Wien (Geografie)

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Fassade des Parlamen...
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Wien,

Inhaltsverzeichnis

Bundeshauptstadt und zugleich kleinstes Bundesland Österreichs, an ...

1) Bundeshauptstadt und zugleich kleinstes Bundesland Österreichs, an der Donau, 171 m über dem Meeresspiegel (am Dom), 415 km2, (2005) 1,63 Mio. Einwohner (davon rund 49 % katholisch, rund 6 % orthodox, rund 4,7 % evangelisch; rund 8 % Muslime); gegliedert in 23 Gemeindebezirke sowie das exterritoriale Gebiet der UN-City am linken Donauufer.Wien liegt am Fuß des Wienerwaldes, reicht südöstlich in das Wiener Becken hinein und greift auf dem linken Donauufer in das westliche Marchfeld über; es ist das politische, wirtschaftliche, kulturelle und administrative Zentrum des Landes mit Sitz der Bundesregierung und des Parlaments sowie der Wiener Landesregierung; Sitz der UN-Sonderorganisation für industrielle Entwicklung, der Internationalen Atomenergie-Behörde, der OPEC u. a. internationaler Organisationen, eines katholischen Erzbischofs, eines evangelischen, eines altkatholischen und eines armenisch-apostolischen Bischofs und eines griechisch-orthodoxen Metropoliten. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Universität (gestiftet 1365), TU, Universität für Bodenkultur, Wirtschaftsuniversität, Veterinärmedizinische Universität, Bundesanstalt für Leibeserziehung, Diplomatische Akademie, Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Hochschule für angewandte Kunst, Akademie der Bildenden Künste, Konservatorium, zahlreiche Forschungsinstitute, Planetarium, botanische und zoologische Gärten (im Park Schönbrunn einer der ältesten europäischen Tiergärten); Österreichische Nationalbibliothek, Österreichisches Staatsarchiv, Zentralarchiv des Deutschen Ordens; über 60 Museen und Gemäldegalerien, u. a. Graphische Sammlung Albertina, Kunsthistorisches Museum mit Schatzkammer, Naturhistorisches Museum, Wien Museum Karlsplatz, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Kunsthalle Wien, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Leopold-Museum und Theatermuseum; Konzerthaus, Musikvereinsgebäude, zahlreiche Theater, u. a. Staatsoper, Burgtheater, Volksoper, Akademietheater, Theater an der Wien, Theater in der Josefstadt, Volkstheater. Zu Wiens Ruf als Musikstadt tragen v. a. die Wiener Philharmoniker und die Wiener Symphoniker bei.

Wien ist Sitz der Zentralen von Großbanken, Sparkassen, Großhandelsgesellschaften und Wirtschaftsverbänden sowie der Börse; wichtigster Industriestandort des Landes mit Maschinen- und Stahlbau, Metall verarbeitender, Nahrungsmittel- und Genussmittel-, Elektro-, chemischer, Textil- und Holzindustrie; österreichisches Zentrum der Mode- und Kunstgewerbeindustrie; Kongress- und Messestadt; bedeutender Fremdenverkehr. – Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt; U-Bahn; mehrere Donaubrücken und Häfen; internationaler Flughafen in Schwechat.

Stadtbild:

