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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Messe (Volkskultur)

Messe [lateinisch missa, zu missio »Entlassung«],

Inhaltsverzeichnis

besonders oberdeutsch, mitteldeutsch: Jahrmarkt.

1) besonders oberdeutsch, mitteldeutsch:

Jahrmarkt.

Liturgie: seit dem 5. Jahrhundert in der ...

2) Liturgie:

seit dem 5. Jahrhundert in der lateinischen Kirche, heute in der katholischen Kirche Bezeichnung des Gottesdienstes, abgeleitet von seiner Entlassungsformel: ite, missa est, »geht, (die Versammlung) ist entlassen«; seit 150 belegt als Form des christlichen Hauptgottesdienstes, bestehend aus Wortgottesdienst und Mahlfeier nach dem Vorbild des letzten Abendmahls Jesu. Nach der Liturgiekonstitution des 2. Vatikanischen Konzils gliedert sich die Messe heute in folgende Teile: 1) Eröffnung (Versammlung der Gemeinde, Einzug derer, die einen Dienst versehen, Begrüßung, gemeinsamer Bußakt, Gloria und Tagesgebet), 2) Wortgottesdienst (Lesungen aus dem Alten Testament, den neutestamentlichen Briefen, der Apostelgeschichte oder Apokalypse mit dazugehörenden Antwortgesängen, Lesung aus einem der Evangelien, Predigt, Glaubensbekenntnis, Fürbitten), 3) Eucharistiefeier (Gabenbereitung, eucharistisches Hochgebet mit Präfation und Sanctus, Vaterunser, Brechen des Brotes mit Agnus Dei, Friedensgruß, Kommunion, gesammeltes Schweigen, Kommuniongebet), 4) Schluss (Mitteilungen an die Gemeinde, Segen, Entlassungsformeln, Auszug). Schwerpunkte der im Anschluss an das 2. Vatikanische Konzil durchgeführten Liturgiereform waren die stärkere Beteiligung der Laien am Vollzug der Messe und die Einführung der Landessprachen (bis auf besondere Anlässe) anstelle der lateinischen Sprache. – Die lutherischen Gottesdienstordnungen sind, trotz eines unterschiedlichen theologischen Verständnisses des Gottesdienstes, weitgehend am traditionellen Aufbau der Messe ausgerichtet. (Eucharistie, Gottesdienst, Kommunion, Liturgie)

Sekundärliteratur: J. H. Emminghaus: Die Messe. Wesen, Gestalt, Vollzug (Klosterneuburg 61997).

Musik: musikalisch-zyklische Form, aus den fünf ...

3) Musik: musikalisch-zyklische Form, aus den fünf Ordinariumsteilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus (mit Benedictus) und Agnus Dei. Die freie Komposition des Messetextes begann erst im 14. Jahrhundert (G. de Machaut). Sie gelangte in der polyphonen Kunst der Niederländer im 15./16. Jahrhundert zu hoher Blüte (G. Dufay, G. Binchois, J. Ockeghem, J. Obrecht, Josquin Desprez, O. di Lasso u. a.). Oft sind in diesen Messen weltliche Volkslieder als Cantus firmus (Tenor) verwendet. Den Höhepunkt der Messemusik bedeuten die A-cappella-Schöpfungen G. P. da Palestrinas. Seit dem 17. Jahrhundert entwickelten sich neue Formen, v. a. die Orchester- und Kantatenmesse (mit Chor, Soli, Orgel und Orchester): J. S. Bach (h-Moll-Messe), J. und M. Haydn, W. A. Mozart (Krönungsmesse), L. van Beethoven (Missa solemnis), F. Schubert, F. Liszt u. a. A. Bruckners späte Messen sind ein Höhepunkt der sinfonischen Messkomposition. Auf der Basis zeitgenössischer Kompositionstechniken entstanden Messevertonungen u. a. von I. Strawinsky, P. Hindemith, D. Schnebel und O. Messiaen.

Wirtschaft: Veranstaltung mit Marktcharakter, die sich im ...

4) Wirtschaft:

Veranstaltung mit Marktcharakter, die sich im Gegensatz zur Ausstellung in erster Linie an Fachbesucher, d. h. Wiederverkäufer oder gewerbliche Käufer, richtet, das wesentliche Angebot eines Wirtschaftszweiges (Branchenmesse, Fachmesse) oder mehrerer (Universalmesse, Mehrbranchenmesse) vorstellt und in der Regel in einem bestimmten Turnus am gleichen Ort stattfindet. Messen stehen zum Teil in bestimmten Öffnungsphasen auch dem allgemeinen Publikum offen. Unterscheiden lassen sich regionale, überregionale, nationale und internationale Messen, Investitionsgüter- und Konsumgütermessen sowie nach den beteiligten Branchen Landwirtschafts-, Industrie-, Handels- und Dienstleistungsmessen. Warenmessen, die dem unmittelbaren Warenaustausch dienen, entstanden im Mittelalter im Anschluss an Kirchenfeste oder Jahrmärkte. Sie durften durch die Städte nur aufgrund besonderer Messeprivilegien veranstaltet werden. Wichtige Warenmessen waren im 12. und 13. Jahrhundert die Messen der Champagne, später die von Brügge, Antwerpen, Paris, Lyon, Nischni Nowgorod, Leipzig, Frankfurt am Main, Köln, Frankfurt (Oder). Mustermessen, auf denen Geschäftsabschlüsse nur aufgrund ausgestellter Warenmuster getätigt werden, haben sich seit dem 19. Jahrhundert in ihrer heutigen Form zuerst in Leipzig entwickelt. Wichtige Messestädte in Deutschland sind heute Frankfurt am Main, Hannover, Düsseldorf, Köln, München, Stuttgart, Leipzig und Berlin. – Wirtschaftliche Bedeutung der Messen: Überblick über das Angebot und über Innovationen auf einem Markt, Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Anbietern, Kontakt- und Imagepflege. Geschäftsabschlüsse auf Messen gelten als Konjunkturbarometer.

Sekundärliteratur: Europäische Messen u. Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. P. Johanek u. H. Staab (1996); D. Arnold: Das kleine Lexikon Messen u. Ausstellungen (2002).