Evangelische Kirche in Deutschland
Evangelische Kirche in Deutschland, Abkürzung EKD, der rechtliche Überbau der evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die EKD vereint 23 lutherische, reformierte und unierte Kirchen; Gliedkirche der EKD war bis 2003 (Bildung der Union Evangelischer Kirchen) auch die Evangelische Kirche der Union (EKU). Der EKD angeschlossen sind die »Evangelische Brüder-Unität in Deutschland« (Brüdergemeine) und der »Bund evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands«. Die EKD ist ein Kirchenbund, dessen rechtliche Grundlage die am 3. 12. 1948 in Kraft gesetzte Grundordnung bildet. Mit (Ende 2005) rund 25,42 Mio. Mitgliedern in rd. 17 000 Kirchengemeinden umfassen ihre Gliedkirchen den größten Teil der evangelischen Christen in Deutschland.
Organe: Die Synode der EKD hat 120 Mitglieder. Sie hat die Aufgabe, kirchliche Gesetze zu beschließen, und gibt Stellungnahmen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen ab. Sie tritt in der Regel einmal jährlich zusammen. Die Kirchenkonferenz wird von den Kirchenleitungen der Gliedkirchen gebildet. In ihr haben Gliedkirchen mit mehr als 2 Mio. Mitgliedern zwei Stimmen, die anderen Gliedkirchen je eine Stimme. Sie wirkt bei der Wahl des Rates und bei der Gesetzgebung mit. Der Rat der EKD leitet die EKD und vertritt sie nach außen. Er hat 15 Mitglieder (Laien und Theologen), von der Synode und der Kirchenkonferenz auf sechs Jahre gewählt. Die Verwaltung der EKD erfolgt durch das Kirchenamt der EKD, mit Hauptsitz in Hannover und einer Außenstelle in Berlin. Bei der Bundesrepublik Deutschland ist die EKD durch einen Bevollmächtigten vertreten, der sie zugleich bei der Europäischen Gemeinschaft vertritt.
Kirchenmitgliedschaft: Der einzelne evangelische Christ ist Mitglied seiner Gemeinde und seiner Landeskirche (Mitglieder der EKD sind allein die Gliedkirchen). Die Mitgliedschaft ist an Taufe und Wohnsitz geknüpft: Wer in einer evangelischen Landeskirche die Taufe empfangen und seinen Wohnsitz im Bereich einer EKD-Gliedkirche hat, ist damit Mitglied dieser Kirche. Verlegt er seinen Wohnsitz in das Gebiet einer anderen EKD-Gliedkirche, so wird er dort Kirchenmitglied.
Geschichte: Der erste Versuch eines größeren Zusammenschlusses der seit der Reformation entstandenen Landeskirchen führte 1848 in Wittenberg zu einem Kirchentag. Ziel war die Bildung eines evangelischen Kirchenbundes für Deutschland. Das Bemühen scheiterte zunächst am gegenseitigen Misstrauen, führte dann jedoch 1852 zur Gründung der Eisenacher Konferenz. Diese trat in der Folgezeit regelmäßig zusammen, behandelte aber eher sekundäre Fragen. In der Frage des kirchlichen Zusammenschlusses führte ihre Tätigkeit zu keinen grundlegenden Ergebnissen. Ihr ausführendes Organ war seit 1903 der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss. Die rechtliche und organisatorische Selbstständigkeit der einzelnen Landeskirchen blieb auch nach dem Ende des Staatskirchentums 1918 erhalten. 1919 kam es zum Zusammenschluss im »Deutschen Evangelischen Kirchentag«, der 1921 die Verfassung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes annahm. Dieser wurde 1933 unter maßgeblichem Einfluss der Deutschen Christen zur Deutschen Evangelischen Kirche umgewandelt, die sich als deutsche evangelische »Reichskirche« im Sinne der nationalsozialistischen Kirchenpolitik verstand und nach dem »Führerprinzip« von einem »Reichsbischof« (Müller, Ludwig) geleitet wurde. – Als Gegenbewegung gegen die damit verbundenen Versuche der Verfälschung von Lehre und Verkündigung entstand die Bekennende Kirche (Kirchenkampf). Die Neuordnung der Gesamtkirche wurde nach dem Kriegsende 1945 unter dem Namen Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verwirklicht. − Die acht evangelischen Landeskirchen auf dem Gebiet der DDR schieden 1969 aus der EKD aus und bildeten bis zu ihrem Wiederbeitritt 1991 den institutionell eigenständigen Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK).
Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (Stand 2006) | |||
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Gliedkirche | Mitglieder1) | leitender Geistlicher2) | (geb.; seit...) |
lutherische Gliedkirchen | |||
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern | 2 697 000 | LB Johannes Friedrich | (1948; 1999) |
Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig | 416 000 | LB Friedrich Weber | (1949; 2002) |
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers | 3 087 000 | LB3) Margot Käßmann | (1958; 1999) |
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs | 214 000 | LB Hermann Beste | (1940; 1996) |
Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche | 2 151 000 | B Hans-Christian Knuth (Sprengel Schleswig) | (1940; 1991) |
B4) Maria Jepsen (Sprengel Hamburg) | (1945; 1992) | ||
B4) Bärbel Wartenberg-Potter (Sprengel Holstein-Lübeck) | (1943; 2001) | ||
Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg | 469 000 | B Peter Krug | (1943; 1998) |
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens | 843 000 | LB Jochen Bohl | (1950; 2004) |
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe | 62 000 | LB Jürgen Johannesdotter | (1943; 2001) |
Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen5) | 464 000 | LB Christoph Kähler | (1944; 2001) |
Evangelische Landeskirche in Württemberg | 2 336 000 | LB Frank Otfried July | (1954; 2005) |
unierte Gliedkirchen | |||
Evangelische Landeskirche Anhalts | 55 000 | KP Helge Klassohn | (1944; 1994) |
Evangelische Landeskirche in Baden | 1 312 000 | LB Ulrich Fischer | (1949; 1998) |
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz6) | 1 257 000 | B Wolfgang Huber | (1942; 2004) |
Bremische Evangelische Kirche | 244 000 | P Brigitte Boehme | (1940; 2001) |
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau | 1 823 000 | KP Peter Steinacker | (1943; 1993) |
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck | 967 000 | B Martin Hein | (1954; 2000) |
Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) | 617 000 | KP Eberhard Cherdron | (1943; 1998) |
Pommersche Evangelische Kirche | 107 000 | B Hans-Jürgen Abromeit | (1954; 2001) |
Evangelische Kirche im Rheinland | 2 952 000 | PR Nikolaus Schneider | (1947; 2003) |
Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen5) | 513 000 | B Axel Noack | (1949; 1997) |
Evangelische Kirche von Westfalen | 2 655 000 | PR Alfred Buß | (1947; 2004) |
reformierte Gliedkirchen | |||
Evangelisch-reformierte Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) | 189 000 | PR Garrelt Duin | (1939; 2000) |
Lippische Landeskirche | 198 000 | LS Martin Dutzmann | (1956; 2005) |
1)Mitgliederzahlen: Stand 31. 12. 2004.2)B Bischof, KP Kirchenpräsident, LB Landesbischof, LS Landessuperintendent, P Präsident/Präsidentin, PR Präses.3)LB Landesbischöfin.4)B Bischöfin5)Teilkirche der 2004 gebildeten »Föderadition Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland«.6)Am 1. 1. 2004 durch Zusammenschluss der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz gebildet. |
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