das Bistum Brandenburg. 1134 kam Brandenburg (als Nordmark beziehungsweise Mark Brandenburg) an die Askanier, die das Land endgültig der deutschen Ostsiedlung erschlossen und zu bedeutenden Reichsfürsten wurden (seit 1157 Markgrafen, seit 1177 Reichserzkämmerer, später Kurfürsten). Nach dem Aussterben der Askanier 1320 kam Brandenburg an die Wittelsbacher, 1373 an die Luxemburger, 1411/15 an das Haus Hohenzollern, das 1417 auch die Kurwürde erhielt. Kurfürst Friedrich I. bezwang die Landstände (Adel), sein Sohn, Kurfürst Friedrich II. (1440–70), auch die Städte, besonders Berlin, und machte Cölln beziehungsweise Berlin zur Residenz. Kurfürst Albrecht III. Achilles legte mit der Dispositio Achillea 1473 den Grund zur dauernden territorialen Einheit der Mark. Kurfürst Joachim II. führte 1539 die Reformation ein. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts erfolgten beträchtliche territoriale Erweiterungen (u. a. 1614 um das Herzogtum Kleve, die Grafschaften Mark und Ravensberg, 1618 um das Herzogtum Preußen [bis 1657/60 als polnisches Lehen], 1648 um Hinterpommern). Friedrich Wilhelm, der »Große Kurfürst« (1640–88), schuf den absolutistischen brandenburgisch-preußischen Staat. Ab 1685 (Edikt von Potsdam) wurden Hugenotten, später auch andere Glaubensflüchtlinge und Auswanderer in der Mark angesiedelt. Nachdem die Kurfürsten sich zu »Königen in Preußen« gekrönt hatten (1701), ging die brandenburgische Geschichte in der Geschichte Preußens auf.19. Jahrhundert bis heute: Die Provinz Brandenburg war ab 1815 (mit der vorher sächsischen Niederlausitz) die größte preußische Provinz; die Altmark fiel an die neue Provinz Sachsen. 1920 wurde (Groß-)Berlin ausgegliedert. 1945 kamen die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie zu Polen (zunächst unter polnischer Verwaltung; endgültig geregelt im Deutsch-Polnischen Grenzvertrag von 1990). 1945–47 Provinz, am 24. 7. 1947 Land auf dem Territorium der SBZ, am 7. 10. 1949 Land der DDR; 1952 in die DDR-Bezirke Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt und Cottbus aufgeteilt. Am 3. 10. 1990 wurde das Land Brandenburg als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland wieder errichtet. Die Landtagswahlen vom 14. 10. 1990 gewann die SPD. Erster Ministerpräsident wurde M. Stolpe (Koalition aus SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne). Bei den Landtagswahlen am 11. 9. 1994 errang die SPD die absolute Mehrheit; Stolpe wurde im Amt bestätigt. Die Vereinigung der Länder Brandenburg und Berlin (Staatsvertrag vom 27. 4. 1995) wurde nach Ablehnung im Volksentscheid am 5. 5. 1996 (62,7 % Neinstimmen) aufgeschoben. Nach den Landtagswahlen vom 5. 9. 1999 bildeten SPD und CDU eine Große Koalition unter Ministerpräsident Stolpe; Ende Juni 2002 wurde M. Platzeck (ebenfalls SPD) sein Nachfolger, die Große Koalition der SPD mit der CDU konnte fortgesetzt werden. Nach der Landtagswahl am 19. 9. 2004 kam es trotz erheblicher Stimmenverluste von SPD und CDU – wobei Letztere von der PDS als zweitstärkste politische Kraft abgelöst wurde – zu einer Neuauflage der Großen Koalition.

Landtagswahlen in Brandenburg 1990–2004 (Sitzverteilung und Stimmenanteil der Parteien)
Parteien14. 10. 199011. 9. 19945. 9. 199919. 9. 2004
SPD36; 38,2 %52; 54,1 %37;39,3 %33;31,9 %
CDU27;29,4 %18;18,7 %25;26,6 %20;19,4 %
PDS13;13,4 %18;18,7 %22;23,3 %29;28 %
Bündnis 90/Grüne *)6;9,3 %–;2,9 %–;1,9 %-;3,6 %
FDP6;6,6 %–;2,2 %–;1,9 %-;3,3 %
DVU-;--;-5;5,3 %6;6,1 %
Andere–;3,1 %–;3,4 %–;1,8 %-;7,7 %
*) ab 1993 Bündnis 90/Die Grünen

Kreisfreie Städte

Brandenburg: Verwaltungsgliederung (31. 12. 2003)
VerwaltungseinheitFläche (in km2)Einwohner (in 1 000)Einwohner (je km2)Verwaltungssitz
Brandenburg a. d. Havel22975,5330
Cottbus164107,5655
Frankfurt (Oder)14867,0453
Potsdam187145,0775
Landkreise
Barnim1 494174,0116Eberswalde
Dahme-Spreewald2 261160,271Lübben (Spreewald)
Elbe-Elster1 889125,566Herzberg (Elster)
Havelland1 717153,389Rathenow
Märkisch-Oderland2 128191,790Seelow
Oberhavel1 796197,1110Oranienburg
Oberspreewald-Lausitz1 217136,3112Senftenberg
Oder-Spree2 242193,186Beeskow
Ostprignitz-Ruppin2 509110,144Neuruppin
Potsdam-Mittelmark2 575201,378Belzig
Prignitz2 12391,243Perleberg
Spree-Neiße1 648141,386Forst (Lausitz)
Teltow-Fläming2 092161,177Luckenwalde
Uckermark3 058143,447Prenzlau
Brandenburg29 4772 574,587Potsdam

Sekundärliteratur: Brandenburgische Geschichte, hg. v. I. Materna u. W. Ribbe (1995); Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 10: Berlin und Brandenburg, hg. v. G. Heinrich (31995); L. Hohmann u. J. Unger: Die Brandenburger. Chronik eines Landes (21999); D. Kotsch: Das Land Brandenburg zwischen Auflösung u. Wiederbegründung. Politik, Wirtschaft u. soziale Verhältnisse in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) u. Cottbus in der DDR 1952 bis 1990 (2001); Johannes Schultze: Die Mark Brandenburg (32004).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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