Die Stadtanlage zeigt eine ringförmige Gliederung. Den Kern bildet die Innere Stadt: der am Südufer des Donaukanals gelegene, von der Ringstraße umgebene 1. Bezirk; hier befinden sich die wichtigsten Amtsgebäude und Kulturstätten. Zwischen dem Ring und dem parallel verlaufenden Gürtel liegen die Inneren Bezirke (3.–9.), dicht bebaute Wohn- und Geschäftsviertel mit dem Botschaftsviertel im 3. und 4. Bezirk und den Schlössern und Parks Belvedere (mit Barockmuseum und Österreichischer Galerie des 19. und 20. Jahrhunderts) und Schwarzenberg (1697–1715, von J. B. Fischer von Erlach), im 7. in der Mariahilfer Straße die großen Warenhäuser und im 9. das Spitalsviertel. Auf der Insel zwischen Donaukanal und Donau liegen der 2. und der 20. Bezirk mit vielfältiger Industrie, den Grünflächen des Augartens und des Praters, Messegelände und Sportplätzen, mit Bahn- und Hafenanlagen. Jenseits des Gürtels folgen die Äußeren Bezirke (10.–23.) mit Industrievierteln und Großsiedlungen im Süden. Die westlichen Bezirke reichen in den Wienerwald, sie umfassen Weinbaugebiete (alte Winzerdörfer, im 19. Bezirk: Grinzing, Nussdorf, Sievering). Villenviertel haben der 18., 19. und v. a. der 13. Bezirk, der auch Schloss und Park Schönbrunn und das 26 km2 große Naturschutzgebiet des Lainzer Tiergartens einbezieht. In den Bezirken jenseits der Donau setzt sich das städtebauliche Bild der Südzone mit Industrievierteln und Wohnsiedlungen fort. – Ausgehend von der durch Großbauten stark aufgewerteten Donauzone (Donauinsel, UNO-City [1973–79], Gelände der Gartenbauausstellung 1964 mit Donauturm), erstreckt sich im Osten eines der Hauptwachstumsgebiete der Stadt mit Großfeldsiedlung, Industriezonen, Erholungsgebieten, städtischen Versorgungsunternehmen.

Das historische Zentrum Wiens wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mittelpunkt der Inneren Stadt ist der Stephansdom. Vom spätromanischen Bau (Mitte 13. Jahrhundert) sind Teile des Westwerks (mit dem »Riesentor«, einem reich skulptierten Stufenportal) erhalten, der gotische dreischiffige Hallenchor wurde 1304, das Langhaus als dreischiffige Staffelhalle 1359 begonnen (spätgotisches Netzgewölbe 1450); der 136 m hohe Turm gilt als einer der schönsten gotischen Kirchtürme. Im Inneren befinden sich zahlreiche plastische Werke, darunter die Pfeilerstatuen im Chor (um 1320), der Orgelfuß (1513) und die Kanzel (1514/15) von A. Pilgram mit dessen Selbstporträt sowie das Grabmal Kaiser Friedrichs III. von N. Gerhaert von Leyden (1467 folgende); »Wiener Neustädter-Altar« (1447) mit Gemälden und Schnitzereien. Im Westen liegt am »Burgring« die große Baugruppe der Hofburg mit gotischer Kapelle (1447–49), Renaissance- und Barockbauteilen (Schatzkammer, Spanische Reitschule, Nationalbibliothek) und der Neuen Hofburg (Ende des 19. Jahrhunderts; Museum), anschließend der Ballhausplatz mit dem Bundeskanzleramt, unweit das Burgtheater (1874–88). Am »Opernring« liegt die Staatsoper (1861–69, 1955 wiederhergestellt), in der Nähe die Albertina. Im Gebäude der Alten Universität (1753–55) befindet sich die Akademie der Wissenschaften. Bedeutende Kirchenbauten in der Altstadt sind ferner: Sankt Ruprecht (11.–15. Jahrhundert), älteste Kirche Wiens; Sankt Michael, Augustinerkirche, Minoritenkirche, Maria am Gestade (alle 14./15. Jahrhundert), Kapuzinerkirche mit Kapuzinergruft (Grabstätte aller Kaiser von Matthias bis Franz Joseph I.) und Schottenkirche (beide 17. Jahrhundert), Sankt Peter (1703–17); im Süden die Karlskirche (seit 1716, von J. B. Fischer von Erlach). Weitere Barockbauten in der Inneren Stadt: Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan (1696–97; heute Finanzministerium), Palais Schönborn, Böhmische Hofkanzlei, Palais Kinsky. – An der Außenseite des Ringes, einer seit 1858 anstelle der alten Festungswerke angelegten 57 m breiten Prachtstraße mit Parkanlagen, stehen besonders Monumentalbauten des 19. Jahrhunderts, u. a. die Neue Universität (1873–83), das Rathaus (1872–83), das Parlament (1873–84), Naturhistorisches und Kunsthistorisches Museum (1871–91), die Akademie der Bildenden Künste (mit Gemäldegalerie).
Steinhofkirche (1904-07)
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Steinhofkirche (1904-07)

