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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Rheinland

Rheinland, die Gebiete beiderseits des Mittel- und Niederrheins, besonders die ehemalige preußische Rheinprovinz.

Geschichte: Die Eroberung Galliens und des linksrheinischen Germanien durch Caesar machte den Unterlauf des Rheins zur Grenze des Römischen Reiches. Der Schwerpunkt des Frankenreichs, das die Römerherrschaft ablöste, verlagerte sich von Frankreich allmählich an den Rhein. Nach kurzer Zugehörigkeit zum karolingischen Mittelreich fiel das Rheinland im Vertrag von Mersen 870 (Meerssen) an das Ostfränkische (später Heilige Römische) Reich, bei dem es seit 925 verblieb. Das Rheinland gehörte danach zu den Herzogtümern Nieder- und Oberlothringen sowie Franken. Im hohen Mittelalter, nach dem Untergang der Staufer im 13. Jahrhundert, zerfiel es in zahlreiche geistliche und weltliche Territorien. Im Westfälischen Frieden 1648 erwarb Frankreich die ersten Gebiete im Elsass, die König Ludwig XIV. stark erweiterte (Reunionen). 1735–66 gewann Frankreich das Herzogtum Lothringen, 1795–1801 das linke Rheinufer. Der Rheinbund sollte die Rheingrenze festigen. Nach den Befreiungskriegen wurden aus den an Preußen gekommenen Gebieten die Provinzen Jülich-Kleve-Berg und Niederrhein gebildet, die 1824 zur Rheinprovinz vereinigt wurden.

Das Rheinland war schon früh ein industriell hoch entwickeltes Gebiet mit Bergbau auf Eisen, Buntmetalle, Kohle sowie z. T. stark spezialisiertem Gewerbe. Im 19. und 20. Jahrhundert nahmen Schwer-, Textil-, später auch chemische Industrie einen gewaltigen Aufschwung.

Das 1871 (Frankfurter Frieden) an das Deutsche Reich gefallene Elsass-Lothringen kam im Versailler Vertrag (1919) wieder an Frankreich. Danach wurden für 15 Jahre die linksrheinischen Gebiete von den Alliierten besetzt, entmilitarisiert und das Saargebiet abgetrennt. Die von Großbritannien, Frankreich, den USA und Belgien eingesetzte »Interalliierte Rheinlandkommission« übernahm die politische Oberhoheit im Rheinland; 1923 wurden auch große Teile des Ruhrgebiets besetzt. Das besetzte Gebiet wurde im Januar 1926 (1. Zone) und im Juni 1930 (2. und 3. Zone) geräumt. Das Saargebiet kam durch Volksabstimmung 1935 wieder an das Deutsche Reich (Saarland, Geschichte). 1936 rückten deutsche Truppen auf Befehl Hitlers unter Verletzung der Locarno-Verträge (1925) in die entmilitarisierte Rheinlandzone ein. – Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Rheinland im Rahmen der französischen und britischen Besatzungszone auf die neuen Länder Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und das spätere Baden-Württemberg aufgeteilt. Das aus dem deutschen Staatsverband 1945 herausgelöste Saargebiet kam 1956/57 als Saarland an die Bundesrepublik Deutschland.

Sekundärliteratur: Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, hg. v. F. Irsigler, 12 Bde. (1982–2002); Franzosen u. Deutsche am Rhein. 1789 – 1918 – 1945, hg. v. P. Hüttenberger u. a. (1989); F. A. W. Diesterweg: Die preußischen Rheinprovinzen, hg. v. K. Goebel (1990).

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