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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Emigration

Emigration [lateinisch emigratio »das Wegziehen«] die, das freiwillige oder erzwungene Verlassen des Heimatlandes aus politischen, weltanschaulichen, religiösen oder rassischen Gründen; rechtlich ein Fall der Auswanderung. Zur Emigration sehen sich Menschen v. a. dort veranlasst, wo eine Diktatur sich immer stärker ausbildet und mit wachsendem Druck von ihren Bürgern eine bestimmte Gesinnung verlangt. Die im Lande verbleibenden Gegner eines solchen Regimes ziehen sich oft in die innere Emigration zurück (eine politisch umstrittene Form des Widerstands der scheinbar Angepassten).

Die Abgrenzung von Emigranten gegen Flüchtlinge oder Vertriebene ist fließend. Eine Emigration Einzelner oder kleiner Gruppen hat es zu allen Zeiten gegeben. Die erste umfangreiche Emigration im Altertum war die der Juden (Exodus). Im konfessionellen Zeitalter (16./17. Jahrhundert) wurde die Emigration eine Dauererscheinung (Exulanten, Pilgerväter, Hugenotten, Quäker). Revolutionen und Freiheitsbewegungen (1789 und 1848) veranlassten nach der Niederschlagung ihre Führer oft zur Emigration, im 19. Jahrhundert auch die Bekämpfung sozialistischer Bewegungen. Im 20. Jahrhundert lösten die russische Oktoberrevolution (1917) und der Bürgerkrieg (1917–21), die Verfolgung der Juden und der politischen Gegner im nationalsozialistischen Deutschland (1933–45), die Gründung des Staates Israel in Palästina (1948), die Ausdehnung des kommunistischen Machtbereichs nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa (Sowjetzonenflüchtlinge) und Asien (u. a. Boatpeople), die fundamentalistisch-islamische Revolution in Iran (1979), zahlreiche Diktaturen in Lateinamerika sowie zuletzt der Bürgerkrieg im zerfallenden Jugoslawien (1991/92) Massenemigrationen aus. (Asylrecht, Exilliteratur, Vertreibung)

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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