Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. Ein amerikanischer Finanzinvestor will den Konzern übernehmen. In den Abteilungen bricht Panik aus, die Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze. Private-Equity-Gesellschaften haben zwar schon einigen angeschlagenen Firmen zu neuer Blüte verholfen. Manche ließen sie aber als überschuldete Ruinen zurück, was ihnen den Spitznamen "Heuschrecken" einbrachte.
In jedem Fall kommen radikale Kosteneinsparungen auf das Unternehmen zu. Die Führungskräfte brauchen aber meistens nicht um ihre Jobs bangen. "Das Management gilt den Finanzinvestoren als wichtiger Aktivposten", erklärt Benedikt Hohaus von der Kanzlei Pöllath Partners, der Manager in Übernahmesituationen berät.
Da die Investoren wenig über das Geschäft wissen, sind sie auf die Führungsetage angewiesen. "Insbesondere der CFO ist für die Investoren eine der wichtigsten Personen im Unternehmen", sagt er. Es ist die Aufgabe des Finanzchefs, die nötigen Strukturen zu schaffen, um den ehrgeizigen Zielen der "Heuschrecken" zu genügen. Sie erwarten jährlich zwischen 20 und 30 Prozent Rendite. Das bedeutet viel Stress.
Die Private-Equity-Gesellschaften finanzieren ihre Käufe mit bis zu 85 Prozent Fremdkapital. Die oft hohen Zins- und Tilgungslasten bürden sie anschließend dem erworbenen Konzern auf, der sie aus dem laufenden Geschäft begleicht. "Der CFO soll deshalb schnell zusätzlichen Cashflow generieren", sagt Hohaus. So muss er zügig offene Forderungen eintreiben und eigene Zahlungsfristen verlängern.
"Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen verlangen die Investoren von ihm, dass er das Unternehmen so aufstellt, dass es gute Wachstumsperspektiven hat, damit es interessant für Nachfolgekäufer wird", erklärt Dirk Kießling. Als der Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts 2001 den Kranhersteller Demag Cranes übernahm, war er dort Finanzvorstand.
Heute arbeitet er freiberuflich für verschiedene Private-Equity-Gesellschaften als Interims-CFO. "Den Spagat zwischen kurz- und langfristigen Maßnahmen muss man in hohem Tempo bewältigen", erklärt er. Denn die Finanzinvestoren verkaufen das Unternehmen bereits nach drei bis fünf Jahren wieder. Bis dahin wollen sie Ergebnisse sehen.
Seine Fortschritte sollte der CFO jederzeit mit Zahlen belegen können. "Finanzinvestoren wollen teilweise wöchentlich wissen, wo das Unternehmen finanziell steht", erklärt Hohaus. Wenn die Firma hinter den Zielen zurückbleibt, hat der CFO die Investoren noch öfter im Haus. Auch die Gläubiger hat er am Hals.
"An den Krediten der Private-Equity-Gesellschaften sind teilweise bis zu 20 Banken beteiligt", sagt Alexander Götz, der früher Führungskräfte in Übernahmesituationen beraten hat. Heute ist er CFO beim Biogasanlagenhersteller Schmack Biogas. Der Finanzvorstand muss sich durch komplexe Kreditverträge kämpfen, die leicht 300 Seiten umfassen können.
Zudem soll er die Banken dazu bewegen, auf ihr Kündigungsrecht zu verzichten. Denn wenn die Firma die im Vertrag definierten Kennzahlen nicht erreicht, kann die Bank den Kredit zurückfordern, was für das Unternehmen den Ruin bedeutet. "Das verursacht dem Finanzchef schon die eine oder andere schlaflose Nacht", sagt Götz.
FTD.de, 27.12.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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