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ISBN 3-411-11009-0
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Im Erzgebirge hat die Herstellung von Weihnachtsspielzeug eine lange Tradition.

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Geschichte des Erzgebirges

Die zunehmende Besiedlung des Erzgebirges (ahd. Fergunna »Eichwald«, »Waldgebirge«; altsächs. Miriquidi[wald] »Dunkelwald«, u. a. belegt bei THIETMAR VON MERSEBURG [1004]) durch Bauern und Bergleute, v. a. aus Thüringen, Franken und dem Harz, bis in die Kammhöhe begann erst um 1150 mit der dt. Ostsiedlung unter Markgraf OTTO DEM REICHEN von Meißen; in den Rodungsherrschaften entstanden Waldhufendörfer. Im unerschlossenen Wald des Erzgebirges wurde 1136 das Benediktinerkloster Chemnitz gestiftet. Das erste Silbererz wurde 1168 in Freiberg, nachfolgend auch an anderen Stellen bis in die Kammlagen gefunden und zunächst durch Harzer Bergleute v. a. aus Goslar gefördert. In der Nähe der Erzfunde wurden vom 12. bis zum 15. Jh. Siedlungen gegründet (Freiberg, Schneeberg, Annaberg, Altenberg, Marienberg, Scheibenberg, Sankt Joachimsthal u. a.). Neben Silber- wurden auch Zinn-, Blei-, Kobalt-, Zink- und Eisenerze abgebaut. Die Blüte des Bergbaus nach 1168, v. a. aber zw. 1470 und 1550, begründete den damaligen Reichtum der Mark Meißen bzw. Kursachsens sowie der wettin. Landesherren als Inhaber des königl. Bergregals und führte im 16. Jh. zum Namen Erzgebirge (zunächst nur in der kursächs. Bergverwaltung; als Landschaftsname erst 1815 belegt, bis ins 18. Jh. auch Böhmisches Gebirge gen.). Im Vertrag von Eger (1459) wurde der Kamm des Erzgebirges endgültig als sächsisch-böhm. Grenze festgelegt. Im 16. Jh. begann die Kobaltverarbeitung (in den 1960er-Jahren eingestellt). Im 17. Jh. setzte, v. a. durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–48) bedingt, der Rückgang des Bergbaus ein. Es kam zur Herausbildung einer bedeutenden Hausindustrie (Nebenerwerbs- und Heimarbeit, auch von Frauen und Kindern): Bortenwirkerei und Spitzenklöppelei (vor 1561 und damit früher, als lange behauptet, eingeführt und v. a. durch BARBARA UTT(H)MANN [* 1514, † 1575] in Annaberg verbreitet, ab um 1600 wichtigster Broterwerb, heute v. a. im mittleren und westl. Erzgebirge), Herstellung von Posamenten (um Annaberg) und Spielwaren (»Häusel-, Männelmacher«, v. a. im Ost-E. etwa ab 1750 prägend; Zentren: Seiffen, Olbernhau, Waldkirchen/Grünhain; bis um 1900 von Nürnberger Verlegern dominiert) sowie Holzverarbeitung (v. a. Weihnachtsfiguren).

Die ursprüngliche bergmännische Schnitzkunst des West-Erzgebirges (als Feierabendtätigkeit) und die Sehnsucht des Bergmanns nach Licht begründeten die eigentümliche, stark vom  Bergbau und von Weihnachten geprägte Volkskunst bzw. ein auch durch Fachgewerbeschulen (Seiffen, 1853; Grünheide, 1874) gefördertes Kunsthandwerk: u. a. mechanisch betriebene Bergwerksmodelle (seit dem 16. Jh.), Heimat- und Weihnachtsberge, Weihnachtspyramiden (1803 ältester Beleg für gewerbl. Produktion, seit den 1930er-Jahren auch als Ortspyramiden üblich), Nussknacker (um 1865), Räuchermännchen (»Raachermännel«), Kurrendesänger, lichttragende Bergleute (seit um 1650; anfänglich auch aus Zinn) und Engel (seit Ende des 19. Jh. als Paar gewerblich hergestellt und zum Symbol geworden), Hängeleuchter (»Spinne«; seit Ende des 19. Jh.), Schwibbogen (Ende des 18. Jh. aus Eisen, seit um 1900 als Laubsägearbeit), Tierfiguren (durch Reifendreherei), Zündholzschachtelminiaturen (v. a. in Seiffen).


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