Bilder unserer Nutzer

Shop

Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

Weitere Informationen

Burg (Architektur Architekturtheorie)

Schematische Darstel...
vergrößern
Schematische Darstel...

Burg, ein wehrhafter Bau, im engeren Sinn verteidigungsfähiger Wohnsitz (Wohnburg) des Adels seit etwa 900 bis zum Ende des Mittelalters. Eine Höhenburg ist auf einer beherrschenden Höhe gelegen, eine Wasserburg von natürlichen Gewässern oder Wassergräben umgeben, eine Höhlenburg in Fels gebaut. Die Fluchtburg wurde nur bei Gefahr aufgesucht. Die Zwingburg diente zur Beherrschung eines unterworfenen Gebietes, die Trutzburg zur Überwachung oder Belagerung einer gegnerischen Burg.

Für den Burgenbau im Abendland brachten die Kreuzzüge Einflüsse aus Byzanz und dem Orient. Aufbau: Die gesamte Anlage wird von einer Ringmauer umschlossen, über die der Wehrgang läuft. Die entlang ihrer Innenseite errichteten Gebäude umgeben den Burghof. Wenn die Ringmauer durch eine zweite, äußere Mauer gesichert ist, entsteht zwischen beiden ein Umgang, der Zwinger, der sich zu einer Vorburg erweitern kann. Torgraben, Zugbrücke, Torbau mit Fallgitter oder Turmpaar an den Flanken, oft auch ein Vorwerk (Barbakane), schützen das Tor. Den Kern der deutschen Burg bildet ein starker Turm, der Bergfried, der im Notfall die letzte Zuflucht war: Über dem gewölbten, fenster- und türlosen Untergeschoss, das als Burgverlies (Gefängnis) diente, befindet sich im 1. Obergeschoss eine kleine Öffnung (durch eine Leiter erreichbar). An Wohnbauten besaß eine kleinere deutsche Burg meist nur den Palas mit dem großen Saal im Obergeschoss und kleineren, zum Teil heizbaren Wohngemächern (Kemenaten und Gaden). Fast jede Burg hatte eine Burgkapelle. In den romanischen Ländern und in England wurden alle für Wirtschaft und Wohnen nötigen Räume in einem turmartig hohen Bau vereinigt, der sich frei inmitten eines durch Ringmauer und Graben umwehrten Hofes erhebt. Dieser Wohnturm heißt in Frankreich Donjon, in England Keep oder Keeptower. – Die Ordensburg der geistlichen Ritterorden war als Wohnsitz der Rittermönche eine Verbindung von Burg und Kloster. Daneben gab es Kirchenburgen beziehungsweise Wehrburgen. Christliche Kreuzfahrer errichteten im östlichen Mittelmeerraum und in Kleinasien Kreuzfahrerburgen. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts führte die Vervollkommnung der Feuerwaffen zu Neuerungen im Burgenbau, bis die Burg ihren Wert als sichere Zuflucht verlor, als Wohnsitz aufgegeben wurde und verfiel oder sich nach einer schon im Mittelalter begonnenen Entwicklung zum Schloss wandelte.

In Japan entstanden zwischen 1576 und 1610 befestigte Burgen unter europäischem Einfluss. Erhalten ist z. B. die Burg von Himeji, wegen ihrer weiß verputzten Wände auch »Weißes Reiherschloss« genannt. Burgstädte entstanden um 1600, die in ihrer räumlichen Ordnung der sozialen Pyramide entsprachen.

Sekundärliteratur: W. Hotz: Pfalzen u. Burgen der Stauferzeit (31992); H. Brachmann: Der frühmittelalterliche Befestigungsbau in Mitteleuropa (1993); F. W. Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters (2000); W. Hotz: Kleine Kunstgeschichte der deutschen Burg (Neuausgabe 2002); M. Reitz : Das Leben auf der Burg. Alltag, Fehden u. Turniere (2004); Wörterbuch der Burgen, Schlösser u. Festungen, hg. v. H. W. Böhme (2004).