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Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden plus CD-ROM
ISBN 3-411-11009-0
149,00 € [D]

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Prometheus

Prometheus (1868; Pa...
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Prometheus (1868; Pa...
Szene aus der Promet...
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Szene aus der Promet...
Gefesselter Promethe...
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Gefesselter Promethe...

Prometheus,

Astronomie: ein Mond des Planeten Saturn.

1) Astronomie: ein Mond des Planeten Saturn.

griechische Mythologie: Abkömmling der Titanen, Bruder des ...

2) griechische Mythologie: Abkömmling der Titanen, Bruder des Atlas und des Epimetheus, ein Kulturheros. Da er gegen den Willen des Zeus den Menschen das Feuer brachte, wurde er an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet, wo ihm ein Adler die immer wieder nachwachsende Leber aushackte, bis ihn Herakles befreite. – Nach späteren Überlieferungen (u. a. Ovid) hat Prometheus selbst die Menschen aus Ton geformt.

Literatur: Schon in der Antike war der Prometheusstoff Inhalt dramatischer Dichtung. Nach der Darstellung in der ersten Tragödie des Aischylos (im Rahmen seiner Prometheustrilogie) hatte sich Prometheus mit Zeus gegen die Titanen verbündet, dann aber das von Zeus zum Untergang bestimmte Menschengeschlecht gerettet, indem er ihm das Feuer und die Kultur brachte. Zeus ließ ihn deshalb durch Hephaistos an einen Felsen schmieden. Da Prometheus das ihm allein bekannte Geheimnis, wie Zeus seinem drohenden Sturz entgehen könne, nicht preisgeben wollte, schleuderte Zeus ihn durch einen Blitz in den Tartaros. Später, in der (nicht erhaltenen) zweiten Tragödie, muss der Versöhnung mit Zeus und der Befreiung des Prometheus die Verkündigung vorausgegangen sein, dass der Thetis ein Sohn bestimmt sei, der stärker als sein Vater sein werde; Zeus verzichtete daher auf die Heirat mit Thetis und übergab sie dem Peleus als Gattin.

Seit der Renaissance war der Mythos erneut beliebter literarischer Stoff. Prometheus wurde als Schöpfer menschlicher Kultur dargestellt (G. Boccaccio, F. Bacon, P. Calderón de la Barca), als ein Sinnbild der unerlösten Menschheit an den Felsen geschmiedet (P. de Ronsard), seit G. Bruno war er Wahrheitssucher und Empörer gegen den mächtigen Zeus, ein Motiv, das durch A. Shaftesbury, Voltaire und den jungen Goethe (z. B. in der Ode »Prometheus«, 1774) in der Folgezeit beherrschend wurde, wobei Prometheus zugleich zum Symbol des duldenden Menschen erhoben wurde, so in G. Byrons Gedicht »Prometheus« (1816) und in dem Drama von P. B. Shelley (»Prometheus unbound«, 1820). Seit dem späteren 19. Jahrhundert trug die Interpretation der Gestalt des Prometheus einerseits antikonfessionelle beziehungsweise atheistische Züge, daneben diskutierte man auch F. Nietzsches These vom Übermenschen am Prometheusstoff, z. B. in C. Spittelers Epen (»Prometheus und Epimetheus«, 1881, Neufassung 1924 u. d. T. »Prometheus der Dulder«) und den Dramen von A. Gide (»Le Prométhée mal enchaîné«, 1899), auch bei N. Kazantzakis (»Prometheus-Trilogie«, 1941–43). Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts reduzierte man das Prometheus-Thema meist auf die Ideen der Rebellion und Emanzipation, deren Bewertung durchaus unterschiedlich ausfiel (A. Camus, P. Claudel). Während C. Orffs Oper »Prometheus« (1968) eine Wiederbelebung des antiken Gesamtkunstwerks nicht zuletzt durch Verwendung der griechischen Sprache anstrebte, unternahm Heiner Müller eine Projektion des Helden auf die politische Ebene (»Prometheus«, Uraufführung 1969).

Kunst: Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. wurden die Bestrafung durch den Adler des Zeus (Elfenbeinrelief aus Sparta; Athen, Archäologisches Nationalmuseum) und die Befreiung (Krater des Nettosmalers, um 600 v. Chr.; Olympia, Museum) dargestellt, seitdem häufig auf griechischen Vasen und Reliefs. Als Feuerbringer lässt sich Prometheus zunehmend seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis in römische Zeit nachweisen. Wie er den Menschen aus Lehm erschafft, erscheint oft auf römischen Sarkophagen. Seit der Renaissance wurde besonders das Motiv des gefesselten Prometheus gestaltet (Tizian, L. Giordano, F. Solimena, J. de Ribera, S. Rosa, P. P. Rubens), Piero di Cosimo stellte es in den Rahmen einer ganzen Prometheus-Folge, die Befreiung durch Herakles wählte A. Carracci. Der Symbolismus des 19. Jahrhunderts befasste sich ebenfalls mit dem Prometheus-Stoff (G. Moreau, A. Feuerbach, A. Böcklin); für das 20. Jahrhundert (J. Lipchitz, G. Marcks, O. Kokoschka, O. Zadkine) war Prometheus ein Sinnbild des sich gegen Gewaltherrschaft aufbäumenden Menschen.

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