Nestorianer

Nestorianer, die Anhänger der Lehre des Nestorius (* um 381, † 451?; 428–431 Patriarch von Konstantinopel). Im Gegensatz zu den monophysitischen Tendenzen der alexandrinischen Theologie (Kyrill von Alexandria) sind nach dieser Lehre die göttliche und die menschliche Natur in Jesus Christus prinzipiell getrennt, in ihrer Aufeinanderbezogenheit jedoch in Liebe miteinander verbunden; Nestorius wandte sich gegen die Bezeichnung Marias als Gottesgebärerin. 431 Verurteilung des Nestorianismus und Absetzung des Nestorius durch das Konzil von Ephesos; Auswanderung der Nestorianer in das Sassanidenreich; 486 Trennung von der Reichskirche und Gründung der nestorianischen Kirche (auch ostsyrische Kirche); in der Folgezeit umfassende Missionstätigkeit in Indien (Thomaschristen), Zentralasien und China. Heute zählt die ostsyrische Kirche (Selbstbezeichnung Heilige Apostolische und Katholische Kirche des Ostens; auch »Assyrische Kirche«) rd. 150 000 Mitglieder im Nahen Osten (Iran, Irak, Libanon, Syrien), in Indien, Australien und den USA und bildet damit die zahlenmäßig kleinste orientalische Kirche. Dem seit dem 16. Jahrhundert mit der katholischen Kirche unierten Teil der ostsyrischen Kirche, der Chaldäischen Kirche, gehören über 320 000 Mitglieder an.

Sekundärliteratur: W. Baum: Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sogenannten Nestorianer (2000).

Weiterführende Artikel aus dem Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT