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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Kirche von England

Kirche von England, englisch Church of England, anglikanische Kirche, die englische Staatskirche; Mutterkirche der aus ihr hervorgegangenen, in der Anglikanischen Kirchengemeinschaft zusammengeschlossenen anglikanischen Kirchen. Oberhaupt der Kirche von England ist der König beziehungsweise die Königin. Die Krone ernennt die Bischöfe, an deren Spitze der Erzbischof von Canterbury (»Primas von ganz England«) steht, der auch Vorsitzender der Vollversammlung der anglikanischen Bischöfe (Lambeth-Konferenzen) ist. Die Kirche von England gliedert sich in die Kirchenprovinzen Canterbury und York mit insgesamt 44 Diözesen; zur Provinz Canterbury gehört auch die Diözese Europa (Kathedralsitz: Gibraltar). Grundlage für Gottesdienst und Bekenntnis ist neben der Bibel das Common Prayer Book in der Fassung von 1662 mit den 39 Glaubensartikeln, die im Wesentlichen der stark kalvinistisch beeinflussten Fassung von 1552 entspricht. Daneben gibt es seit 1980 ein Alternative Service Book. In ihrer juristischen Gestalt entstand die Kirche von England durch den Bruch Heinrichs VIII. mit dem Papst und seiner darauf folgenden Ernennung zum »Alleinigen Oberhaupt der Kirche von England auf Erden« durch das Parlament in der Suprematsakte von 1534. Die Kirche von England verstand sich weiterhin als Bestandteil der katholischen Kirche und hielt in Bezug auf Bischofsamt (apostolische Sukzession), Gottesdienst und Hierarchie an der katholischen Tradition fest. Unter Eduard VI. (1547–53) kam es durch den für den minderjährigen König die Regentschaft führenden Edward Seymour Somerset zu Reformen im protestantischen Sinn. Seit den 60er-Jahren des 16. Jahrhunderts setzte die Bewegung der Puritaner ein. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es drei Hauptrichtungen in der Kirche von England: die niederkirchliche Low Church, die ein aktives Christsein im Alltag fordert und sozial stark engagiert ist, die hochkirchliche High Church, die als konservative Richtung in Theologie und Kultus auf das katholische Erbe zurückgreift, und die gemäßigt liberale, von der historisch-kritischen Theologie beeinflusste Board Church. Seit 1992 sind in der Kirche von England Frauen zum Priesteramt zugelassen (1994 erste Weihen von Priesterinnen), was im Vorfeld der Entscheidung mit heftigen innerkirchlichen Auseinandersetzungen verbunden war und von kirchlich konservativ geprägten Gruppen (Geistlichen und Laien) nach wie vor kritisiert wird.

Sekundärliteratur: C. P. Thiede: Religion in England (1994).

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