Wegweisend für das Bauen im 20. Jahrhundert wurde einerseits der Jugendstil (Secessionsgebäude von J. M. Olbrich, 1897/98; Stationen der Stadtbahn, 1894—1901, Steinhofkirche, 1904—07, und die Postsparkasse, 1904—06, von O. Wagner; Haupteingang zum Stadtpark von F. Ohmann, 1906), andererseits die klare, auf Ornamentik verzichtende Bauweise von A. Loos (u. a. Haus am Michaelerplatz, 1909—11). Nach dem Ersten Weltkrieg stand der Wohnhausbau im Vordergrund: am repräsentativsten der expressionistische Karl-Marx-Hof mit 1 300 Wohnungen (1927—30) von Karl Ehn (* 1884, † 1959); Werkbundsiedlung (1931/32, Typenhäuser u. a. von J. Hoffman, Loos, R. Neutra, G. Rietveld, H. Häring). Moderne Bauten der jüngsten Zeit sind u. a. die Kirche »Zur Heiligsten Dreifaltigkeit« von F. Wotruba (vollendet 1976), die Neue Moschee (1979), die Wohnanlage von F. Hundertwasser (1983–86), das »Haas-Haus« von H. Hollein (1986–90). In der Donau-City bildet der 1998 errichtete Andromeda Tower (Gesamthöhe 120 m), ein gläserner Büroturm in Ellipsenform von W. Holzbauer, eine neue architektonische Dominante. Ein neues Wahrzeichen stellt auch der 1999 fertiggestellte, 202 m hohe Büroturm »Millennium Tower« am nordöstlich der Innenstadt gelegenen Handelskai dar (Architekten: G. Peichl und B. Podrecca). Mit dem 2001 eröffneten Museumsquartier (Architekten: Laurids und Manfred Ortner), das die Achse von der Hofburg und den beiden historischen Museen mit Architektur- und Kunstformen des 20. und 21. Jahrhunderts fortführt, entstand einer der größten Kulturkomplexe der Welt, der drei neue Museen und zahlreiche kulturelle Einrichtungen beherbergt.

Verfassung: Nach der Landesverfassung von 1920, wieder verlautbart 1968 (mit Änderungen), ist Wien gleichzeitig Gemeinde (Stadt mit eigenem Statut) und Bundesland. Der Gemeinderat (100 Mitglieder, für 5 Jahre gewählt) übt als Landtag zugleich die Landesgesetzgebung aus. Der Gemeinderat wählt den Stadtsenat (die Exekutive), bestehend aus dem Bürgermeister, 2 Vizebürgermeistern sowie 6 Stadträten mit und 6 Stadträten ohne Ressortbefugnisse. Der Bürgermeister fungiert zugleich als Landeshauptmann und der Stadtsenat als Landesregierung.

Geschichte:

