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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Kurfürsten

Kurfürsten [zu althochdeutsch kuri »Wahl«], lateinisch Electores, im Heiligen Römischen Reich vom 13. Jahrhundert bis 1806 die zur Königswahl berechtigten Fürsten. Vorher waren alle Reichsfürsten wahlberechtigt; seit 1198 mussten jedoch die Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln und der Pfalzgraf bei Rhein an der Wahl beteiligt sein. Seit der Wahl von 1257 galten sieben Kurfürsten allein als Königswähler: die vier genannten Fürsten, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Ludwig IV., der Bayer, verfocht den Grundsatz, dass die Mehrheit der sieben Kurfürsten zur rechtsgültigen Wahl genüge. Dies wurde 1338 vom Kurverein von Rhense anerkannt und 1356 Reichsgrundgesetz durch die Goldene Bulle, die u. a. auch die Reihenfolge der Stimmabgabe regelte. Das Kurfürstenkollegium, Ergebnis des Interregnums und seit 1273 ein geschlossener Wahlkörper, bildete seit dem 15. Jahrhundert auf den Reichstagen die 1. Kurie. Die böhmische Kurwürde ruhte seit den Hussitenkriegen (15. Jahrhundert) bis 1708 mit Ausnahme der Beteiligung an der Königswahl; die pfälzische Kur wurde 1623 Bayern übertragen, der Pfalz aber 1648 eine 8. Kurwürde zugestanden, Braunschweig-Lüneburg (Hannover) hatte seit 1692 eine 9., nach Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 die 8. Kurwürde inne (seit 1778). 1803 (Reichsdeputationshauptschluss) wurden die Kurstimmen von Trier und Köln aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaffenburg übertragen. Neu geschaffen wurden die Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel (Kurfürstentitel bis 1866; Kurhessen). Die Tracht der Kurfürsten (Kurfürstenornat) bildete sich seit dem 13. Jahrhundert heraus und bestand 1519–1806 aus einem breiten, mantelartigen, mit Hermelin ausgeschlagenen Rock mit weiten Ärmeln oder Armschlitzen, dazu ein breiter Hermelinkragen, violette Handschuhe und eine Mütze mit Hermelinumrandung (Kurfürstenhut, Kurhut). Die vier weltlichen Fürsten trugen Ärmelrock und runde Mütze aus dunkelkarmesinrotem Samt, die drei geistlichen Armschlitzrock und viereckige Mütze aus dunkelscharlachfarbenem Tuch.

Sekundärliteratur: A. Wolf: Die Entstehung des Kurfürstenkollegs. 1198–1298 (2000); F.-R. Erkens: Kurfürsten und Königswahl (2002).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT

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