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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Monarchie

Monarchie [griechisch »Alleinherrschaft«] die, Staatsform, in der eine besonders legitimierte Person, der Monarch, selbstständiges, dauerndes Staatsoberhaupt ist (Gegensatz: Republik). Charakter der Monarchie: Als eine Form der Monokratie muss die Monarchie abgehoben werden von der älteren Tyrannis und der jüngeren Diktatur. Die Rechtfertigung der monarchischen Herrschaftsform beruht auf religiösen (Abstammung des Geschlechtes von den Göttern; Gottesgnadentum) und charismatischen Vorstellungen (»Königsheil«) oder der Unantastbarkeit des Erbrechts (Legitimitätsprinzip). In neuerer Zeit werden auch rationalstaatspolitische Gründe geltend gemacht, etwa der Wunsch, das oberste Staatsamt dem Parteienstreit zu entziehen oder dem Volk ein Symbol der Einheit zu geben. Durch die Erblichkeit der Thronfolge (Erbmonarchie im Gegensatz zur Wahlmonarchie; diese kann auch durch ein engeres Wahlkollegium, z. B. die Kurfürsten, bestimmt sein) wird der Monarchie Stetigkeit und Dauer zuerkannt. Formen der Monarchie: In der theokratischen Monarchie ist der Monarch zugleich oberster Priester (z. B. Inkareich); in der Volksmonarchie ist die Volksversammlung an der Entscheidungsgewalt beteiligt (bei den Germanen alle Waffenfähigen; die Gesamtheit des Adels); in der ständischen Monarchie ist die monarchische Gewalt durch Mitentscheidungsrechte der Stände beschränkt (z. B. Heiliges Römisches Reich bis 1806; Ständestaat); der absoluten Monarchie (gegründet auf das Prinzip der monarchischen Souveränität; Absolutismus) steht die konstitutionelle Monarchie (Beteiligung der Volksvertretung an Gesetzgebung und Festsetzung des Budgets; Konstitutionalismus) gegenüber; in der parlamentarischen Monarchie wird die Staatsleitung durch die dem Parlament verantwortliche Regierung ausgeübt, dem Monarchen obliegt in der Regel nur die Repräsentation des Staates (Großbritannien).

Geschichte: Die absolute Monarchie, im 16.–18. Jahrhundert in Europa dominante Herrschaftsform, wurde seit der englischen »Glorreichen Revolution« (1689), besonders mit der Französischen Revolution von 1789 und der Ausbreitung des Gedankens der Volkssouveränität, in die konstitutionelle Phase übergeleitet. Im 19./20. Jahrhundert, zuerst in Großbritannien, vollzog sich der Übergang zur parlamentarischen Monarchie; neben den im Mittelalter begründeten Monarchien (Dänemark, Norwegen, Schweden; der Vatikan), dem Untergang der Monarchie in Frankreich (1792, endgültig 1870), Portugal (1910), Russland (1917), Deutschland, Österreich-Ungarn (beide 1918), in der Türkei (1922) und in Spanien (1931; wieder eingeführt 1975) ent- beziehungsweise bestanden auch neue Monarchien (Königreiche, Fürstentümer) in Europa: die Niederlande (1806 1815), Monaco (erneuert 1815), Belgien (1831), Griechenland (1832–1924, 1935–73), Italien (1861–1946), Liechtenstein (1866), Luxemburg (1866), Rumänien (1859/62 beziehungsweise 1881–1947), Serbien (1830 beziehungsweise 1882–1918), Bulgarien (1878 beziehungsweise 1908–46), Montenegro (1852 beziehungsweise 1910–18), Jugoslawien (1918–41), Albanien (1928–46).

Auch in Asien (Bahrain, Bhutan, Brunei, Japan, Jordanien, Katar, Kuwait, Malaysia, Nepal, Oman, Saudi-Arabien, Thailand, Vereinigte Arabische Emirate), Afrika (Lesotho, Marokko, Swasiland) und in Ozeanien (Samoa, Tonga) bestehen noch Monarchien (als Königreich, Sultanat, Emirat beziehungsweise Scheichtum); formal Monarchien sind auch einige Mitgliedsstaaten des Commonwealth of Nations (u. a. Samoa [parlamentarische Monarchie], Tonga [konstitutionelle Erbmonarchie]). Außerhalb Europas untergegangen sind u. a. die Monarchien in: Brasilien (1889), China (1912), Ägypten (1922–53), Afghanistan (1973), Äthiopien (1974), Laos (1975), Kambodscha/Kampuchea (1976).

Sekundärliteratur: Der Absolutismus – ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- u. Mitteleuropa (ca. 1550–1700), hg. v. R. G. Asch u. H. Duchhardt (1996); P. Miquel: Europas letzte Könige. Die Monarchien im 20. Jahrhundert (aus dem Französischen, Neuausgabe 1997); Die Macht des Königs. Herrschaft in Europa vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit, hg. v. B. Jussen (2005).

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