Wien geht auf die keltische Siedlung Vindobona und auf das gleichnamige römische Militärlager (etwa seit 100 n. Chr.) mit Zivilstadt zurück; 881 wird es als Wenia wieder genannt. Die Siedlung entwickelte sich bis ins 11. Jahrhundert zum wichtigen Handelsplatz. Um 1135 an die Babenberger gefallen; 1137 als Stadt erwähnt. Ab spätestens 1156 in Nachfolge von Klosterneuburg zur Residenz des Herzogtums Österreich ausgebaut, zu Beginn des 13. Jahrhunderts ummauert. 1221 erhielt Wien Stadt- und Stapelrecht und war von 1237 (neues Stadtrecht) bis zum Aussterben der Babenberger (1246) reichsunmittelbar. Von König Ottokar II. Přemysl von Böhmen (1251–76) kam Wien 1276 an Rudolf I. von Habsburg (1296 neues Stadtrecht). Herzog Rudolf IV., der Stifter, gründete 1365 die Universität. 1469 wurde Wien Bischofssitz (1722 Erzbischofssitz). 1485–90 residierte König Matthias I. Corvinus von Ungarn in Wien. – Im 15. Jahrhundert schwächte der Niedergang des Osthandels die wirtschaftliche Stellung der Stadt, doch wurde die Krise durch die neue Rolle als Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches (ab 1438/39; 1611–1806 [außer 1742–45] ständig) überwunden. 1529 wurde Wien von den Türken belagert und daraufhin 1532–1672 mit einem neuen Befestigungsgürtel versehen (1858 abgebrochen), der 1683 der erneuten Türkenbelagerung standhielt (Schlacht am Kahlenberg). Nach 1683 setzte der Aufstieg als barocke Kaiserresidenz und europäisches Kulturzentrum (u. a. Wiener Klassik) ein, verbunden mit großem Bevölkerungszuwachs (nach 1750 Entwicklung zur Großstadt); 1804 wurde Wien Hauptstadt des Kaisertums Österreich, 1805 und 1809 war es von den Franzosen besetzt, 1814/15 Schauplatz des Wiener Kongresses. Die österreichische Märzrevolution wurde mit der Besetzung von Wien durch Truppen des Fürsten Windischgrätz unterdrückt (Oktober 1848). – Die Industrialisierung (etwa ab 1850) brachte u. a. mit mehreren Wirtschaftskrisen (Börsenkrach 1873), aber auch der Weltausstellung von 1873 starke soziale Spannungen. Die Liberalen verloren 1895 die Mehrheit im Gemeinderat an die Christlichsoziale Partei K. Luegers (1895/97–1910 Vizebürgermeister beziehungsweise Bürgermeister von Wien), die sich für Kommunalisierung und Ausbau der städtischen Infrastruktur sowie für soziale Einrichtungen einsetzte. Mit dem Zerfall der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg (1918) änderte sich die Stellung Wiens: In Wien lebte fast ein Drittel der Bevölkerung der Republik Österreich. Seit 1922 eigenes Bundesland; Februar 1934 Kämpfe zwischen sozialdemokratischen Arbeitern und der Regierung von E. Dollfuß; 1938–45 Reichsgau des »Großdeutschen Reiches«, 1944/45 starke Zerstörungen durch Luftangriffe und Bodenkämpfe; 1945–55 von amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Truppen besetzt und in vier Besatzungszonen geteilt. Von 1945 an besaß die SPÖ in Wien die absolute Mehrheit (1996–2001 lediglich die relative) und stellte den Bürgermeister beziehungsweise Landeshauptmann: u. a. 1945–51 T. Körner, 1951–65 F. Jonas, 1984–94 Helmut Zilk (* 1927), ab 1994 Michael Häupl (* 1949).

Sekundärliteratur: Wien. Geschichte einer Stadt, hg. v. P. Csendes u. F. Opll, 3 Bde. (Wien u. a. 2001–05); J.-P. Bled: Wien. Residenz, Metropole, Hauptstadt (ebenda u. a. 2002); F. Czeike: Wien. Kunst, Kultur u. Geschichte (42005).

katholisches Erzbistum, 1469 durch Abtrennung vom Bistum ...

2) katholisches Erzbistum, 1469 durch Abtrennung vom Bistum Passau auf Wunsch Kaiser Friedrichs III. von Papst Paul II. als exemtes Bistum errichtet. 1722 erwirkte Kaiser Karl VI. die Erhebung zum Erzbistum mit dem Suffraganbistum Wiener Neustadt (1785 aufgehoben). Heutige Suffraganbistümer sind Eisenstadt, Linz und Sankt Pölten.

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